Wie fühlt es sich an, der letzte 250ccm-Weltmeister zu sein?
Hiroshi Aoyama: Ich fahre seit 23 Jahren Rennen und daher warte ich seit 23 Jahren auf diesen Moment. Es ist unglaublich. Ich bin sehr stolz, diesen Titel gewonnen zu haben und es ist natürlich ein kleines Extra, dass es der letzte 250er-Titel ist. Heute wollte ich das Rennen gewinnen und habe daher gepusht, gepusht und gepusht. Aber letzten Endes habe ich etwas zu hart gepusht und musste neben die Strecke. Ich fuhr durch den Kies, wie man es im MotoCross macht und ich sagte mir immer wieder: "Stürze ja nicht! Stürze ja nicht!" Ich kam zurück auf die Strecke, war aber weit abgeschlagen und es war so schwer, an meine Platzierung zu denken. Dann sah ich, dass Simoncelli gestürzt war und ich wusste dann, dass meine Platzierung für den Titelgewinn in Ordnung war. Das heutige Rennen war nicht das Beste für mich, aber die Meisterschaft zu gewinnen, ist einfach fantastisch. Es war eine schwierige Saison, aber meine Leute im Team haben mich großartig unterstützt. Wir waren ein tolles Team und sie haben mich angefeuert, mir die Extramotivation gegeben, wenn ich sie brauchte. Ich möchte ein ganz großes Dankeschön an alle sagen - Scot, Honda, Dunlop und jedem, der mir geholfen hat. Es war nicht einfach, aber ich konnte mit all der Hilfe hart pushen.

Aoyama musste immer alles geben., Foto: Milagro
Aoyama musste immer alles geben., Foto: Milagro

Du kamst 2004 in den GP als erster Gewinner der "Honda-GP-Schule" für junge Fahrer. Wie hat das Deine Karriere beeinflusst?
Hiroshi Aoyama: Es ist für japanische Fahrer nicht so leicht, in den Grand Prix zu kommen, daher war das sehr hilfreich. Es war eine tolle Möglichkeit, an GP-Rennen teilzunehmen. In diesen ersten zwei Jahren gewann ich meinen ersten GP in Motegi, was für Honda sehr gut war. Diese zwei Jahre waren eine tolle Erfahrung für mich und, natürlich, mein Bruder Shuhei gewann das nächste "Schuljahr". Ich erkenne das voll an, was Honda im Aufbau junger Fahrer tat. Ich war lange Zeit bei Honda. Es war auch eine schöne Erfahrung, drei Jahre für KTM zu fahren, aber es war schön, wieder zu Honda zurückzukommen. Ich begann mit Honda und ich denke, dass mein Fahrstil zur Honda-Maschine passt.

Was hast Du gemacht, bevor Du in die GP-Schule kamst?
Hiroshi Aoyama: Ich fuhr die All-Japan 250ccm-Meisterschaft für das HARC-Team, welches eine enge Bindung zu Honda hat. Ich denke mal, dass es da war, als Honda das erste Mal Notiz von mir nahm und Interesse an meiner Karriere bekam. Zuvor fuhr ich eine Honda RS125 in einem privaten Team, wurde dort von meiner Familie und anderen Leuten unterstützt.

Was waren 2009 Deine Höhen und Tiefen?
Hiroshi Aoyama: 2009 war ganz gut für uns! Das größte Hoch war mein erster Sieg des Jahres in Jerez und, natürlich, der Titelgewinn hier in Valencia.

Der Sieg in Jerez zählte zu den schönsten Momenten für Aoyama., Foto: Honda ProImages
Der Sieg in Jerez zählte zu den schönsten Momenten für Aoyama., Foto: Honda ProImages

Dachtest Du, bevor die Saison losging, dass du den Titel gewinnen könntest?
Hiroshi Aoyama: Ich erwartete, dass es schwer werden würde. Aber ich wollte ein paar Rennen gewinnen. Es war ziemlich schwer, an den Titel zu denken, da das Team, das Motorrad und alles erst sehr spät zusammengestellt wurde. KTM entschied sehr spät, ihr 250er-Programm einzustellen und darum unterschrieb ich erst so spät bei Scot. Aus diesem Grund war der Winter für mich sehr hart, denn für eine lange Zeit wusste ich nicht, was ich tun sollte. Dann, im letzten Moment, fand ich dieses Team und war glücklich. Aber ich habe nur ein Motorrad. Es ist ein kleines Team und Honda hat vor zwei oder drei Jahren damit aufgehört, die 250er weiterzuentwickeln. Daher erwartete auch niemand wirklich gute Resultate von uns.

Die Hochs und Tiefs 2009

Warum war Jerez so besonders?
Hiroshi Aoyama: In Jerez zu gewinnen ist ganz besonders. Ich denke, dass das für alle Fahrer dasselbe ist. Jerez ist das erste Europa-Rennen der Saison, es sind immer Menschenmassen da und es ist nie einfach, dort zu gewinnen. Irgendwie habe ich dort das Rennen gewonnen und anschließend habe ich zu mir gesagt: "Vielleicht, wenn ich einen guten Job mit diesem Team mache, gibt es doch eine Möglichkeit, den Titel zu gewinnen."

