Von acht auf zwölf: Die Abu Dhabi Autonomous Racing League, kurz A2RL, geht 2025 in ihrem zweiten Wettkampf mit insgesamt zwölf Teams an den Start. "Im vergangenen Jahr waren von den acht Teams drei sehr konkurrenzfähig. In diesem Jahr sind von den zwölf Teams mindestens sechs sehr gut", verspricht Stephane Timpano, CEO von Aspire, Schirmherr der A2RL im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Die sechs anderen lernen und sind Teil des Prozesses."

Die neue Saison beginnt am 26.April 2025 auf dem Yas Marina Circuit in Abu Dhabi. Dann wird auch wieder der amtierende Meister von 2024 an den Start gehen. Das Team TUM der Technischen Universität München war im vergangenen Jahr am erfolgreichsten und eines von zwei deutschen Teams in der Rennserie. Die zweiten deutschen Teilnehmer stellte die Constructor University aus Bremen. Die internationale Konkurrenz kam in der ersten Saison unter anderem vom Polytechnikum Mailand oder auch von der TU Nanyang aus Singapur.

In der Rennserie geht es darum, dass Teams aus Entwicklern, die von Universitäten auf der ganzen Welt kommen, autonom fahrende Autos gegeneinander antreten lassen. Im Wettbewerb geht es ausschließlich um die Software, der mit Laser-, Radar und Videosensoren ausgestattete und zusätzlich leicht modifizierte Super-Formula-Bolide ist für alle identisch.

Holpriger Start der Rennserie - bisher ein europäischer Test

KI-Boliden auch in Suzuka: Das ist die neue Serie A2RL (04:24 Min.)

Ihren Einstand gab die A2RL am 27. April 2024 mit dem Eröffnungsrennen in Abu Dhabi. Die Premiere verlief allerdings nicht ganz reibungsfrei: Einer der damals vier autonomen Rennteilnehmer drehte sich um 180 Grad, verharrte letztlich neben der Rennstrecke und konnte nicht mehr in die richtige Richtung rangieren. Andere Autos blieben dadurch teilweise auf der Strecke stehen. Zuvor war es auch zu kleineren Unfällen gekommen.

"Nichts davon ist gestellt. Wir geben den Autos keine Fahrlinie vor, die sie abfahren sollen. Autonome Autos treffen ihre eigenen Entscheidungen. Manchmal treffen sie auch falsche Entscheidungen", so Timpano. Diese Fehler seien Teil der Entwicklungsarbeit und gehörten dazu.

Als Ergebnis könne man laut Timpano auch klare Fortschritte sehen. Beim ersten Praxistest war der von künstlicher Intelligenz gesteuerte Rennwagen auf eine Runde dreieinhalb Minuten langsamer als sein menschlicher Kontrahent. Mittlerweile sei dieses Delta deutlich kleiner: "Wir haben die dreieinhalb Minuten auf im besten Fall neun Sekunden reduziert."

Die Rundenzeiten bei alleiniger Fahrt variieren jedoch deutlich mit den Bestleistungen im Rennbetrieb mit mehreren Fahrzeugen. "Die Fähigkeit, alle Informationen zur gleichen Zeit zusammenzufügen und wie ein menschlicher Fahrer zu reagieren, gibt es noch nicht", gesteht Timpano. Den KI-Boliden würde es an menschlichen Zügen fehlen.

Für Testfahrten waren die autonomen Boliden auch schon in Europa unterwegs. Ende August des vergangenen Jahres wurde in Italien in Imola und Vallelunga gefahren, um die Entwicklung auf neuem Terrain voranzutreiben. Im November war neben Testfahrten auf der japanischen Grand-Prix-Strecke in Suzuka noch ein Duell Mensch gegen Maschine geplant. Dieses musste allerdings bereits in der Aufwärmrunde abgebrochen werden.

