Mit Mercedes-AMG fehlt beim diesjährigen FIA GT-Weltcup in Macau (13.-16. November 2025) der erfolgreichste Hersteller des berühmten Stadtrennens. In der an diesem Montag veröffentlichten Starterliste mit nur 16 GT3-Autos - im Vorjahr waren es 22 Wagen - ist die Marke mit dem Stern absent. Und damit auch AMG-Veteran Maro Engel, der nicht zur Titelverteidigung antreten kann und dem die Chance auf seinen fünften Macau-GT-Sieg (2014, 2015, 2022, 2024) verwehrt bleibt.
Grund für die schmerzliche Abwesenheit von Mercedes-AMG auf dem Guia Circuit nach fünf Nennungen (Engel, Mortara, Juncadella, Gounon Aron) im Vorjahr: Schwierigkeiten mit der erstmalig vorgeschriebenen Einführung der Drehmoment-Sensoren in den Autos, wie sie auch in der WEC und in der IMSA-Meisterschaft zum Einsatz kommen.

Macau ohne Mercedes - Stefan Wendl erklärt Gründe
"Wir haben es gemeinsam mit den Teams nicht geschafft, die Finanzierung und Ressourcen aufzubringen, die nötig sind, um mit dieser Technologie konkurrenzfähig in Macau anzutreten", sagte Mercedes-AMG-Kundensportleiter Stefan Wendl schon am Rande des DTM-Finales in Hockenheim zu Motorsport-Magazin.com. "Das war eine Vernunftentscheidung. Die Teams hätten sich nicht damit wohlgefühlt und wir hätten es auch nicht geschafft, die Kapazitäten zur Verfügung zu stellen."
Beim Macau-Weltcup treten vorrangig Kundenteams aus dem asiatischen Raum an, die angesichts des Prestiges des Rennens meist von den Herstellern werksseitig unterstützt werden. Für Mercedes gingen zuletzt die Teams GruppeM Racing, Craft-Bamboo und Theodore Racing beim Straßen-Klassiker an den Start. Die drei Rennställe blicken bislang auf keinerlei Erfahrung im Umgang mit den Messwellen zurück, die dem sogenannten 'Sand-Bagging' entgegenwirken sollen.
Aktuell kommt die Technologie nur in der WEC sowie in der IMSA-Serie bei GT3-Fahrzeugen zum Einsatz. Der Einsatz bleibt umstritten: Zwar sollen sie die BoP-Verantwortlichen bei der Einstufung unterstützen, aber die Kosten dafür sind signifikant: Eine Antriebswelle samt Sensorik soll mit rund 40.000 Euro zu Buche schlagen, zudem ist ein erhöhter Ingenieurs-Aufwand der Werke notwendig. Der US-Hersteller MagCanica hat aktuell noch das Monopol auf die Drehmoment-Sensoren.

Wendl: "Macau hat besondere Anforderungen"
"Das Event in Macau hat besondere Anforderungen und es ist schwierig, das Ganze ordentlich hinzubekommen", sagte AMG-Leiter Wendl. "Die Strecke ist sehr wellig, es gibt keine Testmöglichkeiten und eine Simulation im Vorfeld ist schwierig. Es ist zwar möglich, aber nur mit einem sehr großen Aufwand an Ressourcen. Das kostet viel Geld und es muss in dem Zeitrahmen verfügbar sein. Deshalb haben wir zusammen mit den Teams abgesagt."
Eine Sorge im AMG-Lager speziell mit Blick auf den Guia Circuit: Wenn die Drehmoment-Sensoren nicht konstant von Ingenieuren nach den Sessions überprüft und kalibriert werden, könnte es Spitzen ('Spikes') in der Aufzeichnung des Drehmomentverlaufs geben, wenn die Autos über Bodenwellen oder Kerbs fahren. In diesem Fall drohen Strafen respektive falsche Werte für die BoP. Wendl: "Wir sind nicht grundsätzlich dagegen. Wenn es aber Wege gibt, wie man die Autos kostengünstiger einsetzen kann, dann wäre das schon im Sinne der Kundenteams."
BMW mit Marciello und Sheldon van der Linde am Start
Andere Hersteller stehen mit ihren Teams in Macau vor ähnlichen Herausforderungen, darunter BMW. Während das Team WRT die Drehmoment-Sensoren bereits aus der WEC kennt, betritt das Team Rowe Racing Neuland. Die beiden Erfolgs-Rennställe schicken jeweils einen BMW M4 GT3 Evo an den Start, am Steuer sitzen wie im Vorjahr der zweimalige Macau-Sieger Raffaele Marciello (Rowe) und Ex-DTM-Champion Sheldon van der Linde (WRT).
"Ich bin generell kein Fan davon, wenn Kundensport-Formeln wie GT3 teurer und komplizierter werden", sagte BMW-Motorsportchef Andreas Roos bezüglich der Messwellen-Thematik zu Motorsport-Magazin.com. "Macau tut uns nicht wirklich weh, weil wir die Teile (Messwellen) sowieso schon in der WEC im Einsatz haben. Aber reinen Kundenautos tut es weh, weil es mit einem finanziellen und technischen Aufwand verbunden ist. Ich bin weiterhin dagegen, das flächendeckend einzuführen."

16 Autos beim Macau GT-Weltcup - drei frühere Sieger am Start
BMW-Werksfahrer Marciello ist einer von drei früheren Macau-Siegern im überschaubaren Starterfeld der 16 GT3-Autos von sechs Marken - sechs weniger als im Vorjahr. Ebenso wieder dabei: 'Mister Macau' Edoardo Mortara in einem Lamborghini Huracan von Absolute Corse sowie Porsche-Werksfahrer Laurens Vanthoor (Absolute Racing), der am vergangenen Wochenende beim IMSA-Rennen in Road Atlanta den Gesamtsieg mit Porsche-Penske gefeiert hat.
Porsche ist mit fünf 911 GT3 R die am stärksten vertretene Marke im Teilnehmerfeld. Zu Vanthoor gesellen sich der frischgebackene DTM-Champion Ayhancan Güven, Laurin Heinrich, Dorian Boccolacci und Alessio Picariello. Ferrari kommt mit den Le-Mans-Siegern Antonio Fuoco und Yifei Ye, während Lamborghini neben Mortara den deutschen Werksfahrer Luca Engstler an den Start schickt. Trotz mangelnder Werksunterstützung haben sich zwei Teams gefunden, die den Audi R8 LMS GT3 Evo2 einsetzen, am Steuer sitzen Christopher Haase und Formel-E-Fahrer Joel Eriksson.
Macau FIA GT World Cup 2025: Starterliste
Fahrer | Marke |
---|---|
Ayhancan Güven | Porsche |
Laurin Heinrich | Porsche |
Laurens Vanthoor | Porsche |
Alessio Picariello | Porsche |
Dorian Boccolacci | Porsche |
Sheldon van der Linde | BMW |
Raffaele Marciello | BMW |
Christopher Haase | Audi |
Joel Eriksson | Audi |
Antonio Fuoco | Ferrari |
Yifei Ye | Ferrari |
Deng Yi | Ferrari |
Luca Engstler | Lamborghini |
Edoardo Mortara | Lamborghini |
Benjamin Goethe | McLaren |
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