Die 79. Auflage des berühmtesten Langstrecken-Rennens der Welt war an Dramatik kaum zu übertreffen. Nachdem Audi bereits im ersten Renndrittel zwei seiner Audi R18 TDI durch Unfälle verlor, ruhten alle Hoffnungen auf dem Fahrzeug mit der Startnummer "2", das sich im Qualifying die Pole-Position gesichert hatte.

"Nachdem wir im vergangenen Jahr vor allem dank Zuverlässigkeit und Effizienz einen Rekordsieg gefeiert haben, hatten wir in diesem Jahr nicht nur das zuverlässigste, sondern auch das schnellste Auto", freute sich Audi-Vorstand Rupert Stadler. "Wenn man neue Wege einschlägt, ist das immer mit einem Risiko verbunden", fügte Motorsportchef Dr. Wolfgang Ullrich hinzu. "Aber dieses Risiko hat sich absolut ausgezahlt. Der Audi R18 TDI war in Le Mans 2011 eine Klasse für sich."

Vor allem aufgrund der beiden extrem schweren Unfälle von Allan McNish und Mike Rockenfeller erlebte Ullrich das für ihn und sein Team bislang emotional schwierigste Le-Mans-Rennen. "Dass es unsere Mannschaft mit nur einem Auto geschafft hat, die starke Konkurrenz 16 Stunden lang in Schach zu halten, ist fast unglaublich. Es ist eine Geschichte, wie sie meiner Meinung nach nur Le Mans schreiben kann", So Ullrich. "Jeder bei Audi kann stolz auf diesen Triumph sein. Die Nachricht, dass Allan (McNish) und Mike (Rockenfeller) die extrem schweren Unfälle so gut überstanden haben, ist dabei allerdings genauso wichtig wie des zehnten Audi-Sieges."

Schwere Unfälle am Samstag

Allan McNish und Mike Rockenfeller überstanden extrem schwere Unfälle im ersten Renndrittel unverletzt. McNish hatte im Audi R18 TDI mit der Startnummer "3" kurz vor Ende der ersten Stunde die Führung übernommen, als er im Streckenabschnitt "La Chappelle" von einem GT-Fahrzeug bei Tempo 170 am linken Hinterrad getroffen wurde. Der R18 TDI kreiselte von der Strecke, prallte mit hoher Wucht gegen die Streckenbegrenzung und überschlug sich. Das aus einem Stück gefertigte Kohlefaser-Monocoque des Audi R18 TDI hielt dem Aufprall stand. McNish konnte dem Wrack unverletzt entsteigen und nach einer vorsorglichen Untersuchung im Krankenhaus an die Rennstrecke zurückkehren.

Einen noch größeren Schutzengel hatte Mike Rockenfeller, als er kurz vor 23 Uhr auf Platz zwei liegend im schnellsten Streckenabschnitt bei ca. 300 km/h ebenfalls von einem GT-Fahrzeug am linken Hinterrad touchiert wurde. Der Audi R18 TDI bog nach links ab und prallte mit 270 km/h gegen die Leitplanken auf der Anfahrt zur "Indianapolis"-Kurve. Rockenfeller konnte dem Wrack selbst entsteigen. Der Vorjahressieger blieb vorsorglich über Nacht im Krankenhaus, konnte dieses am Sonntagvormittag aber schon wieder verlassen.

"Die Sicherheitsstandards bei Audi sind einfach enorm und haben mir das Leben gerettet", erklärte Mike Rockenfeller. "Ich hatte noch nie in meinem Leben einen solchen Unfall und hoffe, dass ich das auch nicht mehr erfahren muss." Ähnlich war der Kommentar von Allan McNish: "Ich danke den Audi-Konstrukteuren, dass sie ein Auto entwickelt haben, dem man nach so schweren Unfällen unverletzt entsteigen kann."