Nach einem Unfall im freien Training am Vormittag gelang es der Le-Mans-Siegermannschaft, den stark beschädigten Audi R15 TDI von Dindo Capello, Tom Kristensen und Allan McNish rechtzeitig zum Qualifying in Rekordzeit neu aufzubauen.
Unmittelbar vor Ende des letzten freien Trainings am Freitagvormittag war Dindo Capello in Turn 3 neben die Strecke geraten. Auf der unebenen Wiese blieb die Frontpartie des Audi R15 TDI an einer Bodenwelle hängen und geriet dabei so unglücklich unter das Fahrzeug, dass das Monocoque auf der linken Seite beschädigt wurde. Aus Sicherheitsgründen entschied sich das Audi Sport Team Joest zu einem Wechsel des Monocoques. In weniger als 4:30 Stunden wurde das Fahrzeug komplett zerlegt und neu aufgebaut. Wenige Minuten vor Beginn des Qualifyings fuhr Dindo Capello den R15 TDI unter großem Applaus wieder an der Box vor. Capello bedankte sich bei den Mechanikern anschließend mit Starplatz vier im 45 Wagen umfassenden Feld – weniger als eine Sekunde hinter dem Peugeot des Trainingsschnellsten Anthony Davidson.
Eindrucksvoll war auch die Leistung von Benoît Treluyer, der erstmals in seiner Karriere mit einem Sport-Prototyp ein Qualifying bestritt und auf der für ihn neuen Strecke die erste Startreihe als Dritter lediglich um zwei Zehntelsekunden verpasste. Damit gehen beide Audi R15 TDI des Audi Sport Team Joest am Samstag um 11 Uhr Ortszeit (17 Uhr in Deutschland) aus der zweiten Startreihe in das 1.000 Meilen oder maximal zehn Stunden lange Rennen in Road Atlanta, das Audi in den vergangenen zehn Jahren neunmal gewonnen hat – zuletzt im Jahr 2008, als Allan McNish nach einem Unfall kurz vor dem Start des Rennens mit zwei Runden Rückstand aus der Boxengasse nachstarten musste und am Ende gemeinsam mit Dindo Capello trotzdem siegte.
Stimmen nach dem Qualifying
Dr. Wolfgang Ullrich (Audi-Motorsportchef):
"Das war eine sehr starke
Teamleistung. Nach dem Unfall im freien Training heute Morgen sah es nicht danach
aus, dass wir mit zwei Autos in Qualifying gehen würden. Aber das Team hat
wahnsinnig gut zusammengearbeitet. Es hat sich darauf konzentriert, das Auto
wieder sauber für das Rennen aufzubauen. Dass es sogar gelungen ist, das Auto ins
Qualifying zu bringen, ist eine außergewöhnliche Leistung, für die der Mannschaft
ein kräftiger Applaus gebührt. Wir stehen auf den Startplätzen drei und vier mit
etwas weniger als einer halben Sekunde Rückstand. Mit so knappen Abständen kann
man in ein 10-Stunden-Rennen hineingehen und versuchen, einen Sieg daraus zu
machen."
Marcel Fässler (Audi R15 TDI #9):
"Wir haben sehr viele verschiedene Setup-
Varianten versucht. Im Moment sieht es auch so aus, als hätten wir dabei die
richtige Richtung gefunden. ‚Ben´ ist ein super Qualifying gefahren, seine Zeit war
gut. Er war auch sehr zufrieden mit dem Auto. Das stimmt mich zuversichtlich für
das Rennen morgen."
André Lotterer (Audi R15 TDI #9):
"Benoît hat mit Platz drei im Qualifying einen
guten Job gemacht. Wir wissen, dass die Peugeot etwas schneller sind. Aber unsere
Ausgangsposition für das Rennen ist gut. Was auch gut ist, ist die Tatsache, dass wir
das Auto weiterhin verbessert haben. Noch ein bisschen mehr Arbeit in diese
Richtung, dann müssten wir ein gutes Auto für das Rennen haben."
