Noch nie gingen so viele deutsche Piloten in eine Moto2-Saison wie 2015. Neben den bereits im Vorjahr in der mittleren Klasse der Motorrad-Weltmeisterschaft aktiven Sandro Cortese, Jonas Folger und Marcel Schrötter stößt nun auch Rookie Florian Alt aus der spanischen Meisterschaft hinzu. Somit stellt Deutschland mit vier Piloten am zweitmeisten Fahrer nach Spanien in der Moto2. Motorsport-Magazin.com erfuhr von dem Quartett vor Saisonbeginn alle Details über ihre Vorbereitung, die Testfahrten und Ziele.

Sandro Cortese (Dynavolt Intact GP)

Cortese will 2015 regelmäßig um Podiumsplatzierungen kämpfen, Foto: Intact GP
Cortese will 2015 regelmäßig um Podiumsplatzierungen kämpfen, Foto: Intact GP

Der Moto3-Weltmeister von 2012 geht in seine dritte Moto2-Saison. Nach Anlaufschwierigkeiten in seinem Rookie-Jahr ging es 2014 für den Berkheimer bereits etwas bergauf. Er verbesserte sich von Gesamtrang 20 auf Platz neun und stand in Brünn als Dritter erstmals auf dem Podium. Meist verspielte Cortese aber in der Startphase durch zu große Vorsicht gute Qualifyingplatzierungen und nahm sich so schon früh die Chance auf ein gutes Ergebnis. "Man muss von der ersten Runden an 110 Prozent geben. Wenn man die Anfangsphase etwas zu vorsichtig angeht, ist das Rennen eigentlich schon gelaufen", weiß er mittlerweile auch selbst. Diese bisherige Schwäche soll ihn aber 2015 nicht mehr behindern: "Das Durchsetzungsvermögen kommt mit dem Selbstbewusstsein. Wenn man sich wohl fühlt, muss man nicht bewusst härter fahren, weil man es einfach von alleine macht."

Gezielt gearbeitet hat Cortese hingegen an seiner physischen Verfassung. "Ich habe körperlich noch einmal eine Schippe draufgelegt um da nichts dem Zufall zu überlassen. Ich versuche zu 100 Prozent fit zu sein und habe da auch ein gutes Team daheim, mit dem ich mich intensiv vorbereiten konnte", erklärte er gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Wir haben einen straffen Trainingsplan ausgearbeitet und ich bin viel Radfahren, Laufen oder Schwimmen gegangen und habe auch eine Menge Krafttraining gemacht. Außerdem halte ich einen strengen Ernährungsplan ein. An der Fitness wird es nicht scheitern", ist der 26-Jährige überzeugt.

Mit der Erfahrung und Selbstsicherheit aus mittlerweile zwei Saisons Moto2 und einer optimalen körperlichen Verfassung will Cortese 2015 in der eng umkämpften mittleren Klasse an alte Erfolge aus der Moto3-Kategorie anschließen: "Wir möchten in jedem Rennen um das Podium kämpfen und die Konstanz reinbringen, die uns letztes Jahr gefehlt hat."

Jonas Folger (AGR Team)

Folger zog seine Lehren aus der Rookie-Saison, Foto: AGR Team
Folger zog seine Lehren aus der Rookie-Saison, Foto: AGR Team

Auf ein Jahr weniger Erfahrung in der Moto2 kann Jonas Folger zurückblicken. Er absolvierte 2014 seine Rookie-Saison und legte einen echten Blitzstart in der Klasse hin. In den ersten sechs Rennen stand er bei den Grands Prix von Spanien und Italien gleich zwei Mal als Dritter auf dem Podium. Von da an ging es für Folger aber bergab. In den kommenden acht Rennen holte er nur einen Zähler, erst am Saisonende erfing er sich wieder halbwegs. "Ich hatte durch die Erfolge auch gewisse Erwartungen an mich selbst und habe mir ausgemalt, wo ich am Ende der Saison stehen könnte. Das war ein Fehler von mir", weiß der 21-Jährige heute.

Folger sieht sein turbulentes erstes Jahr in der Moto2 aber als wertvolle Erfahrung an: "Ich habe letztes Jahr viele Fehler gemacht , aber daraus lernt man. Ich denke, dass wir in dieser Saison definitiv besser aufgestellt sind und bin überzeugt, dass ich konstanter sein werde." Diese Konstanz legte er bereits bei den Testfahrten in Jerez und Valencia, wo er bei normalen Verhältnissen regelmäßig in den Top-Ten landete.

