Drei Schweizer nehmen an diesem Wochenende den San Marino Grand Prix in Misano in Angriff. Dominique Aegerter fehlt verletzungsbedingt. So erging es seinen Landsleuten:

Sonntag

Tom Lüthi (6.): Schon in der Startphase musste Lüthi einem Konkurrenten ausweichen und in weitem Bogen durch die Auslaufzone. Trotzdem konnte er sich in der Anfangsphase in der Spitzengruppe festbeißen. Die Ausreißer Rins und Baldassarri konnte er nicht halten und so ging es fortan gegen Nakagami, Zarco und Morbidelli. Am Ende reichte es mit 11,095 Sekunden Rückstand zum sechsten Platz. Da Sam Lowes ausfiel, kletterte Lüthi in der WM-Wertung aber auf den 3. Rang - allerdings mit 53 Punkten Rückstand auf Leader Zarco.

"Misano war ein sehr schwieriges Weekend. Ich war vom ersten Training an am Limit, und das hat sich auch im Rennen nicht geändert. Ich war vor dem Start ziemlich nervös, weil ich wusste, dass ich alles versuchen und dennoch keine Fehler machen durfte, wenn ich den erwarteten hohen Rhythmus vorne mitgehen wollte. Der Start war gut, auch wenn ich wegen Nakagami neben die Strecke ausweichen musste. Danach lief es nicht schlecht, aber dann ging rasch der Reifengrip zur Neige. Als Rins von hinten angerauscht kam, versuchte ich Morbidelli loszuwerden und dem Spanier zu folgen, aber es gelang mir nicht. Es ging ziemlich wild zu und her zwischen mir und Morbidelli, wir haben uns mehrmals berührt. Aber so läuft das in dieser Klasse, man muss sich in jedem Rennen behaupten. Ich habe also ein Weekend am Limit hinter mir und reise mit zehn Punkten und dem dritten WM-Zwischenrang im Gepäck nach Hause. So gesehen, habe ich die Schäden in Grenzen gehalten."

Jesko Raffin (15.): Raffin duellierte sich fast über die gesamte Renndistanz mit Luca Marini und Ratthapark Wilairot. Dem Duo musste er sich zwar geschlagen geben, doch es reicht mit Platz 15 zu einem Punkt. 42,502 Sekunden fehlten am Ende auf die Siegerzeit.

"Mein Start war gut, aber in der zweiten Runde hatte ich eine Kollision mit Gardner. Wegen diesem Zwischenfall habe vier oder fünf Positionen verloren. Kurz vor Rennende habe ich Wilairot noch eingeholt. Es hat auch nicht lange gedauert, bis ich zum ersten Mal an ihm vorbeiging. Er hat aber sofort gekontert und in Folge war es ein unterhaltsamer Fight. In der letzten Runde habe ich Wilaroit in der schnellsten Kurve der Strecke überholt. Doch das wäre beinahe richtig schiefgegangen, da ausgerechnet in diesem Moment der Gang herausgesprungen ist. Ich konnte gerade noch einen Sturz verhindern. Es ist dennoch ein wenig ärgerlich, dass ich deswegen den 14. Rang verspielt habe. Aber ich bin auch soweit mit diesem Punkt für Rang 15 zufrieden."

Robin Mulhauser (20.): Ein schwaches Wochenende für Mulhauser. Schon in den Trainings lief es nicht, weshalb er auch im Rennen nie die richtige Pace aufbauen konnte. Er büßte 1:07 Minuten auf Platz eins ein und konnte als 20. nur Aegerter-Ersatz Iker Lecuona hinter sich lassen.

"Das Rennen war wie das gesamte Wochenende – sehr schwierig. Ich habe mich nie auf dem Motorrad wohlgefühlt, habe zwar alles gegeben, aber es hat wenig genützt. Wie es weitergehen soll? Ich werde mich weiter voll einsetzen. Das nächste Rennen findet in Aragón statt, wo ich meinen ersten GP bestritten habe. Ich liebe diese Strecke und hoffe, dass ich dort den Spass am Fahren wieder zurückerlange."