Benoît Treluyer (Audi R15 TDI #9):
"Ich bin zum ersten Mal mit einem Prototyp ein
Qualifying gefahren. Ich habe es genossen, es hat Spaß gemacht. Wir haben das
Auto von heute Morgen bis zum Nachmittag spürbar verbessert. Das Auto war im
Qualifying gut fahrbar und stabiler auf der Hinterachse als in den Sessions davor. Ich
konnte attackieren und bin nahe an die Zeiten der Peugeot heran gekommen. Ich bin
zufrieden."
Dindo Capello (Audi R15 TDI #7):
"Ich muss einen ganz großen Glückwunsch an die
Crew aussprechen: Ein so stark beschädigtes Auto in so kurzer Zeit neu aufzubauen,
ist wirklich außergewöhnlich. Es zeigt mir einmal mehr, warum wir mit diesem Team
so viele Rennen und Meisterschaften gewonnen haben. Die Jungs sind einfach
3/4
großartig. Das Auto war im Qualifying natürlich noch nicht optimal ausbalanciert
und schwierig zu fahren. Die Rundenzeit, die ich unter diesen Bedingungen fahren
konnte, stimmt mich zuversichtlich für morgen. Wir müssen nun ein paar
Kleinigkeiten korrigieren, das Auto auf die Messplatte stellen und dann sind wir
morgen sicher in der Lage, zu attackieren."
Tom Kristensen (Audi R15 TDI #7):
"Es ist toll, wieder in den USA und Road Atlanta
zurück zu sein. Ich habe hier 2002 mit dem Audi Sport Team Joest die Meisterschaft
und das Rennen gewonnen. Es war eine sehr ereignisreiche Woche. Wir müssen uns
bei den Mechanikern bedanken, die einen fantastischen Job gemacht haben. Wenn
man ein paar Stunden zuvor ein beschädigtes Chassis hatte, ist Startplatz vier nicht
so schlecht. Das Rennen wird hart und lang auf dieser kurzen Strecke mit so vielen
Autos. 90 Prozent der Kurven sind blind. Dieses Rennen sorgt immer für Aufregung.
Wir Fahrer und auch die Jungs in der Boxengasse müssen permanent konzentriert
sein. Das Ziel bei Audi ist immer dasselbe: Wir wollen versuchen zu gewinnen."
Allan McNish (Audi R15 TDI #7):
"Diese Strecke ist schnell und flüssig, eng und
knifflig. Sie bestraft jede Art von Problem. Das haben wir in der Vergangenheit
schon das eine oder andere Mal gelernt, und Audi Sport hat die Situation jedes Mal
gemeistert und anschließend große Rennen gezeigt. Die Mechaniker hatten eine
Menge Arbeit, das Auto für das Qualifying fertigzubekommen. Das Schwesterauto
hat angedeutet, dass wir näher dran sind, als es bei den Trainingssitzungen davor
den Anschein hatte. Ich bin ziemlich sicher, dass wir morgen voll dabei sein
werden."
Ralf Jüttner (Technischer Direktor Audi Sport Team Joest):
"Ich will zum Qualifying
selbst eigentlich gar nicht viel sagen – nur, dass ‚Ben´ und auch ‚Dindo´ toll gefahren
sind. Das größte Kompliment geht aber an die Truppe beider Autos, die
hervorragend zusammengearbeitet haben. Wir hatten das Qualifying für das Auto
mit der Nummer ‚7´ geistig eigentlich schon gestrichen. Dass die Jungs es trotzdem
noch hingekriegt haben, zeigt wieder einmal, was für eine tolle Truppe wir haben.
Das Auto läuft. Natürlich war es im Qualifying noch nicht ganz perfekt, aber ganz so
falsch auch nicht, denn ‚Dindo´ war nur eine halbe Sekunde langsamer als ‚Ben´. Wir
werden versuchen, das für morgen auszusortieren. Die Peugeot sind nicht ganz
unerwartet vorne. Der Abstand ist in etwa in dem Bereich, mit dem wir gerechnet
hatten. Ich bin für das Rennen ziemlich optimistisch."
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