An das berühmt berüchtigte Stepneygate, den Fall Alonso gegen Hamilton oder die Spionage-Affäre kam die Diskussion in der GP2 Serie nicht heran. Timo Glock soll sich im Hauptrennen von Monza einen unlauteren Vorteil verschafft haben. Der Sieg wurde in Frage gestellt. Das Resultat der Untersuchungen hätte große Konsequenzen für die Meisterschaft haben können. Entweder hätte der Deutsche seinen Vorsprung von elf Punkten auf Lucas di Grassi behalten oder der Brasilianer wäre auf vier Punkte heran gerückt.

Doch was war eigentlich passiert? "Auf einmal war Sebastién Buemi neben mir", erklärte Timo Glock. "Ich habe nicht mit einem Angriff gerechnet, denn sonst hätte ich meine Linie verteidigt." Als der Odenwälder in die zweite Schikane einlenken wollte, war sein Kontrahent, ausgerechnet der Teamkollege von Di Grassi, im Weg. "Ich musste die Lenkung aufmachen und geradeaus fahren." Die wichtigste Information fügte Glock wenig später an: "Fakt ist, dass ich vor der Kurve vorne war und danach auch. Der Abstand ist gleich geblieben."

Die Rennleitung sah die Situation zwischen Glock und Buemi zunächst anders. Kurze Zeit nach dem Zwischenfall sollte der iSport-Pilot den Wagen mit der Startnummer eins vorlassen. Doch zu diesem Zeitpunkt waren schon mehrere Autos zwischen den beiden Piloten. "Ich hätte auch alle drei vorbei gelassen. Die hätte ich mir schon wieder geschnappt", meinte Glock im Fahrerlager. Während des Rennens kam es sogar zu einem Funkkontakt zwischen dem iSport-Teamchef Paul Jackson und Renndirektor Charlie Whiting. "Der hat uns gesagt, dass Timo die Position nicht mehr abgeben soll. Stattdessen würde man alles nach dem Rennen besprechen."

Zubers fünfter Platz ist nicht in Gefahr, Foto: Bumstead/Sutton
Zubers fünfter Platz ist nicht in Gefahr, Foto: Bumstead/Sutton

Laut Jackson sprach vieles für Timo Glock. Zum Beispiel der Fakt, dass sein Schützling während des Rennens keine Durchfahrtsstrafe für das angebliche Vergehen kassierte. "Normalerweise bestrafen sie einen Fahrer nach dem Rennen nicht gerne. Der Zieleinlauf soll auch das Resultat des Rennens sein. Das gibt uns Hoffnung", erklärte der Teamchef im Gespräch mit motorsport-magazin.com. Wenn Timo Glock doch noch bestraft worden wäre, dann wahrscheinlich mit 25 Strafsekunden. Diese hätten ihn aus den Punkten bis auf Platz sieben zurück geworfen.

Mehr als drei Stunden nach dem Rennende gab die Rennleitung ihr Ergebnis bekannt. Timo Glock traf keine Schuld. Er darf seinen ersten Platz und den Sieg behalten. Der Deutsche führt so, bei noch vier zu fahrenden Rennen, mit elf Punkten vor Lucas di Grassi. Damit könnte die Entscheidung um den Titel schon am kommenden Wochenende in Spa fallen.

Keinen Zweifel gab es an der guten Leistung von Andreas Zuber. Der Österreicher musste sich, wie schon in Istanbul, in ein anderes Monocoque setzen. "Wir haben uns wieder ein Chassis von BCN genommen. Diesmal habe ich es direkt gekauft", sagte Paul Jackson. Derweil bedankte sich Zuber bei seinem Team: "Die zwei Punkte für den fünften Platz gehören dem Team, denn sie haben die ganze Nacht am Auto geschraubt." In den ersten Runden musste es Zuber noch langsam angehen lassen. Schließlich saß er in einem frisch zusammen geschraubten Auto. "Danach habe ich bestimmt zehn Autos auf der Strecke überholt", freute sich Zuber, der sein neues Auto auch in Spa einsetzen wird. "So schlecht ist es wohl gar nicht. Ich bin super zufrieden mit den zwei Punkten. Der Speed ist da."