Ab 2016 hielt die Einheits-ECU von Magneti Marelli in der Königsklasse Einzug, jetzt wollen MotoGP-Vermarkter Dorna und die FIM in der Moto2 nachlegen. Ab dem Jahr 2019 soll auch in der mittlere Kategorie der Motorrad-Weltmeisterschaft, bisher ja fast völlig ohne Elektronik unterwegs, eine komplexere ECU verbaut werden und dabei das Einheitssystem Anwendung finden. Motorsport-Magazin.com hat sich die einzelnen Punkte der Moto2-ECU angesehen:

Wer die Einheits-ECU liefern soll, ist bisher noch nicht entschieden. Die FIM stellt interessierten Herstellern frei, bis zum 09. November dieses Jahr ihre Angebote zu machen. Danach wird entschieden, wer bis einschließlich 2021 und mit einer Option auf Verlängerung die Einheits-ECU liefert. Wichtig sind für die Entscheidungsträger fünf Hauptmerkmale der Technik:

Die wichtigsten Punkte der Einheits-ECU:

1. Funktionsrahmen: Die Einheits-ECU des Herstellers hat bestimmten Richtlinien zu entsprechen. So muss die Elektronik für einen Motor mit bis zu vier Zylindern, acht Einspritzdüsen und vier Zündspulen funktionieren.

2. Ride-By-Wire: Das Ride-By-Wire-System ermöglicht es, ein Motorrad ohne mechanische Kraftübertragung zu steuern. Die Steuerung erfolgt dabei durch elektrische Leitungen. Damit gibt es keine direkte Verbindung mehr zwischen Gasgriff und den Drosselkappen des Motors. Diese werden mit einem elektrischen Motor gesteuert, der wiederum entscheidet, wie die Bewegungen des Gasgriffs umgesetzt werden. Diese Einstellmöglichkeiten werden dann von den Elektronikingenieuren der Teams betreut.

Für die Piloten der Moto2-Klasse wird die Einführung der Einheits-ECU eine Umstellung, Foto: Dynavolt Intact GP
Für die Piloten der Moto2-Klasse wird die Einführung der Einheits-ECU eine Umstellung, Foto: Dynavolt Intact GP

3. Inboard Datenlogger: Der Inboard Datenlogger des Motorrads ist eine Einheit, die Daten während des Fahrens in einem bestimmten Rhythmus erfasst und auf einer Speichereinheit im Motorrad sammelt. Zurück an der Box können die Daten auf einem Computer sichtbar gemacht und ausgewertet werden. Je mehr Informationen das System sammelt, desto genauer kann die Analyse in der Box ausfallen und intensiver nach Verbesserungsmöglichkeiten gesucht werden.

4. Sauerstoff-Sensor: Der Sauerstoff-Sensor oder auch Lambdasonde ist eine elektronische Vorrichtung am Motorrad, die den Sauerstoffanteil in einem zu analysierenden Gas oder einer Flüssigkeit misst. Dies ist wichtig, um für eine optimale Gemischbildung zu sorgen. Außerdem reduziert es schädliche Emissionen und hält den Verbrauch des Motorrads so gering wie möglich.

5. Motor/Chassis-Kontroll-Systeme: Zu den Kontroll-Systemen von Motor und Chassis gehören viele einzelne Einheiten. Dazu zählen Motorbremse, Traktionskontrolle und ein Anti-Wheelie-System. Außerdem sollte für die Einheits-ECU in der Moto2 auch eine Launch Control vorhanden sein. Dies ist eine Form der Traktionskontrolle, bei der Kupplung und Schaltung so gesteuert werden, das beim Starten die Drehzahl erreicht wird, bei der das Motorrad am besten beschleunigt.

Foto: Dynavolt Intact GP
Foto: Dynavolt Intact GP

Die letzten Punkte in der Einheits-ECU, die die FIM von den Herstellern im Paket erwartet, sind ein Quickshifter und eine Drehmoment-Kennlinie. Der Quickshifter oder auch Schaltautomat ermöglicht es dem Fahrer bei voller Beschleunigung auch ohne Betätigung der Kupplung die Gänge zu wechseln. Die Drehmoment-Kennlinie zeigt den Drehmoment-Verlauf des Motors auf. Daraus lässt sich in der Box ablesen, welches Drehmoment der Motor bei einer gewissen Drehzahl und Gaseinstellung produziert.