Beim Red Bull Ring Classics wird vom 7. bis 9. Juni die Motorsporthistorie wieder zum Leben erweckt. Einer von Österreichs größten Rennsportlegenden darf dabei selbstverständlich nicht fehlen: Dieter Quester. Er war seit Mitte der 1960er Jahren im Automobilrennsport unterwegs, fuhr Formel 2, Formel 1 und Tourenwagen. Er startete in den 1970er, 1980er und 1990er Jahren beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans, außerdem auch bei den US-amerikanischen Langstreckenrennen in Daytona, Sebring sowie in der DTM. Im Rahmen einer Presseveranstaltung zu den Red Bull Ring Classics bekam Motorsport-Magazin.com die Möglichkeit für ein Interview mit dem junggebliebenen Rennfahrer.
Rentner? Das Wort kennt Dieter Quester nicht!
Herr Quester, ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen, aber Sie werden jetzt 85 Jahre alt, aber mit dem Auto fahren können Sie es trotzdem nicht lassen, oder?
Dieter Quester: Also die 85 habe ich überhört. Ich bin ja bei einer Veranstaltung zum Wochenende, beim sogenannten Gaisbergrennen, also eine historische Veranstaltung. Und wir haben vom Veranstalter ein gemeinsames Abendessen. Aber ich habe jeden, der dort hinkommt, verboten, mir zu gratulieren, weil das brauche ich einfach nicht.
Normalerweise könnte man sagen, man kommt langsam mal ins Rentneralter, aber das ist für Sie keine Option?
Dieter Quester: Nein, das ist keine Option. Vor allem den Ausdruck Rentner kenne ich nur von anderswo her.
Aber es steckt ein Rennen drinnen - quasi ein Renn-tner.
Dieter Quester: Das stimmt (lacht), das ist richtig. Nein, also ich sitze nach wie vor wahnsinnig gerne noch in einem Rennfahrzeug und zumindest was mich betrifft, hängt es nicht vom Alter ab, sondern da ist einfach die Leidenschaft noch immer so groß, dass ich gerne in einem historischen Auto Gas gebe.
Die ungebrochene Leidenschaft einer Rennfahrerlegende: Gas geben ist für mich kein Problem!
Aber was fasziniert Sie denn so sehr am Thema Automobil, am Fahren?
Dieter Quester: Naja gut, das ist eine Frage, die hätten Sie mir vor 50 Jahren schon stellen müssen.
Da gab es mich noch nicht, sonst hätte ich sie natürlich gestellt.
Dieter Quester: (Lacht). Also wenn man so lange wie ich Rennsport betreibt - und das sind immerhin jetzt 65 Jahre - dann wird man den Nimbus und die Leidenschaft nicht los und das ist einfach ein Bestandteil meines Lebens.
Sie bleiben dabei auch immer am Puls der Zeit, also deswegen interessiert es mich jetzt ganz speziell, was Sie eigentlich von der Automobilindustrie oder von modernen Automobilen halten. Sie fahren, glaube ich, lieber mit den älteren Modellen, oder?
Dieter Quester: Naja, also es ist so, klarerweise fahre ich auf der Straße lieber ein bequemes, modernes Fahrzeug. Ich muss wohl jetzt zum Wochenende ein Fahrzeug Baujahr 1937 fahren, das sehr hart gefedert ist, kein Dach hat. Also ich hoffe sehr, dass es trocken bleibt. Aber ich meine, das sind Fahrzeuge, da muss man sich schon sehr am Riemen reißen, wenn man dem was Schönes abgewinnen will.
Ja, das ist die interessante Frage. Ich will nicht sagen, dass Sie in die Jahre gekommen sind, aber Sie sind ja auch schon wie gesagt im fortgeschrittenen Alter. Wie sehr gehen Sie persönlich denn eigentlich noch ans Limit, wenn Sie in so einem Auto sitzen?
Dieter Quester: Noch ist es für mich kein Problem, mich in ein Rennfahrzeug reinzusetzen, auf dem Red Bull Ring Gas zu geben, eine Kurve so schnell es geht zu fahren. Also ja, Probleme sehe ich für mich, auch wenn ich schon in einem fortgeschrittenen Alter bin, keine.
Also muss man eher auf die Autos aufpassen als auf Sie?
Dieter Quester: Das ist gescheiter. Denn es ist so, dass diese Fahrzeuge auch einen entsprechenden Wert repräsentieren und natürlich kommt immer wieder der Gedanke: Nur keinen Unfall haben, was natürlich immer passieren kann. Aber ja, es ist wie es ist. Ich werde, wenn ich am Ring bin, Gas geben.
Ich meine, mich daran erinnern zu können, dass es ja die Legendenparade gab, als der Red Bull Ring das erste Mal wieder zurück im Formel-1-Kalender war. Ich habe gehört, dass man da auf Sie immer am meisten aufpassen muss, dass nichts kaputt geht.
Dieter Quester: Ich würde nicht sagen, dass man auf mich am meisten aufpassen musste. Aber es ist schon richtig, dass man sagt: Wenn der Quester Gas gibt, kann was passieren.
Zwischen Freundschaft und Wettbewerb: Erinnerungen an das Trio Infernale
Passiert ist auch öfter mal neben der Strecke was, in den guten alten Tagen. Sie haben vorhin das "Trio Infernale" angesprochen. Wer war denn eigentlich der Schlimmste aus dem Trio?
Dieter Quester: Das war sicher der Poldi [Leopold Prinz von Bayern; Anm. d. Red.], aber ich muss sagen, der Striezel Stuck [Hans-Joachim Stuck; Anm. d. Red.], ich und der Poldi - wir konnten uns die Hände reichen. Wir waren alle drei richtige Lausbuben.
Wer war der Schnellste von Ihnen?
Dieter Quester: Ich bin gegen jeden gefahren. Der Striezel ist mit mir noch einige Rennen bei BMW gefahren. Also wir sind ganz selten gegeneinander gefahren. Das war in Le Mans, als ich den Porsche 356 gefahren bin oder den Porsche 962, der Striezel auch für Porsche gefahren ist und ich bin nach 60 oder 70 Runden ausgefallen. Also da ist es nicht zu einem Match gekommen.
Aber mit Dr. Helmut Marko im Ford Capri RS?
Dieter Quester: Ja, das war in Zandvoort. Da bin ich einen BMW Coupé gefahren und er den Capri. Und ja, das war ganz knapp. Ich war vorne, glaube ich, mit vier Sekunden oder was.
Lag es am Auto oder am Fahrer?
Dieter Quester: Das würde ich mich in dem Fall nicht so sagen trauen, aber ich habe schon ein gutes Auto gehabt. Aber er hat auch kein schlechtes gehabt mit dem Capri!
Super, vielen lieben Dank.
Dieter Quester: Gerne.
Eine weitere Gelegenheit, noch mehr über die Motorsport-Karriere von Dieter Quester, historischen Motorsport und Insider-Geschichten des Trio Infernales zu hören, bekommen Motorsportfans beim Red Bull Ring Classics am Wochenende des 7. bis 9. Juni. Am Samstag und Sonntag wird dort jeweils ein gemeinsamer Legenden-Talk von Dieter Quester sowie seinem alten Freund und Rivalen Leopold Prinz von Bayern geführt. Tickets für das Event gibt es hier im Vorverkauf.
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