Ayrton Senna, die Schumacher-Brüder Michael und Ralf oder David Coulthard: Sie alle prägten die Legende des Macau Grand Prix, dem einstigen inoffiziellen Formel-3-Weltfinale, das den Sprung in die Formel 1 bedeuten konnte. Am kommenden Wochenende (16.-17. November 2024) geht das berühmte Stadtrennen zum bereits 71. Mal über die Bühne. Vom einstigen Singleseater-Glanz ist jedoch wenig übrig geblieben.
Die Zeiten, in denen Top-Talente aus aller Welt mit den allseits beliebten F3-Boliden aufeinandertrafen, sind spätestens jetzt Geschichte. Nach einem Beschluss der FIA und mit Unterstützung des umtriebigen Formelsport-Promoters Bruno Michel, gehen dieses Jahr zum ersten Mal nur die leistungsschwächeren Fahrzeuge aus diversen Formula-Regional-Serien an den Start.
Warum die Formel 3 nicht mehr in Macau fährt
Der Schritt seit laut Michel aus zwei Gründen notwendig gewesen: zum einen, weil die FIA-F3-Autos für 2025 einen neuen Motor erhalten und entsprechend früh an Mecachrome geschickt werden müssten. Zum anderen, weil es das frühere Aufeinandertreffen der Formel-3-Piloten aus aller Welt in dieser Form ohnehin nicht mehr gebe. Anstelle der regionalen F3-Meisterschaften war ab 2019 die FIA Formel 3 (Zusammenschluss aus GP3 und F3-Europameisterschaft) gerückt, um alle relevanten Formelserien unter der FIA und Monsieur Michel zu vereinen.
Die Autos der FIA Formel 3 gingen in Macau nur in den Jahren 2019 und 2023 an den Start, dazwischen musste der Weltcup wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden. Mit 27 Autos in der Starterliste kann sich der Beginn der Formula-Regional-Ära in Macau durchaus sehen lassen. Selbst eingefleischte Motorsport-Fans werden aber nur die wenigsten Piloten kennen.
Anders als zu früheren Formel-3-Zeiten, in denen aufstrebende Talente wie Max Verstappen (2014), Lando Norris (2016, 2017), Charles Leclerc (2015), George Russell (2016) oder Esteban Ocon (2013, 2014) sich schon vor ihren Macau-Starts ein gewisses Standing in der Szene erarbeitet hatten.
Bekanntere Namen unter den diesjährigen knapp 30 FR-Fahrern sind der Deutsch-Däne Oliver Goethe aus Red Bulls Nachwuchskader, die beiden Ferrari-Junioren Dino Beganovic und Tuukka Taponen sowie das McLaren-Junior-Duo Ugo Ugochukwu/Alexander Dunne. Einige Formula-Regional-Meister und Formel-4-Piloten komplettieren die Starterliste. Zeiten, in denen frühere Macau-GP-Sieger wie Daniel Juncadella, Felix Rosenqvist oder Antonio Felix da Costa 'aus Spaß an der Freude' ins Formel-Cockpit zurückkehrten, dürften erst einmal vorbei sein.
Neuer Höhepunkt beim Macau GP: Der GT3-Weltcup
War früher stets das Formel-3-Rennen auf dem Guia Circuit der absolute Höhepunkt des Macau Grand Prix, könnte dieses Zepter nun an den GT3-Weltcup weitergereicht werden. Der 2015 ins Leben gerufene FIA GT World Cup, hervorgegangen aus dem seit 2008 ausgetragenen Macau GT Cup, bestimmt inzwischen die internationalen Schlagzeilen. Die großen Hersteller haben längst erkannt, dass sich mit GT3-Erfolgen in Macau gute Werbung machen lassen kann.
Der Prestige-Wert eines GT3-Sieges in Macau zeigt sich auch in der diesjährigen, erneut mit Stars gespickten Starterliste. Unter den 23 Fahrern von sechs Herstellern finden sich fast alle Sieger seit 2008. Angeführt wird das Feld von Raffaele Marciello, der 2023 in seinem letzten Rennen für Mercedes-AMG vor dem Wechsel zu BMW triumphierte. Die Münchner entsenden mit Augusto Farfus einen weiteren Sieger (2018 mit Schnitzer-BMW beim letzten Rennen des verstorbenen Charly Lamm) sowie mit Sheldon van der Linde und Dries Vanthoor zwei zusätzliche Werksfahrer.
Macau GT World Cup: Alle GT3-Sieger am Start
Lamborghini kehrt erstmals seit 2017 zurück und hat mit seinem neuen Werksfahrer Edoardo Mortara sogar den 'Mister Macau' höchstpersönlich im Gepäck. Der Italo-Schweizer siegte gigantische sieben Male auf dem Stadtkurs, wahlweise in Formel-3- und GT3-Fahrzeugen. DTM-Rennsieger Luca Engstler und Matteo Cairoli steuern die weiteren Lamborghini Huracan GT3 Evo2.
Mercedes-AMG muss sich ebenfalls nicht verstecken: Der dreifache GT-Sieger Maro Engel (2014, 2015, 2022) führt das Quartett der Affalterbacher an, das durch Daniel Juncadella, Jules Gounon und Ralf Aron komplettiert wird.
Porsche wartet auf seinen zweiten GT3-Sieg nach 2008 (Darryl O'Young), will jetzt aber mit dem 911 GT3 R zurückschlagen: Am Steuer der fünf Neunelfer sitzen der frühere Macau-Sieger und neue WEC-Weltmeister Laurens Vanthoor, Ex-DTM-Champion Thomas Preining aus Österreich sowie Laurin Heinrich, Alessio Picariello und China-Star Hongli Ye.
Audi wartet ebenfalls mit vier GT3-Boliden auf, die unter anderem von DTM-Pilot Ricardo Feller und Christopher Haase pilotiert werden. Für die beiden wird es der letzte Auftritt als Audi-Werksfahrer, bevor die Ingolstädter ihren Kader komplett einstampfen. Ferrari komplettiert den Hersteller-Reigen mit drei 296 GT3 samt dem amtierenden Le-Mans-Sieger Antonio Fuoco sowie den Werksfahrern Ye Yifei und Daniel Serra.
Macau GP 2024: Startzeiten und Rennen im Livestream
Zuschauer aus Deutschland müssen früh aufstehen, um den GT3 Weltcup zu verfolgen. Das Qualifikations-Rennen beginnt am Samstag, 16. November um 06:50 Uhr unserer Zeit. Das Hauptrennen über 16 Runden folgt am Sonntag um 05:25 Uhr MEZ. Die Startzeit für den Formula Regional World Cup ist jeweils 08:30 Uhr MEZ für das Quali-Rennen am Samstag sowie das Hauptrennen am Sonntag. Die Rennen werden auf dem YouTube-Kanal der FIA im Livestream gezeigt.
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