Der floridianische Rennstall DragonSpeed war bei den offiziellen Testfahrten zum 24-Stunden-Rennen von Daytona am schnellsten. Am späten Sonntagmorgen und damit in der sechsten von sieben Trainingssitzungen fuhr der Brite Ben Hanley auf Oreca-Gibson die Bestzeit des Wochenendes (1:38,343 Minuten). Nur 20 Tausendstel langsamer als der ehemalige GP2-Pilot war US-Boy Jonathan Bommarito, womit Rang zwei in der kombinierten Zeitenliste an Mazda Motorsports ging und damit an den ersten Prototypen nach dem neuen DPi-Reglement. Für die drittschnellste Zeit sorgte Sébastien Buemi in Diensten von Rebellion Racing (ebenfalls Oreca-Gibson). Auch dem Schweizer fehlte nur rund ein halbes Zehntel.

Insgesamt schien das Kräfteverhältnis zwischen den neuen europäischen LMP2 und den neuen US-LMP2 (DPi) bereits ausgeglichen zu sein. Dass gleich fünfmal ein Europa-Prototyp ganz vorne war, ist wohl größtenteils Porsche-Werksfahrer Neel Jani zuzuschreiben, der Freitag und Samstag den Rebellion-Oreca für sich alleine hatte. Janis Daytona-Teamkollegen Buemi, Nick Heidfeld und Stéphane Sarrazin waren bis Sonntag beim Formel-E-Onlinerennen in Las Vegas eingespannt, wodurch der Mann vom Bodensee auf jede Menge Fahrzeit kam und so gleich in vier Sitzungen der Schnellste war. Die bis dahin einzige Einheit, in der Jani nicht auf Rang eins kam, war die Vormittagssitzung am Samstag, die nach einem Schauer auf nasser Strecke stattgefunden hatte.

Ford vorne bei den Grand Tourern

Die zwölf beim Test vertretenen Prototypen rangierten letztlich alle binnen 1,3 Sekunden. Am schwersten taten sich überraschenderweise die Cadillac-DPi, die bei den Testfahrten im Dezember noch ganz vorne waren. Erst in der Abschlusssitzung am Sonntag fand João Barbosa mit einer guten Runde den Anschluss und verringerte den Abstand zur Spitze auf dreieinhalb Zehntelsekunden. In der GT-Le-Mans-Klasse waren indes die Porsche 911 RSR etwas hinterher. Da die beiden Elfer aber noch flammneu sind, ist davon auszugehen, dass die Schwaben bis zu den 24 Stunden noch das eine oder andere Zehntel finden werden. Ansonsten war auch hier das Feld gut durchmischt. Die Bestzeit markierte Ford-Pilot Ryan Briscoe mit einem Umlauf von 1:44,380 Minuten.

Wie Briscoe fuhren fast alle ihre besten Zeiten am Sonntagvormittag. Da tauchten nämlich nicht nur die Cadillac-DPi aus der Versenkung auf, sondern auch BMW und Ferrari. Sowohl die Bayern als auch der einzige Italiener schoben sich erst in der vorletzten Sitzung unter die besten Fünf der GTLM-Klasse. Hinter Briscoe landete mit Tony Kanaan ein weiterer Ford; es folgten BMW, Ferrari und Corvette in ebendieser Reihenfolge. Die vier Fabrikate trennten unterm Strich nur dreieinhalb Zehntel, doch auch Porsche war nicht weit weg. Frédéric Makowiecki fehlten am Ende genau 0,494 Sekunden auf Briscoe. In der GT3-basierten GTD-Klasse waren die Schwaben sogar obenauf: Bestzeit für das Manthey-Team mit Neu-Werksfahrer Sven Müller vor Riley-Mercedes und Stevenson-Audi.

Unterdessen ging's bei den Testfahrten aber natürlich auch um die Haltbarkeit der Autos, und hier verbrachte so manches Team viel Zeit mit Reparaturen. Fast durch die Bank Elektrikprobleme hatten die europäischen LMP2, welche einheitlich mit Gibson-Motoren ausgestattet sind. Bei Mazda schraubte man am Freitagmorgen erst an einer kaputten Aufhängung und schlug sich dann ebenfalls mit Elektrik-Schwierigkeiten herum. Die WEC-Abgänger von Extreme Speed Motorsports mussten am Samstag an ihrem Nissan-DPi gar den Motor wechseln. Es wäre nicht überraschend, wenn die neuen P2-Prototypen auch im Rennen wieder mit Problemen zu kämpfen hätten. Der Termin für die 55. 24 Stunden von Daytona ist der 28. Januar.