Die IndyCar brachte am vergangenen Sonntag ihr drittes Rennwochenende 2024 hinter sich. Doch der spektakuläre Strategie-Triumph von Scott Dixon in Long Beach wird schon wenige Tage später von einem handfesten Skandal überschattet, der noch vom Saisonauftakt stammt. Gleich zwei Autos wurden mehr als einen Monat nach dem Rennen aus der Wertung genommen, darunter der Rennsieger.
Bei dem Auftaktrennen in St. Petersburg hatte sich Josef Newgarden den Sieg gesichert. Doch die IndyCar-Serie stellte bei Untersuchungen in Long Beach fest, dass sich der US-Amerikaner einen unerlaubten Vorteil verschafft hatte. Genauso wie sein Teamkollege Scott McLaughlin, der bei dem Rennen in Florida auf P3 ins Ziel fuhr, hatte der amtierende Indy-500-Champion bei einem Restart das Push-To-Pass-System aktiviert. Auch der Neuseeländer wurde deshalb disqualifiziert.
Manipulation? Penske-Duo von IndyCar-Rennen disqualifiziert
Die Überholhilfe, die 60 Extra-PS freischaltet, darf für insgesamt 200 Sekunden in jedem Rennen eingesetzt werden. Allerdings ist der Einsatz - ähnlich wie jener von DRS in der Formel 1 - auf dem Großteil der ersten Runde direkt nach dem Start und nach Restarts nicht erlaubt. Erst nach dem Überfahren der "Alternativen Start-Finish-Linie", die sich in der Regel vor der letzten Kurve befindet, kann das System wieder aktiviert werden.
So sollte es jedenfalls sein. Denn die IndyCar stellte fest, dass an den Fahrzeugen von Team Penske das System immer einsatzbereit war. Der Verstoß wurde erst beim Warm-Up in Long Beach aufgedeckt. Die illegale Software befand sich nicht nur in den Autos von Newgarden und McLaughlin, sondern auch im Dallara DW-12 des dritten Penske-Fahrers Will Power. Der Australier kam im Gegensatz zu seinen beiden Teamkollegen allerdings mit einer 10-Punkte-Strafe davon und darf sein Ergebnis aus St. Petersburg behalten.
Begründet wurde die mildere Strafe dadurch, dass die IndyCar zu dem Schluss kam, dass Power das Push-to-Pass-System am Restart nicht eingesetzt hatte - im Gegensatz zu McLaughlin und Newgarden. Durch die Disqualifikation seiner beiden Teamkollegen rückte Power im Rennergebnis sogar bis auf die zweite Position auf und verlor unter dem Strich nur zwei Punkte.
Zusätzlich zu den sportlichen Strafen wurden die betroffenen Fahrzeuge auch mit einer Geldstrafe von 25.000 US-Dollar (ca. 23.300 Euro) belegt und verlieren sämtliche in St. Petersburg gewonnenen Preisgelder. Penske ist das erfolgsreichste Team im US-amerikanischen Motorsport. Gründer und Eigentümer Roger Penske ist gleichzeitig auch Besitzer der IndyCar-Meisterschaft selbst, sowie des Indianapolis Motor Speedway.
Team Penske: System nach Testfahrten nicht ausgebaut
Team Penske betonte in einer Aussendung, dass man die Strafe akzeptiere und erklärte, wie es zu dem technischen Verstoß gekommen war. "Leider wurde die Push-to-Pass-Software nach den kurz zuvor absolvierten Hybrid-Tests in den IndyCar-Fahrzeugen von Team Penske nicht entfernt", wurde Team-Präsident Tim Cindric in einer Aussendung zitiert.
"Diese Software ermöglichte es, dass Push-to-Pass während der Restarts beim Großen Preis von St. Petersburg eingesetzt wurde, was nicht zugelassen ist", so Cindric weiter. Er bestätigte zudem, dass Newgarden und McLaughlin das System nicht nur einsatzbereit war, sondern bei einem Restart beim Saisonauftakt auch eingesetzt worden war.
Scott McLaughlin bestreitet Manipulation: Wusste von Software nichts
Newgarden schwieg bislang zu seinem Ausschluss vom Rennen. McLaughlin äußerte sich mit einem Statement auf Social Media zu seiner Disqualifikation. Er betonte, die Strafe zu akzeptieren, bestritt allerdings eine bewusste Manipulation oder einen kompetitiven Vorteil. "Mir war die Situation mit der Software nicht bewusst. In meinem Falle verwendete ich Push-to-Pass für einen kurzen Moment (1,9 Sekunden) an einer Stelle, an der es üblicherweise im Rennen eingesetzt wird", so der dreifache Australian-Supercars-Champion.
"Ich habe den Knopf aus Gewohnheit gedrückt, aber ich habe weder Autos überholt noch einen Zeitvorteil gewonnen", heißt es in dem Schreiben. McLaughlin sah sich bereits in der Vergangenheit ähnlichen Vorwürfen ausgesetzt, nachdem Videoaufnahmen zeigten, dass er im Qualifying gewisse Knöpfe am Lenkrad drückte. Derartige Vorwürfe wurden aber nie bewiesen.
McLaughlin hatte in Interviews erklärt, dass dies auf eine Gewohnheit aus seiner Tourenwagen-Zeit zurückzuführen ist, als sich an dieser Stelle sein Trink-Knopf befand. Inzwischen nutze er diese Bewegung aber als mentale Konzentrationshilfe, die keine Auswirkungen auf irgendeine Funktion am Auto habe.
Wegen Penske-Disqualifikation: McLaren bricht IndyCar-Durststrecke
Newgarden befand sich nach zwei von 17 Punkte-Rennen in der IndyCar-Saison an der Spitze der Meisterschaft, nachdem er auch in Long Beach bis kurz vor Schluss im Kampf um den Sieg dabei und nach einer umstrittenen Berührung mit Andretti-Pilot Colton Herta unverschuldet auf P4 zurückgefallen war.
IndyCar 2024: Der Stand nach 2/17 Rennen
Nach der Disqualifikation fällt er in der Meisterschaft bis auf den elften Platz zurück. Scott Dixon liegt nun in der IndyCar-Tabelle voran, gefolgt von Herta und Titelverteidiger Alex Palou. Pato O'Ward ist der neue Sieger des IndyCar-Rennens in St. Petersburg. Dadurch beendet der Arrow-McLaren-Pilot eine seit Juli 2022 anhaltende Durststrecke. Seit damals war nicht nur der Mexikaner sieglos, sondern auch der IndyCar-Ableger des berühmten Rennstalles aus Woking.
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