Während die Formel-1-Welt am vergangenen Wochenende gespannt nach Monaco blickte, fand in den USA am Sonntag ein nicht weniger prestigeträchtiges Rennen statt: Das legendäre 500-Meilen-Rennen von Indianapolis ging über die Bühne. Das Highlight der Indycar-Saison sorgte auch in diesem Jahr für viel Aufregung, mit einem umstrittenen Finale und einem Unfall, der beinahe zur Katastrophe führte. Wir haben die größten Aufreger des Rennens zusammengefasst.

Reifen verfehlt Zuschauer knapp

In der 184. Runde des 500-Meilen-Rennens von Indianapolis trennten nur wenige Meter das selbst ernannte "größte Spektakel des Rennsports" von einer schlimmen Katastrophe. Auslöser dafür war der Bolide von Felix Rosenqvist. Der McLaren-SPM-Fahrer verlor auf Platz 7 liegend die Kontrolle über seinen Wagen und drehte sich nach einem Einschlag in der Wand unkontrolliert über die Strecke.

Andretti-Fahrer Kyle Kirkwood konnte nicht mehr ausweichen und kollidierte mit einer Geschwindigkeit von weit über 320 Km/h in einem ungünstigen Winkel mit dem Dallara des Schweden. Kirkwoods linker Hinterreifen Reifen wurde von seinem Auto gerissen flog in einem weiten Bogen über den Fangzaun.

Der Pneu verpasste eine voll besetzte Zuschauertribüne nur um wenige Meter und schlug stattdessen auf einem Parkplatz ein. Dort wurde ein Auto an der Front getroffen, Menschen kamen wie durch ein Wunder keine zu Schaden. Auch die beiden Fahrer blieben bei der heftigen Kollision unverletzt.

Chaos in der Schlussphase

Der Unfall zwischen Kirkwood und Rosenqvist sorgte nicht nur für einen Schreckmoment und eine rote Flagge, sondern stellte in weiterer Folge auch den Rennverlauf auf den Kopf. Bis dahin hatte es bei dem 200-ründigen Ovalrennen nur zwei Gelbphasen gegeben, aber auf den letzten Runden überschlugen sich die Ereignisse.

In der Runde nach dem Restart kam es zu einer weiteren Unterbrechung, als McLaren-Fahrer Pato O'Ward in Folge eines überambitionierten Manövers in die Streckenbegrenzung einschlug und gleichzeitig auch Simon Pagenaud und Agustin Canapino verunfallten.

Beim folgenden Restart schaffte es das Feld nicht einmal über die Start-Ziel-Linie, ehe es den nächsten Unfall gab. Diesmal waren Benjamin Pedersen, Graham Rahal und Ed Capenter involviert. Die wichtigste Nachricht nach dieser chaotischen Schlussphase: Alle verunfallten Fahrer konnten sich selbständig aus ihren Autos befreien.

Marcus Ericsson verpasst zweiten Indy-Triumph

Die letzte rote Flagge wurde vor allem deshalb ausgerufen, da die Rennleitung das Rennen unbedingt unter grün beenden wollte. Eine Entscheidung, die dem ehemaligen Formel-1-Fahrer Marcus Ericsson bitter zu stehen kam. Der Vorjahres-Sieger lag auf Kurs, sein zweites Indy 500 in Serie zu gewinnen.

Doch da am Ende noch eine Runde unter grün absolviert wurde, gelang es dem US-Amerikaner Josef Newgarden den Chip-Ganassi-Piloten aus dem Windschatten noch zu Überholen. Der zweifache Indycar-Champion sicherte sich damit seinen lange ersehnten ersten Sieg beim 500-Meilen-Klassiker.

Ericsson ärgerte sich über die Entscheidung der Rennleitung, durch die er den Sieg verlor. "Ich bin nicht damit einverstanden, wie wir das gemacht haben. Es war keine faire Art das Rennen zu beenden", ärgerte sich der ehemalige Sauber-Pilot. Andere Fahrer verteidigten jedoch die Entscheidung, das Rennen noch einmal freizugeben.

Was bei der Diskussion rund um die rote Flagge besonders für Zündstoff sorgt: 2020 kam es zum letzten Mal beim Indy 500 zu einer ähnlichen Situation, als fünf Runden vor Schluss eine Gelbphase ausgerufen wurde. Damals verzichtete die Serie auf eine Wiederaufnahme des Rennens und fuhr stattdessen unter gelber Flagge ins Ziel. An den betreffenden Regeln im Indycar-Regelbuch hat sich seitdem nichts geändert.

Grosjean nach Unfall raus

Auch bei Romain Grosjean gab es nach dem Rennen Anlass für Ärger. Der ehemalige Haas-Pilot hatte nach einem Fahrfehler in der 150. Runde einen Unfall zu verzeichnen und schied aus. Es war bereits sein dritter unfallbedingter Ausfall in dieser Indycar-Saison.

Grosjean war bereits beim ersten Ovalrennen 2023 in Texas aus Eigenverschulden abgeflogen, nachdem der zweifache Polesetter des Jahres zuvor beim Saison-Auftakt in St. Petersburg (Florida) im Kampf um die Führung durch eine Kollision mit Scott McLaughlin aus dem Rennen genommen wurde. Grosjean liegt trotz dieser Ausfälle nach sechs Saisonrennen auf Meisterschafts-Rang 8. Die Tabellenführung in der Meisterschaft übernahm in Indy übrigens Ex-Champion Alex Palou vor Ericsson.

Mehrere Schreckmomente in der Boxengasse

Schwere Unfälle und ein Reifen, der beinahe in die Zuschauer flog. Als ob das noch nicht genug wäre, gab es in der Boxengasse in Indianapolis eine Reihe an Schreckmomenten, die ebenfalls um ein Haar in eine Tragödie ausarten hätten können. Für den ersten Zwischenfall sorgte Katherine Legge, die nach einem Boxenstopp kurz die Kontrolle über ihren Wagen verlor und einen halben Dreher hinlegte. Ein Indycar-Offizieller, der einige Pit-Boxen weiter hinten positioniert war, konnte gerade noch ausweichen.

In der 95. Runde gab es den zweiten Vorfall: Der Niederländer Rinus VeeKay verlor ähnlich wie Legge beim Beschleunigen aus seiner Pit-Box das Heck und drehte sich direkt vor den Boliden von Alex Palou, wodurch es zur Kollision kam. Palou konnte nach einem Frontflügel-Wechsel weiterfahren und beendete das Rennen sogar noch auf der vierten Position. VeeKay wurde trotz einer Strafe Zehnter.

Beinahe gleichzeitig traf der ehemalige Formel-2-Pilot Christian Lundgaard fast einen Mechaniker, als er fälschlicherweise die Box seines Teamkollegen Jack Harvey ansteuerte. Zu einer tatsächlichen teaminternen Kollision kam es in Runde 135, als Colton Herta zu früh von seinem Andretti-Team aus der Box gewinkt wurde und Romain Grosjean traf.