Seit vielen Monaten wurde es spekuliert, jetzt steht es auch offiziell fest: Raffaele Marciello verlässt Mercedes-AMG nach sieben überaus erfolgreichen Jahren zum Saisonende 2023. Am kommenden Wochenende (18.-19. November) bestreitet der Schweizer beim GT-Weltcup in Macau sein letztes Rennen für den Hersteller aus Affalterbach und peilt seinen zweiten Sieg in der Zocker-Metropole an.

Marciello zählt unter Experten zu den besten GT3-Fahrern der Welt und räumte mit AMG seit 2017 jährlich auf großer Bühne ab: Blancpain-Meister 2018, Macau-Sieg 2019, Spa-Gesamtsieg 2022, im selben Jahr Champion im ADAC GT Masters sowie der Endurance-Titel in der GT World Challenge. Dieses Jahr ließ der 28-Jährige weitere Titelgewinne in der SRO-Serie folgen. Marciello stand zudem bei den Prestige-Rennen am Nürburgring (2021), in Daytona (2021) und Bathurst (2023) auf dem Podium.

BMW-Chef bestätigt Gespräche - Vertrag schon unterschrieben?

Wie es für Marciello nach seiner Mercedes-Ära weitergeht, ist offiziell noch nicht bekannt. Wurde der gebürtige Italiener zunächst mit einem Wechsel zu Lamborghini in deren neues LMDh-Programm in Verbindung gebracht, kristallisierte sich zuletzt BMW als Favorit heraus. Der Autobauer aus München bietet mit seinem LMDh-Projekt - 2023 nur in der IMSA, ab kommendem Jahr auch in der WEC - ebenfalls ein attraktives Angebot neben dem GT3-Sport.

Motorsport-Magazin.com hakte bereits am Rande des DTM-Saisonfinales in Hockenheim bei BMW-Motorsportchef Andreas Roos bezüglich einer möglichen Verpflichtung nach. "Marciello gehört zu den Top-5 der besten GT-Fahrer", sagte Roos. "Wenn man schaut, was er gewonnen hat, muss jeder Hersteller so einen Fahrer auf der Liste haben. Natürlich habe ich schon mal mit Marciello gesprochen, nachdem bekannt wurde, dass er sich umorientieren will. Ich habe aber mit vielen Fahrern gesprochen."

BMW M Motorsport präsentiert seinen nächstjährigen Werksfahrerkader üblicherweise zwischen Ende November und Mitte Dezember. Mit Marciello als Neuzugang? Wie Motorsport-Magazin.com gehört hat, soll er angeblich bereits einen Vertrag bei BMW unterschrieben haben.

Das GT-Ass würde sich in eine Reihe weiterer Hochkaräter wie Rene Rast, Sheldon van der Linde, Marco Wittmann, Robin Frijns, Dries Vanthoor, Jake Dennis oder Superstar Valentino Rossi einfügen. Seit Roos Anfang 2022 nach seinem Wechsel von Audi Sport zu BMW das Zepter übernommen hat, haben die Münchner kräftig aufgerüstet und aktuell 22 Werksfahrer im Aufgebot.

Raffaele Marciello feiert den Sieg beim Macau GT World Cup 2019
Raffaele Marciello: Jetzt zweiter Macau-Sieg nach 2019?, Foto: LAT Images

AMG-Abschiedsgeschenk für Marciello

Marciello wurde von Mercedes-AMG im Rahmen der hauseigenen Veranstaltung 'Champions United' in Valencia verabschiedet. Neben zahlreichen Rennfahrern waren auch die Führungskräfte Michael Schiebe (CEO Mercedes-AMG GmbH) und Jochen Hermann (Mitglied der Geschäftsleitung Mercedes-AMG GmbH), Christoph Sagemüller (Leiter Mercedes-AMG Motorsport) und Stefan Wendl (Leiter Mercedes-AMG Customer Racing) vor Ort.

"Ich bin gerührt", wurde Marciello in einer AMG-Pressemitteilung zitiert. "Ich habe als Abschiedsgeschenk das von mir gefahrene Spa-Siegerfahrzeug als Modellauto bekommen und AMG hat mir einen coolen, sehr emotionalen Film gemacht. Wir hatten alle zusammen nochmal einen schönen Abend. Ich bin Mercedes-AMG sehr dankbar, denn ohne sie wäre ich jetzt nicht hier." In Macau startet Marciello mit einem speziellen Helm, auf dem zahlreiche seiner früheren Fahrzeuge und Teamkollegen abgebildet sind.

Daniel Juncadella von Mercedes zu Corvette

Neben Marciello verabschiedete sich mit Daniel Juncadella ein weiterer langjähriger AMG-Fahrer aus Affalterbach. Der deutschsprachige Spanier startet 2024 für Corvette sowohl in der WEC (mit TF Sport) als auch in der US-amerikanischen IMSA-Sportwagenmeisterschaft. In den Staaten bestreitet Juncadella mit der neuen Corvette Z06 GT3.R die 'großen' Rennen in Daytona, Sebring sowie Petit Le Mans für Pratt Miller Racing in der GTD-Pro-Klasse.

Juncadella stieg nach seinem Gewinn der F3 Euro Series 2012 mit Mercedes-Benz in die DTM auf und bestritt insgesamt 110 Rennen zwischen 2013 und 2021. Seinen einzigen DTM-Sieg erzielte der 32-Jährige 2018 in Brands Hatch, stand zudem zwei weitere Male auf dem Podium und startete dreimal von der Pole Position. Sein bestes Gesamtergebnis (P14) holte Juncadella 2019 im einzigen DTM-Jahr von R-Motorsport, das mit einem von HWA aufgebauten Aston Martin an den Start ging.

Juncadella zählte auch bei internationalen Langstreckenrennen zu den festen Größen von Mercedes-AMG und fuhr beim 24h-Rennen Nürburgring zweimal aufs Podest (2021, 2022). Dieses Jahr machte er sich auch in den USA einen Namen mit dem Gewinn des IMSA Michelin Endurance Cup. 2024 wartet nun Juncadellas Debüt bei den 24 Stunden von Le Mans: "Ich habe viel vom diesjährigen Rennen gesehen. Ich befand mich bereits in Gesprächen mit Corvette und wusste, dass das eine Möglichkeit sein könnte. Dadurch wurde das Rennen noch interessanter für mich."