BMW, Porsche, Ferrari, Peugeot, Acura, Cadillac, Toyota, Glickenhaus, Lamborghini und Alpine: In den kommenden beiden Jahren überfluten die Autobauer mit ihren fantastisch aussehenden Prototypen förmlich die Langstrecken rund um den Globus.
Den 24 Stunden von Le Mans blüht 2023 pünktlich zum 100. Geburtstag endlich wieder ein Weltklasse-Kampf um den Gesamtsieg. Es ist dringend Zeit nach Toyotas Langweil-Dominanz der letzten fünf Jahre beim längst nicht mehr "bekanntesten Rennen der Welt". Auch einstige Endurance-Klassiker wie das Rolex 24 at Daytona am kommenden Wochenende, die 12 Stunden von Sebring oder das Petit Le Mans in Road Atlanta könnten dank des viel zu spät erfolgten Zusammenschlusses von ACO (WEC, Le Mans) und IMSA wieder größere Begeisterung hervorrufen.
Auf dem Weg zur potenziellen Goldenen Ära warten jedoch einige Stolperfallen. Zunächst einmal die Akzeptanz der Fans: Verstehen sie überhaupt, warum Porsche gegen BMW bei den 24h Daytona im Januar 2023 um den Gesamtsieg kämpft, ein halbes Jahr später aber nicht in Le Mans, weil sich die Münchner erst mal nur auf den US-Markt fokussieren? Oder wieso Cadillac mit einem LMDh-Auto aus der IMSA in der WEC gegen die unterschiedlichen LMH-Hypercars von Ferrari und Peugeot antritt? Und warum LMDh-Autos zwar in der WEC fahren, LMH-Boliden aber erst mal nicht in der IMSA? Wem das zu kompliziert ist, der verliert schnell das Interesse. Hier ist die Marketing-Power der Hersteller mehr denn je gefragt.
Dann natürlich das Format, das die Langstrecke nun einmal mit sich bringt: Rennen mit einer Dauer von 3, 6, 10, 12 oder eben 24 Stunden. Setzen sich weiter nur die absoluten Motorsport-Freaks für ein einziges Rennen derart lange vor den Fernseher bzw. Livestream oder gelingt es, ein größeres Publikum zu erreichen? TV-Sendern sind derartige Rennformate ein absoluter Graus, daran ändert sich auch mit den tollsten Hersteller-Namen nichts. Seit dem WEC-Debüt 2012 rief jährlich nur Le Mans ein gesteigertes Interesse hervor, alle weiteren Rennen von Spa über Fuji bis Bahrain schafften es nie auf die große Bühne.
Und nicht zuletzt der Kraftakt, mit LMH und LMDh zwei eigenständige Reglements unter einen Hut bekommen zu wollen. Teure Eigenentwicklungen treffen auf günstigere Einheitsteile, reiner Heckantrieb auf temporären Allradantrieb. Stichwort: BoP. Wenn alle Hersteller-Bosse jetzt versichern, dass man zum Wohle des Sports an einer Chancengleichheit arbeiten wolle, kann man derartige Aussagen direkt in die Tonne kloppen. Nicht umsonst beschäftigen fast alle Autobauer eigene BoP-Spezialisten, die in erster Linie auf Vorteile ihres Brötchengebers bedacht sind.
Hoffentlich nimmt die BoP-Politik nicht Überhand, das würde dem Sport schaden. Wir haben da aber unsere berechtigten Zweifel... Und hoffentlich halten sich ebenso die Verantwortlichen beim ACO und der IMSA mit ihren Machtspielchen zurück.
Bei allen sportlichen Ansprüchen: In der aktuellen Weltkrise kann es nur durch ein echtes Miteinander auch nachhaltig klappen. Ob in Daytona oder Le Mans.
diese IMSA Redaktion