"Das ist schon ein gutes Zeichen", glaubt er. "Wir müssen uns sicher nicht den Kopf zerbrechen. Diese Ergebnisse sind völlig in Ordnung bei einem Test." Mit dem Saisonauftakt steigert Folger seine persönliche Erwartungshaltung aber noch einmal kräftig: "Auf das Podium zu fahren oder mal eine Pole Position zu holen wäre schön. In Katar werden wir sehen, wo wir aktuell stehen."

Marcel Schrötter (Tech3)

Schrötter versucht sein Glück erneut auf einem Tech3-Bike, Foto: Tech 3
Schrötter versucht sein Glück erneut auf einem Tech3-Bike, Foto: Tech 3

Wie Cortese und Folger bleibt auch Marcel Schrötter in diesem Jahr seinem bisherigen Team treu und fährt weiterhin für Tech3. Während die Erstgenannten aber auf Chassis' von Serienkrösus Kalex zurückgreifen, arbeitet Schrötter im Rennstall von Teamchef Herve Poncharal mit dem Eigenbau Mistral. Somit ist er neben Teamkollege Ricky Cardus nur einer von zwei Piloten, die so eine Maschine fahren. Das bringt gewisse Besonderheiten mit sich.

"Deine Aussagen als Fahrer müssen noch viel präziser sein, als wenn man zehn oder 15 Fahrer auf einem Motorrad hat, um es zu entwickeln. Durch meinen Teamkollegen und mich wird letztendlich entschieden, wie das Bike entwickelt wird. Deswegen ist es wichtig, dass wir das sehr genau und konzentriert machen und das Projekt so in die richtige Richtung geht. Das ist das Schwierigste", verrät Schrötter.

Mit den Testergebnissen war der 23-Jährige nach den ersten sechs Tagen in Valencia und Jerez gar nicht zufrieden: "Wir hatten da echt Schwierigkeiten, auf gute Zeiten zu kommen und das Motorrad zu verbessern, aber am Ende ging es schon in die passende Richtung." Darauf wollte Schrötter an den letzten drei Tagen in Jerez aufbauen. Zwar konnte er eine Tagesbestzeit erzielen, aufgrund von Dauerregen an allen Tagen war an ernsthafte Setuparbeit aber nicht zu denken.

Florian Alt (Ioda Racing)

Auf der Moto2-Maschine plagen Alt keine Platzprobleme mehr, Foto: Milagro
Auf der Moto2-Maschine plagen Alt keine Platzprobleme mehr, Foto: Milagro

Nach einem Jahr Abstinenz ist Florian Alt zurück in der Motorrad-Weltmeisterschaft. Er fuhr bereits 2013 in der Moto3-Klasse, war für die kompakten Maschinen aber viel zu groß und erlebte eine Horrorsaison ohne einen einzigen Weltmeisterschaftspunkt. So entschied er sich für einen Wechsel in die Moto2, allerdings nicht in die Weltmeisterschaft sondern die spanische CEV. Dort kämpfte Alt im Spitzenfeld und holte sich eine Menge Selbstvertrauen. Derart gestärkt geht der 19-Jährige nun mit Ioda Racing in seine erste Moto2-WM-Saison. "Für mich ist das ein völliger Neustart", erzählt er. "2013 war eine Katastrophe von vorne bis hinten, aber das habe ich abgehakt."

Alt verfügt durch sein Jahr in Spanien nun zwar schon über Moto2-Erfahrung, die Weltmeisterschaft ist aber doch noch einmal ein ganz anderes Kaliber, wie er bestätigt: "Von der CEV in die WM ist es ein Riesenschritt. Die Reifen sind anders, denn in der CEV wird Michelin gefahren und hier Dunlop. Außerdem habe ich in Spanien eine Kalex pilotiert, jetzt fahre ich Suter. Der Umstieg ist nicht so leicht wie ich mir das gedacht hatte."

In etwa 2,5 Sekunden betrug Alts Rückstand bei den Testfahrten an trockenen Tagen, in etwa eine Sekunde möchte der Ioda-Racing-Fahrer noch finden. Als einziger Suter-Pilot im Feld aber eine schwierige Aufgabe. "Ich habe im Moment noch Probleme beim Einlenken. Die Suter hat aber letztes Jahr noch Rennen gewonnen, also kann es nicht so schlimm sein", glaubt er.