Ich war in den letzten Tagen viel unterwegs: GP2 in Istanbul, A1GP in Silverstone und Formel 3 EuroSerie am Nürburgring - ich hatte also richtig viel zu tun. Aber das ist auch gut so.

Beim GP2-Rennen in der Türkei waren wir richtig gut unterwegs. Ich lag im Hauptrennen auf Platz 4, also in Podestreichweite. Dann ging sechs Runden vor Schluss mein Getriebe kaputt. Der 5. Gang ist gebrochen. Da konnte ich nichts mehr machen. Von Platz 18 war es im Sprintrennen nicht einfach, ich bin bis in die Nähe der Top-10 vorgefahren, dann wollte ich nach einigen Runden Jason Tahinci überholen, aber der hat mir die Tür zugemacht und wir haben uns berührt. Für den Rest des Rennens war es mein Ziel, noch die schnellste Rennrunde zu holen. Aber das ging leider nicht mehr, weil das Lenkrad durch die Kollision nicht mehr gerade stand und das Auto so schwierig zu fahren war.

A1GP-Test im britischen Silverstone, Foto: Hartley/Sutton
A1GP-Test im britischen Silverstone, Foto: Hartley/Sutton

Viel besser lief es auf meiner nächsten Reisestation: Am Dienstagabend bin ich eine halbe Stunde bei den A1GP-Tests in Silverstone gefahren, nachdem Neel Jani den ganzen Tag getestet hatte. Da haben wir aber nur meine Sitzposition verbessert und ein paar Kleinigkeiten ausprobiert. Am Mittwoch kam ich richtig zum Fahren. Ich fuhr die drittschnellste Zeit beider Testtage - das ist ein guter Auftakt für die neue Saison.

Es war wie immer sehr schön für die Schweiz zu fahren und hat viel Spaß gemacht, mich an das Team zu gewöhnen - da hat es über den Sommer einige Veränderungen gegeben. Die ersten beiden Rennen wird Neel bestreiten, weil ich in Nogaro und Hockenheim um den F3-Titel fahre, danach werden wir sehen, wie wir die Cockpitvergabe regeln. Das hängt auch von meiner Zukunft und möglichen GP2- oder sogar F1-Tests ab. Unser A1-Team Schweiz ist jedenfalls gut gerüstet für die neue Saison. Wir waren schnell und haben eine Chance auf Top-Positionen. Mit der größeren Erfahrung will ich dieses Jahr gewinnen und mindestens in die Top-3 kommen. Allerdings ist es vor Saisonbeginn immer schwierig, Vorhersagen zu treffen. Aber wir haben alles, um vorne dabei zu sein. Wenn das Auto schnell ist, will man immer gewinnen, fährt immer für den Sieg.

Sebastién auf dem Nürburgring im Formel 3, Foto: F3 EuroSerie
Sebastién auf dem Nürburgring im Formel 3, Foto: F3 EuroSerie

So auch bei meiner dritten Station innerhalb einer Woche. Das Formel 3-EuroSeries-Wochenende am Nürburgring begann sehr gut. Ich war am Donnerstag bei beiden Testsessions der Schnellste. Danach haben sich die Verhältnisse stark verändert, es wurde viel kühler. Das hat das Setup etwas beeinflusst und war für uns nicht mehr so optimal. Trotzdem war das Auto gut. Ich konnte drei Punkte auf Romain Grosjean aufholen. Natürlich hatte ich mir vorher etwas mehr erhofft, weil uns diese Strecke liegt, aber auch so ist es ein Sprung nach vorne. In Barcelona peile ich jetzt die Pole Position und den Sieg an - das ist wichtig, wenn man aufholen muss. Die Botschaft vom Nürburgring ist klar: Wir sind noch immer da - alles ist möglich.

Mein Rennserienmarathon ist noch lange nicht vorbei. Am nächsten Wochenende geht es zur GP2 nach Monza, auf eine besondere, historische Strecke. Es ist sehr wichtig, dort Erfahrung zu sammeln. Noch bin ich nicht dort gefahren, aber ich habe sehr viele Daten bekommen, um die Strecke zu lernen. Das sollte mir helfen. In Monza will ich unbedingt in die Punkte kommen. Wenn es gut läuft, ist ein Podium mein Ziel. In Istanbul waren wir nah dran - warum sollte es also nicht klappen? Im Titelkampf ist noch alles offen. Mein Teamkollege Lucas Di Grassi kann den Titel gewinnen, auch wenn Timo Glock momentan etwas schneller aussieht. Es wird wichtig, so wenig Fehler wie möglich zu machen. Das wird entscheidend sein. Sollte ich in die Situation kommen, werde ich Lucas auf jeden Fall so gut es geht helfen.