Bei den 24 Stunden von Daytona gibt es zwei Jahre nach dem Reifendruck-Skandal um Gesamtsieger Meyer Shank Racing im Acura schon wieder ein technisches Drama nach dem Rennen. Diesmal geht es zwar nicht um die Topklasse, aber es betrifft erneut ein Siegerteam. Der Oreca mit der Nummer 8 von Tower Motorsports hatte das Rennen in der LMP2-Kategorie für sich entschieden, verlor nun aber nachträglich den Sieg, wie die IMSA am Mittwoch bekanntgab.
Der Unterboden des Oreca 07, den im Rennen Job van Uitert, Sebastien Bourdais, Sebastian Alvarez und John Farano pilotiert hatten, wurde bei technischen Kontrollen nach dem Rennen als illegal eingestuft. Der Skid Block des Autos war zu stark abgenutzt. Maximal darf diese Abnutzung nur fünf Millimeter betragen. Wie stark das Auto dieses Limit überschritt, ist nicht bekannt.
Tower Motorsports verliert Daytona 24h-Sieg: Protest abgelehnt!
Das Team legte umgehend, nachdem sie über die Strafe informiert wurden, Protest dagegen ein. Dieser wurde nun aber abgelehnt. Das ist wohl auch der Grund, dass die Strafe erst drei Tage nach dem Rennen publik gemacht wurde.
Obwohl bei einem technischen Verstoß normalerweise in zahlreichen Motorsport-Disziplinen eine Disqualifikation gängige Praxis ist, bleibt das Team in der Wertung. Es wird allerdings auf die letzte Position in der Klasse versetzt. Ein Unterschied, der bei dem Punktesystem, das in der nordamerikanischen Sportwagen-Meisterschaft zum Einsatz kommt, einen immensen Unterschied macht. Ein Nuller ist im Titelkampf praktisch gar nicht mehr aufzuholen. So steht Tower bei 209 Zählern, bei einer Disqualifikation hätte man wohl nur 19 Punkte aus dem Qualifying auf dem Konto gehabt.
Defekt für Technik-Verstoß verantwortlich?
Tower-Teammanager Rick Capone wurde in einem Statement wenige Stunden nach Bekanntgabe folgendermaßen zitiert: "Unser Team widerspricht dieser Entscheidung und unterstreicht, dass wir nicht absichtlich gegen technische Vorschriften verstoßen haben." Der Teamchef spricht von einem technischen Problem, für das das Team nichts kann: "[Es war] ein Problem, das naturgemäß im Laufe eines intensiven Langstrecken-Rennens infolge von Variablen, die außer unserer Kontrolle liegen, auftreten kann."
Bourdais ging in einem Social-Media-Beitrag mehr ins Detail. Der ehemalige F1-Fahrer erklärte: "Der dritte hintere Dämpfer, der die Fahrzeughöhe steuert, ist ausgefallen, sodass sich das Heck zu weit absenken konnte." Der Franzose kann die Strafe deshalb nicht nachvollziehen: "In jüngster Zeit hat die IMSA bei der Durchsetzung von Regeln, die durch technisches Versagen verletzt wurden, stets den gesunden Menschenverstand walten lassen." Tower Motorsports kündigte an, dass man alle potenziellen Optionen prüfen werde, um weiter gegen die Strafe vorzugehen.
Sebastien Bourdais: Sieger-Uhr schon verkauft!
Der Sieg wandert zu United Autosports USA mit den Fahrern Rasmus Lindh, James Allen, Paul di Resta und Dan Goldburg im Fahrzeug mit der Nummer 22. Das Quartett hatte sich schon die Pole Position gesichert und war im Rennen etwa 44 Sekunden hinter dem Tower-Prototypen über die Linie gefahren. Auch die weiteren Autos rücken dem Ergebnis entsprechend nach. Der #74-Wagen von Riley (Josh Burdon/Felipe Fraga/Felipe Massa/Gar Robinson) übernimmt P2. Die dritte Position erbt PR1 Mathiasen #52 (Mathias Beche/Ben Keating/Benjamin Pedersen/Rodrigo Sales).
Was mit den Uhren passiert, welche die Klassensieger bei den Daytona 24h von Namenssponsor Rolex traditionell erhalten, ist nicht bekannt. Sie müssten eigentlich auch ihre Besitzer wechseln, doch da könnte es zu Problemen kommen. Bourdais sagte in den sozialen Medien, dass er seine Uhr am Sonntagabend verkauft habe. Ob es sich dabei um einen Scherz handelt, ist nicht bekannt. Nach den Daytona 24h werden siegreichen Fahrern nicht selten irre Summen für die Nobel-Uhren mit einer speziellen 'Winner'-Gravour geboten. So auch in diesem Jahr, wie GT3-Sieger Christopher Mies berichtete.
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