Du hast in Jerez gewonnen, weil Du so fantastisch spät auf der Bremse warst…
Hiroshi Aoyama: Die guten Sachen an der RS250RW sind, dass sie sehr stabil und sehr komfortabel auf der Bremse ist. Das war vermutlich unser stärkster Punkt und daher musste ich diesen Vorteil nutzen. Es ist sehr gut ein Bike zu haben, welches stabil auf der Bremse ist. Denn am Ende eines Rennens, wenn du mit deinen Rivalen kämpfst, kannst du so einfacher überholen, als die Anderen. Das hilft dir dabei, ein gutes Rennen zu fahren. Aber auch so ist das Grundpaket des Motorrades sehr gut.

Phillip Island lief nicht nach Aoyamas Geschmack., Foto: Honda
Phillip Island lief nicht nach Aoyamas Geschmack., Foto: Honda

Was war der niederschlagendste Moment 2009?
Hiroshi Aoyama: Phillip Island. Wir holten gute Resultate bis dahin und dann wurden wir auf Phillip Island nur Siebter. Ich fühlte mich auf dem Bike nicht gut und konnte daher nicht so sehr pushen. Auch hatte Simoncelli ein paar Rennen gewonnen und Punkte auf mich aufgeholt und ich dachte: "Das ist nicht gut". Das Rennen wurde abgebrochen, als jemand stürzte. Ohne das wäre ich vielleicht noch Vierter geworden, aber nach einem Rennen kannst du das Resultat nicht mehr ändern.

Du hast die Meisterschaft sehr lange angeführt. Gab es jemals einen Zeitpunkt, wo du auf Punkte gefahren bist?
Hiroshi Aoyama: Vor Phillip Island lag ich 28 Punkte vor Simoncelli. Das war nicht viel, denn wenn ich gestürzt wäre, hätte ich realistisch gesehen keinen Vorsprung mehr gehabt. Aber ich fuhr niemals nur auf Punkte. In Australien habe ich mich auf dem Motorrad einfach nicht wohlgefühlt. Das nächste Wochenende, in Sepang, war gut. Ich hatte ein gutes Gefühl für das Bike. Ich konnte hart pushen und das Rennen gewinnen.

War es gut, mit Scot zusammenzuarbeiten?
Hiroshi Aoyama: Sie sind ein kleines Team, doch kennen sie die Honda RS250RW sehr gut. Sie haben lange Zeit mit Honda zusammengearbeitet und kannten daher die guten Seiten des Bikes und die schlechten und was sie verbessern konnten und was nicht. Das macht das Rennenfahren einfacher, sie haben mir sehr geholfen.

Wie würdest Du Deinen Fahrstil beschreiben?
Hiroshi Aoyama: Ich denke, dass der schwierig ist, deinen eigenen Stil zu beschreiben. Ich denke, dass ich noch etwas aggressiver sein muss, denn manchmal bin ich vielleicht etwas zu ruhig und zu glatt und das ist manchmal einfach nicht genug. Aber viele 250er-Fahrer gingen in die MotoGP und hatten dort Erfolg. Daher wird es ziemlich interessant zu sehen sein, wie ich mich an diese Art von Motorrad gewöhnen kann. Ich denke, dass ich ein typischer Japaner bin. Ich mag es, das Fahren, die Daten und das Setup zu analysieren und verbringe daher viel Zeit mit meinem Chefmechaniker, meinem Reifentechniker und meinen Fahrwerksleuten. Das ist Teil meines Charakters.

2010 geht es in die MotoGP

Welche Viertakt-Erfahrung hast Du?
Hiroshi Aoyama: 2003 war ich der dritte Fahrer im Ukawa/Izutsu HRC-Team bei den acht Stunden von Suzuka. Ich bin damals also die VTR1000SPW im Training gefahren, fuhr aber das Rennen nicht. Ich denke, dass ein MotoGP-Motorrad ganz anders als ein Superbike ist, mit viel mehr Kontrollen für den Fahrer. Ich muss die RC212V fahren, ehe ich verstehe, wie dieses Motorrad zu mir passt.

Wie sieht Dein Plan für den Winter aus, um dich auf die MotoGP vorzubereiten?
Hiroshi Aoyama: Ich habe über den Winter noch nicht einmal nachgedacht. Ich habe nur an dieses letzte Rennen gedacht. Dieses Jahr war ich eine lange Zeit nicht in Japan und daher möchte ich jetzt nach Hause gehen und meine Familie sehen.

Freust du dich schon darauf, ein MotoGP-Pilot zu werden?
Hiroshi Aoyama: Ich bin stolz und sehr glücklich, ein MotoGP-Fahrer zu sein. Aber darüber hinaus habe ich noch nicht viel über die MotoGP nachgedacht. Ich hatte nur die 250er im Kopf. Heute ist für mich ein Traum wahr geworden und morgen wird ein weiterer Traum in Erfüllung gehen, wenn ich zum ersten Mal ein MotoGP-Motorrad fahren werde. Das Level in der MotoGP ist sehr hoch. Ich werde mein Bestes geben, lernen und mich verbessern. Das ist mein Ziel für nächste Saison.

Wirst Du Druck spüren, weil Du der einzige japanische Fahrer in der MotoGP sein wirst?
Hiroshi Aoyama: Ich fühle überhaupt keinen Druck.