Stefan Bradl lud nach seinem vorzeitigen Titelgewinn am Samstag in Valencia zur Pressekonferenz ein. "Ich muss mich bei meinem Team, bei meinen Sponsoren und meiner Familia zu Hause bedanken. Ich denke jeder kann verstehen, dass es ein wenig Zeit braucht, um solche Dinge zu verarbeiten und ich bin sehr, sehr glücklich", begann er freudestrahlend.

Über die Art und Weise wie er vorzeitig zum Titel gekommen war, wunderte sich der Deutsche selbst. "Es war ein bisschen komisch, denn normalerweise gewinnst du die Meisterschaft in einem bestimmten Moment, wie wenn du über die Ziellinie fährst und das ist ein bisschen anders", gab er zu. Dennoch war sich der 21-Jährige sicher, dass das in diesem Moment allerdings auch keine Rolle mehr spiele.

Bradl meinte, dass Deutschland einen Weltmeister gebraucht habe. Nun sei er stolz, dass ihm diese Ehre zu Teil wurde. "Es sind wirklich schon 18 Jahre seit dem letzten deutschen Weltmeister vergangen", spielte er auf Dirk Raudies' letzten deutschen GP Titel in der 125ccm Klasse 1993 an.

Rennsieg gleich mitfeiern

Während der Qualifikation habe er versucht, sich aufs Fahren zu konzentrieren. "Wir haben an diesem Wochenende schon ein gutes Motorrad, ein gutes Gefühl darauf und alles hat bisher wirklich gut funktioniert. Um ehrlich zu sein, hätte ich gern die Pole-Position gehabt und mein Ziel für Morgen ist, das Rennen zu gewinnen, schon allein deshalb, weil jetzt alles frei ist und ich das Rennen genießen kann. Ich werde versuchen zu gewinnen und das dann gleich mitfeiern", erklärte Bradl seinen Plan.

Stefan Bradl versuchte, die WM-Wertung auszublenden, Foto: Milagro
Stefan Bradl versuchte, die WM-Wertung auszublenden, Foto: Milagro

Allerdings ging es in der Meisterschaft gegen Saisonmitte mit Marc Marquez im Kampf um die Krone heiß her. Der Zahlinger resümierte: "Ich denke alle haben diese Moto2 Saison genossen. Es war am Ende ein sehr guter Kampf zwischen Marc und mir und ich denke, es gab kein einziges Rennen, das nicht spannend war. Manchmal denkst du als Fahrer: 'Oh Mist! Noch so ein Rennen!' und dann willst du einfach abhauen und dein eigenes Rennen fahren, aber in dieser Klasse ist einfach alles so nah beieinander."

Einfach nur Rennen fahren

Mit seinem spanischen Kontrahenten hatte Bradl trotzdem Mitleid: "Ich muss ihm aber auch gratulieren, denn er hatte eine großartige Rookie Saison. Es war ein großartiger Kampf und ich muss einfach die richtigen Worte finden..." Nach Japan musste er zum ersten Mal die WM-Führung aus der Hand geben. Dabei habe er zu diesem Zeitpunkt noch nicht an die Meisterschaft gedacht. "Ich wollte einfach nur Rennen fahren", äußerte Bradl weiter. In Aragon kamen dann noch einige Probleme dazu, doch er ruhte sich auf seinem Vorsprung aus. "Ich bin kein Fahrer, der sich jemals daran gewöhnen konnte, Meisterschaften zu feiern und jedes Rennen zu gewinnen, also habe ich natürlich darüber nachgedacht, aber am Ende war ich in jeder Session und in jedem Rennen in guter Form und als ich dir Führung in Motegi verloren habe, dachte ich, dass es definitiv sehr, sehr schwer werden würde."

Doch bis dato waren noch drei Rennen offen. Bradl dachte nicht ans Aufgeben und beschloss sein neues Motto: "Alles oder nichts." Dabei habe er die Meisterschaftswertung komplett ausgeblendet und nur versucht, sein Bestes zu geben. Er fuhr fort: "Beim Rennen in Australien war ich in sehr guter Form, ich machte nur einen kleinen Fehler in der letzten Runde. In Malaysia denke ich kam der Wendepunkt in der Meisterschaft, als Marc auch begann nachzudenken..."

Entscheidend für diesen Karrierehöhepunkt sei für den Kiefer Piloten allerdings sein Vater, Helmut Bradl gewesen, der selbst 250ccm Vizeweltmeister war. "Meiner Meinung nach ist er jetzt ebenso Weltmeister. Für mich ist das ein Punkt, der sehr tief sitzt, denn es ist nun genau 20 Jahre her, als mein Vater Vizemeister wurde und ich denke, es gibt nicht so viele Vater-Sohn-Kombinationen im Fahrerlager, die Weltmeister und Vizemeister waren. Das ist für mich etwas ganz besonderes und er ist der größte Teil meines Lebens, er hat mich seit meinen ersten Augenblicken im Rennsport unterstützt. Meine ganze Familie stand die ganze Zeit hinter mir, danke an sie."

Das ganze Kiefer Team ist aus dem Häuschen, Foto: Kiefer Racing
Das ganze Kiefer Team ist aus dem Häuschen, Foto: Kiefer Racing

Stefan Bradl - Weltmeister auf zwei Rädern

Speziell in Deutschland sei es Bradl sehr wichtig, sich mit diesem Titel im Motorradsport einen Namen zu machen. "Ihr wisst alle, dass die Formel 1 mit Sebastian Vettel und Michael Schumacher in Deutschland sehr beliebt ist. Wir haben großartige Sporttalente, aber ich denke, dass auch sie alle der MotoGP folgen und es wirklich spannend finden! Ich denke, es ist ein großartiges Gefühl mir meinen Namen, Stefan Bradl, als Weltmeister auf zwei Rädern in Deutschland zu machen", freute sich der frisch gekrönte Weltmeister, der meinte, dass er zu Hause noch einige Tage von einer Party zur nächsten großen Feierlichkeit unterwegs sein wird.

Sein Teammanager Stefan Kiefer freute sich ebenso: "Seit über 30 Jahren ist unsere Familie Rennsportverseucht. Ich bin selbst Ende der 80er, Anfang der 90er Motorradrennen gefahren. Irgendwann haben wir uns dann entschlossen, junge Fahrer zu unterstützen. Das ging 1995 los. Zu dem Zeitpunkt haben wir gar nicht damit gerechnet oder es uns vorgenommen, Deutscher Meister oder Weltmeister zu werden. Wir haben einfach gesagt: Wir wollen jungen deutsche Talente fördern. So ging das dann Schritt für Schritt."

Kiefer feierte zunächst die deutsche Meisterschaft, den Vizetitel in der Europameisterschaft und nun hat er es nach neun Jahren im GP Sport auf Weltebene geschafft. Er ergänzte: "Das hätten wir nie geglaubt, dass wir das je schaffen würden, ganz ehrlich. Ich kann das noch gar nicht richtig in Worte fassen, das ist auf jeden Fall ein super-schönes Erlebnis. Das ist das, wovon jeder träumt und es gibt eigentlich nichts Besseres. Naja, vielleicht ein bisschen: MotoGP-Weltmeister. Aber was wir jetzt erreicht haben, das ist schon immens viel. Ich glaube, da können alle Motorradfahrer aus Deutschland sehr stolz sein und ich hoffe, dass das etwas Bewegung in die Sparte bringt."