Samstag

Tom Lüthi (6.): Schon in den Freien Trainings deutete Tom Lüthi an, dass er auch in Misano in Schlagdistanz zur Spitze fahren kann. Am Samstagvormittag fuhr er prompt auf Rang sechs mit drei Zehnteln Rückstand auf Takaaki Nakagami. Im Qualifying reichte es dann mit knapp einer halben Sekunde Rückstand auf Pole-Setter Zarco für Startplatz sechs und somit die zweite Reihe. Vielleicht wäre noch etwas mehr drin gewesen, doch wenige Minuten vor Sessionende verbremste sich Lüthi auf einer schnellen Runde, musste den Notausgang durch die asphaltierte Auslaufzone nehmen und verlor damit jede Chance, seine Zeit noch zu verbessern. Dennoch ist er mit diesem Qualifying-Ergebnis mit Abstand bester Schweizer.

"Die zweite Startreihe ist gut. Sie ist mein Minimalziel für jedes Rennen und hier bin ich sogar besser klassiert als bei meinem 10. Startplatz mit dem späteren Sieg in Silverstone. Das Problem ist, dass wir noch keine perfekte Lösung gefunden, damit ich völlig entspannt und locker fahren kann. Ich war heute in jedem Moment am Limit. Wir haben während der Qualifikation einiges geändert, aber verbessert hat sich deswegen nicht viel. Das Problem ist klar die Konstanz. Es gibt wenig Grip, und es gab heute wenige Piloten, die ernsthafte Serien von schnellen Runden aneinanderreihen konnten, ohne Fehler zu machen. Wir werden hart weiterarbeiten und morgen früh neue Sachen ausprobieren. Mein Ziel für das Rennen ist dasselbe wie immer: Ich will um die Podest-Plätze kämpfen."

Jesko Raffin (23.): Eigentlich hatte der Samstag für Jesko Raffin toll begonnen: Im FP3 fuhr er mit nur sechs Zehnteln Rückstand auf die Spitze einen beachtlichen elften Rang ein, sein bisher bestes Trainingsergebnis. Leider konnte er diese Leistung im Qualifying nicht bestätigen. Bei wesentlich heißeren Asphalttemperaturen fuhr er sogar um vier Zehntel langsamer als am Vormittag und handelte sich satte 1,4 Sekunden Rückstand auf die Pole-Zeit ein. Das reichte nur noch für Startplatz 23 und somit die achte Startreihe.

"Der heutige Tag begann sehr, sehr erfreulich. FP3 am Vormittag war etwas ganz Herausragendes. Ich hatte ein gutes Gefühl mit dem Bike, einen starken Rhythmus, sowie als Elftschnellster ein super Ergebnis am Ende der Session. Die Pace war mehr als ermutigend für das Qualifying, obwohl das Bike wegen ein paar geringfügigen Schwierigkeiten mit der Front nicht perfekt war. Am Nachmittag hatte ich zunächst Probleme auf schnelle Rundenzeiten zu kommen. Doch schliesslich gelang mir in meinem ersten Exit doch noch eine gute Runde. Nach dem Boxenstopp, bei dem auch die Reifen gewechselt wurden, hatte ich immer viel Verkehr auf der Strecke. Als ich zum Schluss auf einer schnellen Runde war, ist mir einmal das Vorderrad weggerutscht und die Runde war somit kaputt."

Robin Mulhauser (29.): Für den dritten Schweizer im Bunde wollte es gar nicht laufen in Misano: Robin Mulhauser fand weder in den Freien Trainings noch später im Qualifying eine gute Pace. Am Ende landete er mit über 2,1 Sekunden Rückstand auf dem 29. und letzten Startplatz, selbst auf den Vorletzten Remy Gardner fehlten ihm schon knapp drei Zehntelsekunden.

"Es gibt weiterhin nicht viel zu sagen. Ich gebe mir wirklich Mühe, aber ich komme nicht auf gute Zeiten. Die Front rutscht weg und das Hinterrad beginnt zu rutschen, sobald ich die Pace erhöhe. Ich habe das Gefühl, überall am Limit zu fahren, doch ich bin mehr als zwei Sekunden hinter der Bestzeit. Irgendwie ist das nicht normal."

