Der Stadtkurs von Baltimore ist für Porsche ein gutes Pflaster. Beim zweiten Auftritt der American Le Mans Series in der Millionenmetropole im US-Bundesstaat Maryland wiederholten Porsche-Werksfahrer Wolf Henzler (Nürtingen) und sein Teamkollege Bryan Sellers (USA) dank einer überragenden Leistung und einer exzellenten Boxenstrategie ihren Vorjahressieg. Die Zuschauer an der Strecke rund um den Inneren Hafen erlebten ein spannendes Zwei-Stunden-Rennen der schnellsten Sportwagen der Welt und den ersten Saisonsieg des vom Team Falken Tire eingesetzten Porsche 911 GT3 RSR.

"Dieses tolle Rennen zum zweiten Mal hintereinander zu gewinnen ist der Wahnsinn", sagte Wolf Henzler. "Die Strategie unseres Teams war perfekt. Wir sind an die Box, als wir wussten, dass wir von da an das Rennen zu Ende fahren konnten und haben erst gar nicht auf eine Safety-Car-Phase gewartet. Das war genau die richtige Entscheidung." Matthias Müller, Vorsitzender des Vorstands der Porsche AG, der in Baltimore sein erstes Rennen der American Le Mans Series live miterlebte, sagte: "Ich habe selten so aufregende zwei Stunden erlebt. Bereits in der ersten Runde gab es eine Safety-Car-Phase. Ich habe im Anschluss an der Boxenmauer mit den Porsche-Teams mitgefiebert. Die Leistungsdichte in der ALMS ist beeindruckend. Glückwunsch an Wolf Henzler und Bryan Sellers zu diesem großartigen Sieg. Unsere Sportwagenikone, der Porsche 911, hat hier wieder einmal bewiesen, dass er gleichermaßen schnell und zuverlässig ist."

Stau in der ersten Kurve

Mit dem Porsche 911 GT3 RSR mit der Startnummer 17 ist Wolf Henzler als Sechster gestartet und steckte gleich in der ersten Kurve im Stau, der sich nach einer Kollision mehrerer Autos gebildet hatte. "Ich wusste echt nicht, wohin ich fahren sollte. Links und rechts waren überall Autos", sagte er. "Ich hatte Glück, dass mich keiner getroffen hat. Irgendwie fand ich dann doch eine freie Spur und habe dabei auch noch zwei Plätze gut gemacht." Danach sah er sich die harten Positionskämpfe auf dem engen und tückischen Stadtkurs erst einmal aus der zweiten Reihe an, konnte später jedoch die Führung übernehmen. Sein Teamkollege Bryan Sellers verlor beim Boxenstopp zwar einige Plätze, erkämpfte sich aber noch in der ersten Rennstunde die Führung zurück, die er danach bis ins Ziel gegen alle Angriffe seiner Verfolger verteidigte. "Wir waren nicht immer so schnell wie die Chevrolet und Ferrari", sagte er, "doch wir waren an den richtigen Stellen schnell genug, dass uns keiner überholen konnte."

Wie stark die GT-Klasse der American Le Mans Series besetzt und wie hart umkämpft sie ist, zeigt die Tatsache, dass auf den ersten vier Plätzen die Autos von vier verschiedenen Herstellern ins Ziel kamen. Diese Leistungsdichte beeindruckte auch Matthias Müller. Der Vorsitzende des Vorstands der Porsche AG konnte in Baltimore einen besonders aufschlussreichen Blick hinter die Kulissen dieser spannenden und für die Fans so faszinierenden Rennserie werfen. So fuhr er in der Einführungsrunde vor dem Start und während der ersten Gelbphase im Safety Car mit, einem Porsche Panamera Turbo.

Starker Bergemeister

Den starken Auftritt von Porsche beim achten Saisonrennen in Baltimore rundeten die Porsche-Werksfahrer Jörg Bergmeister (Langenfeld) und Patrick Long (USA) mit dem Porsche 911 GT3 RSR von Flying Lizard Motorsports als Fünfte ab. Dabei kamen die Lime-Rock-Sieger nicht ganz ohne Blessuren durch den Stau in der ersten Kurve. Patrick Long wurde im Heckbereich getroffen und das Auto leicht beschädigt. Der Amerikaner leistete in diesem Rennen eine ungewöhnliche Doppelschicht, als er im zweiten Flying-Lizard-Elfer kurzfristig den im Morgentraining wegen einer Armverletzung ausgefallenen Teameigner und Stammpiloten Seth Neiman (USA) ersetzte. Aufgrund der kurzfristigen Umbesetzung des Fahrerduos musste sein Werksfahrerkollege Marco Holzer (Lochau) reglementbedingt aus der Boxengasse starten, trotzdem brachten sie das Auto mit einer sehenswerten Aufholjagd noch auf dem siebten Platz ins Ziel. Im Porsche 911 GT3 RSR von Paul Miller Racing belegten Sascha Maassen (Aachen) und Bryce Miller (USA), die zeitweise in Führung lagen, am Ende den neunten Platz.

"Das war nicht unser Tag. Der Schlag, den Patrick in der ersten Kurve abbekommen hat, war so hart, dass nicht nur die hintere Aufhängung beschädigt, sondern sogar unser Funkgerät aus der Verankerung gerissen wurde. Patrick musste das während einer Gelbphase wieder fixieren. Für uns war heute nicht viel mehr drin", sagte Jörg Bergmeister. Während er den Elfer mit der Startnummer 45 übernahm, löste Patrick Long im Cockpit der Nummer 44 Marco Holzer ab. "Nach einem Reifenschaden in der Anfangsphase mussten wir einen zusätzlichen Stopp einlegen, und wenn man bedenkt, wo wir losgefahren sind und dass wir anfangs nur Zwölfter waren, ist der siebte Platz ein sehr solides Resultat", sagte er. "Ich habe versucht, fair zu fahren und nichts zu riskieren, da ich mit diesem Auto ja nicht regulär in der Meisterschaft fahre. Das war heute eine starke Teamleistung." Marco Holzer sagte: "Der Porsche war ausbalanciert und schnell. Als ich ihn an Patrick übergab, lagen wir in derselben Runde mit den Führenden der GT-Klasse, und Patrick konnte zum Schluss noch einige Autos überholen."

Auch Pilet gewinnt

Der Sieg in der Klasse GTC ging an Porsche-Werksfahrer Patrick Pilet (Frankreich), der zusammen mit Al Carter (USA) erstmals im Porsche 911 GT3 Cup in der American Le Mans Series startete. "Das war ein großartiges Rennen. Unglaublich, wie schnell die GTC-Autos auf engen Stadtkursen wie hier in Baltimore sind", sagte er. "Ich habe das Auto auf dem zweiten Platz übernommen und konnte mich sehr schnell an die Spitze setzen. Danach habe ich versucht, die Führung zu halten und die Reifen zu schonen, weil mir klar war, dass es zum Schluss noch einmal sehr hart werden würde. Ich habe hier ein tolles Wochenende erlebt."