Gestern hielt sich die gute Laune von Timo Glock noch in Grenzen, heute war das natürlich anders. Sieg im Sprintrennen und die Meisterschaftsführung direkt wieder zurückerobert - besser konnte es nicht laufen für den Odenwälder. Dabei fand er heute genau die richtige Mischung aus Attacke und Abwarten. Zuerst musste er sich allerdings selbst den Angriffen Adam Carrols erwehren, nachdem ihm am Start beinahe der Motor ausgegangen wäre. Die Reifen haben dermaßen geklebt, dass war echt an der Grenze", sagte Glock. "Zum Glück kann man sich bei Adam relativ sicher sein, dass er keinen Blödsinn macht. Unser Manöver war dann auch hart aber fair."

Nachdem Glock seinen vierten Platz gegen Carroll verteidigen konnte, orientierte er sich nur noch nach vorne. Schnell überholte er Xandi Negrao und Borja Garcia. Dabei überforderte er aber ein bisschen den Reifen, somit war der Weg zur Spitze vorerst unterbrochen. "Ich bin ein paar Runden langsamer gefahren, um den Reifen wieder kommen zu lassen. Dann habe ich schon gesehen, dass Nakajima und Chandhok ziemlich hart am fighten waren und mir schon gedacht, dass es am besten ist, einfach nur abzuwarten. Nakajima hat es immer wieder versucht und ich wusste, dass Chandhok dagegen halten wird, weil er unbedingt gewinnen will und so war es auch", grinste Glock, der nach Nakajimas missglücktem Überholmanöver locker an die Spitze fahren konnte.

Als er freie Bahn hatte, hätter er beinahe sogar noch die schnellste Runde fahren können, doch die Reifen gaben das nicht mehr her. Dafür bekam Glock Schützenhilfe von seinem Teamkollegen. "Der Andi [Zuber] hat dem Di Grassi noch die schnellste Runde geklaut. Das war sehr wichtig", sagte Glock. Die Schützenhilfe hätte er gestern auch benötigt. Denn die Entscheidung von iSport, beim Hauptrennen zuerst den Führenden Zuber zum Boxenstopp zu holen, kostete dem Odenwälder wohl den Sieg, den sich stattdessen Titelrivale Di Grassi holte.

Trotz der erneuten Führung in der Gesamtwertung könnten Glock diese verlorenen Punkte noch wehtun. Denn möglicherweise wird er beim Saisonfinale in Valencia nicht starten können. Zeitgleich findet der Große Preis von Japan statt, wo der BMW-Ersatzfahrer eigentlich zu erscheinen hat. "Es wäre natürlich schade, wenn ich Di Grassi die Meisterschaft per Handschlag überreichen müsste. Aber man muss jetzt mal abwarten, wie BMW entscheidet. Ich hoffe, dass wir eine Lösung finden, aber letztlich habe ich einen Vertrag mit BMW und dem muss ich auch irgendwie gerecht werden."