KI-Racing hadert mit Akzeptanz im Motorsport-Publikum

Autonom fahrender Sportwagen
Die A2RL geht neue Wege im Motorsport und stößt nicht überall auf große Begeisterung, Foto: A2RL

Neben den technischen Herausforderungen kämpft die Rennszene mit ihrer Wirkung nach außen. Die A2RL betritt Neuland mit der Idee, Automobil-Rennsport ohne menschliche Einflüsse zu betreiben. Die etablierten Motorsport-Fans freunden sich nur schwer mit der KI-Entwicklung im Rennsport an: "Es gibt Menschen in der Sport-Community, die zurückhaltend gegenüber den Technologien sind. Sie sehen nichts Nachhaltiges in Rennen mit autonomen Fahrzeugen", so Timpano.

Der A2RL-Schirmherr sieht das genauso. Allerdings wären mithilfe der künstlichen Intelligenz neue Formen im Rennsport möglich. Teams könnten auch aus einem menschlichen und einem künstlichen Rennfahrer bestehen. Diese Rennsport-Innovation würde Timpano zufolge auch neues Publikum anlocken. "Es gibt viele Technikinteressierte, die die autonomen Lösungen sehen wollen und sich nur aus diesem Grund dafür interessieren."

Um für noch mehr Aufmerksamkeit zu sorgen, möchte die Rennserie ihrem Publikum ein neues Zuschauererlebnis bieten. A2RL bietet auch eine VR-Übertragung an. Durch hochauflösende Kameras auf jedem Boliden konnte das Geschehen auf der Strecke ganz nah verfolgt werden. Es war auch möglich, virtuell in die Garagen zu gehen und sich die Strecke anzuschauen. Das zieht eine neue Zielgruppe an.

Da stellt sich die Frage, ob die neuen Formen des Livestreamings nicht auch in anderen Rennserien wie der Formel 1 denkbar wären. "Ja absolut. Meta ist sehr an diesem Thema interessiert", sagt Timpano über den Facebook- und Instagram-Eigentümer.

A2RL will mehr Risiko und setzt auf zweites Standbein

Autonom fahrender Sportwagen in Suzuka
Die Teams sollen mit ihren autonomen Rennwagen mehr wagen, Foto: A2RL

Trotz gesetzter Anreize für neue Fans: "Das Vertrauen der Leute in autonome Lösungen ist das größte Problem. Deshalb versuchen wir ihnen zu zeigen, dass es wirklich funktioniert und auch sicher ist", möchte Timpano für Überzeugung sorgen. Abgesehen vom Rennsport betreibt die Serie auch Forschungsarbeit für die Industrie, die zukünftig von autonomen Fahrzeugen profitieren kann.

Auf dem Weg dahin möchte die Rennserie für größeren Fortschritt ihre Teams näher an das Limit treiben. Die von Universitäten gestellten Teams haben zumeist nicht die Ressourcen, sich größere Unfälle leisten zu können. Deshalb hilft A2RL nach: "Wir stellen große Unterstützung zur Verfügung, worum sich die Teams nicht kümmern müssen. Wir hoffen, dass die Forscher so mehr Risiko wagen."

Für die Boliden hat sich die A2RL zu Beginn der Saison 2024 einen Vierjahresplan gesetzt, an dessen Ende die Basis für eine autonome Rennserie geschaffen sein soll. Neben den Autos erweitert die Racing League nun ihr Portfolio. "In diesem Jahr starten wir mit Drohnen", sagt Timpano. "Eine Drohne zu zerstören ist im Gegenteil zu einem Auto in Ordnung", benennt der CEO den Vorteil.

Nicht nur auf finanzieller Seite haben die Drohnen den Autos etwas voraus. Auch gibt es bei den Flugobjekten mehr Interessenten. Bei den autonomen Boliden gab es anfangs 22 Anfragen, bei den Drohnen waren es 135. Der Grundstein für eine vergleichbare Drohnen-Serie zur A2RL scheint damit gesetzt zu sein.

Grundsteine für die kommende Saison 2025 wurden auch in der Formel 1 bei Aston Martin gesetzt. Der Rennstall aus Silverstone hat seinen Teamchef entlassen. Doch wer ist der Nachfolger? Alle Informationen erfahrt ihr im News-Video:

Aston Martin in der Krise: F1-Teamchef degradiert! (11:30 Min.)