Jesko Raffin zeigte im FP3 eine tolle Leistung, Foto: SAG
Jesko Raffin zeigte im FP3 eine tolle Leistung, Foto: SAG

Freitag

Tom Lüthi (5.): Der ehemalige 125cc-Weltmeister startete stark in den Tag und setzte im ersten Training die zweitbeste Zeit. In Turn 10 unterlief ihm allerdings gegen Mitte der Session ein Sturz, bei dem er unverletzt blieb. Lüthi musste sich kurz vor Schluss Takaaki Nakagami nur um 0,044 Sekunen geschlagen geben. Seine Marke konnte er am Nachmittag allerdings nicht mehr verbessern und blieb im zweiten Training um zwölf Tausendstel über seiner Bestzeit vom ersten Training. Im Tagesklassement reichte es dennoch zum 5. Platz - allerdings mit über sechs Zehntel Rückstand auf Spitzenreiter Nakagami und einer Viertelsekunde auf den Zweitplatzierten Johann Zarco.

"Der Anfang ist ziemlich gut. Unser Ziel ist, die sehr positive Tendenz von Silverstone hier weiter zu verfolgen. Am Morgen war die Strecke in einem merkwürdigen Zustand und ich bin einmal kurz ausgerutscht, aber zum Glück ohne Folgen. Das Vorderrad ist eine Welle geraten und dabei ist das Hinterrad weggerutscht. Danach konnte ich den Rhythmus erhöhen und wir haben intensiv am Motorrad gearbeitet. Aber wir sind noch nicht ganz da, wo ich das Motorrad gerne hätte. Am Nachmittag bin ich mit harten Reifen gefahren, was nicht funktioniert hat. Denn der Grip der Strecke war etwas besser, und ich bin überzeugt, dass er morgen Samstag für die Qualifikation und am Sonntag für das Rennen noch besser sein wird. Körperlich bin ich fit, auch wenn der untere Rücken und der Fuss noch ein wenig schmerzen."

Jesko Raffin (25.): Ein schwacher Tag des 20-Jährigen. Im 1. Training reichte es mit einem Rückstand von 1,473 Sekunden noch zum 23. Rang. Am Nachmittag wuchs der Rückstand allerdings um drei Zehntelsekunden an, wodurch Raffin im Tagesklassement um zwei Ränge nach hinten rutschte.

"Es war im Prinzip kein schlechter Beginn. Am Ende habe ich gerade mal 1,7 Sekunden Rückstand auf die Bestzeit von Nakagami, der heute unglaubliche Zeiten fuhr. Auf den Zweitschnellsten sind es nur 1,4 Sekunden. Doch mit der Abstimmung des Bikes bin ich noch nicht so recht glücklich. Es gibt Probleme mit der Front, die sich im Kurveneingang drastisch auswirken. Das Motorrad ist in diesem Bereich nicht stabil genug, sowie auch etwas Bewegung am Vorderreifen zu spüren ist. Diese Sache müssen wir bis morgen in den Griff bekommen, um einen grossen Schritt nach vorne zu erzielen. Für ein gutes Qualifying mit einem Startplatz unter den Top-20 muss auch ich selbst noch zulegen. Das ist das Minimum-Ziel für eine aussichtsreiche Ausgangsposition, damit ich am Sonntag um die Punkteränge kämpfen zu können."

Robin Mulhauser (29.): Robin Mulhauser war in beiden Trainings in Misano das Schlusslicht der Moto2. Satte 2,413 Sekunden fehlten ihm am Ende auf die Tagesbestzeit, die Top-20 waren rund eine Sekunde entfernt.

"Ich kann einfach nicht so fahren wie gewünscht. Ich versuche, mich so stark wie möglich zu entspannen. Deshalb haben wir uns entschlossen, dass man mir während der Trainings teilweise die Rundenzeiten nicht mehr anzeigt, damit ich mich lockern kann. Aber auch das hat nichts gebracht. Am Nachmittag war es nicht ganz so schlimm, aber wirklich Spass habe ich im Moment beim Fahren nicht. Ich denke, dass ich einfach Zeit brauche, um mich moralisch wieder aufzubauen."