Stoffel Vandoorne, GP2-Champion. Wie klingt das?
Stoffel Vandoorne: Das klingt ziemlich gut! Wir wussten, bevor wir hierher kamen, dass das unser Ziel ist. Wir hätten es am Samstag schaffen können, aber die Dinge liefen für uns nicht zu 100 Prozent nach Plan. Aber die Ziellinie als Vierter vor Alex Rossi zu überqueren, hat gereicht. Das ist es, was am Ende zählt. Der Job ist erledigt und nun verbleiben in dieser Saison noch zwei Rennwochenenden. Ich werde entspannt sein und keinen Druck haben. Ich werde wirklich hart pushen für ein paar mehr Siege und um die Saison auf einem Hoch zu beenden. Dass ich bei zwei verbliebenen Rennwochenenden gekrönt wurde, zeigt all die Arbeit, die in dieser Saison geleistet wurde und wie gut es mit ART war. Wir haben in den vergangenen beiden Jahren großartige Dinge erreicht. Wir haben dieses Jahr fast alle Rekorde gebrochen. Ich werde mich definitiv immer daran erinnern.

Was ist mit dem Sonntagsrennen in Sochi? Wird es eines sein, an das du dich besonders erinnern wirst?
Stoffel Vandoorne: Nun ja, ich hatte einen guten Start. Ich habe eine Position gewonnen, aber dann musste ich in Kurve zwei den Notausgang nehmen, da sich alle etwas aufgeschoben haben. Danach war ich wieder auf Position sechs. Ich hatte gute erste Runden. Ich bin dann auf Platz fünf nach vorne, oder war es Platz vier...? Ich kann mich nicht mehr wirklich erinnern, wie es exakt gelaufen ist. (lacht) Es war ein recht gutes Rennen, aber kein einfaches: Es war ziemlich schwierig, zu überholen. Wir hatten im Vergleich zu den anderen definitiv eine wirklich gute Pace. Ich konnte ihnen recht leicht folgen, aber sie zu überholen, war hart. Ich denke, dass ich ohne das Safety Car am Ende Raffaele [Marciello] hätte überholen können, aber das Rennen ging unter dem Safety Car zu Ende und ich musste mit Platz vier Vorlieb nehmen. Es wäre natürlich schön gewesen, aufs Podium zu fahren, aber wir können uns nicht wirklich beschweren.

Wenn du auf die Saison zurückblickst, gab es ein Rennen, das dir mehr bedeutet hat als die anderen?
Stoffel Vandoorne: Es gab eigentlich zwei Rennen, die für mich in dieser Saison ziemlich besonders waren: Natürlich mein Heimrennen, das ich gewonnen habe. Das ist immer ein ganz besonderes Event. Das andere ist vielleicht Monaco: Ein Sieg auf dieser Strecke ist immer ein besonderer Erfolg. Ich war schon vor der GP2 einmal dort und dann noch einmal letztes Jahr, aber ich hatte immer etwas Pech. Ein drittes Mal dorthin zu kommen, alles zusammenzubringen und schließlich zu gewinnen, war ein sehr gutes Gefühl.

Gibt es ein Rennen, das du gerne wiedergutmachen würdest?
Stoffel Vandoorne: Vielleicht Silverstone... Ich denke, es war nicht unser bestes Rennwochenende. Wir sind im Feature-Rennen immer noch Dritte geworden, aber wir haben nach dem ganzen Wochenende verstanden, dass wir es verpasst hatten, um den Sieg zu kämpfen. Wenn wir heute zurückkämen, dann wäre das wohl eine andere Geschichte für uns.

Da du jetzt Champion bist, kannst du es uns ja verraten: Hast du dich vor der Saison unter Druck gefühlt?
Stoffel Vandoorne: Ich kannte meine Aufgabe. Ich wollte die Serie in meiner zweiten Saison dominieren. McLaren auch: Jeder sagte, dass ich alles dazu habe, um zu gewinnen. Das nun geschafft zu haben, ist ein großartiges Gefühl. Vor dem Start in die Saison gibt es immer etwas Druck, aber ich denke, wir sind sehr gut damit umgegangen. Bisher haben wir vier Pole Positions und fünf Siege erzielt - und es stehen noch zwei Wochenenden aus. Ich denke immer noch, dass wir da noch was draufpacken können.

Der Sieg beim Heimrennen bedeutet Vandoorne besonders viel, Foto: GP2 Series
Der Sieg beim Heimrennen bedeutet Vandoorne besonders viel, Foto: GP2 Series

Hattest du während der Saison zu irgendeinem Zeitpunkt Zweifel?
Stoffel Vandoorne: Nein, ich habe zu keiner Zeit gezweifelt. Das Saisonende 2014 war bereits ein guter Richtwert, um zu wissen, wo wir im kommenden Jahr kämpfen würden. Das haben wir durch den Winter mitgenommen und haben wirklich hart mit dem Team gearbeitet. Es war gut für mich, zwei Saisonen mit ART zu fahren. Es ist natürlich auch ein Maßstab. Es ist eine Weile her, dass sie die Meisterschaft gewonnen haben. Das nun zusammen mit den Team zu schaffen, ist großartig.

Was denkst du, hat mit ART Grand Prix den Ausschlag gegeben?
Stoffel Vandoorne: Im vergangenen Jahr ging es etwas knifflig los. Es gab einige Fehler meinerseits und einige von ihnen. Aber zum Ende der Saison, haben wir die Wende geschafft. Wir haben bezüglich des Autos, der Strategie und meinerseits alles auf den Tisch gelegt. Ich wurde als Fahrer besser und habe weniger Fehler gemacht. Über den Winter hatten wir Gespräche, was wir zu tun haben, um Fehler zu vermeiden. Wir wussten, dass uns nur das vom Gewinn des Titels abhalten können würde. Bis jetzt haben wir ein paar kleine Fehler gemacht, aber nichts desaströses. Ich glaube, das war der Schlüssel. Wir hatten immer den Speed und waren seit Monaco immer in der ersten Startreihe. Ich denke, wir haben einige großartige Leistungen gezeigt.

Was bedeutet der GP2-Titel für deine weitere Karriere?
Stoffel Vandoorne: Natürlich ist das einer meiner besten Titel. Aus meiner Sicht war es die beste Saison, die ich bisher hatte. Ich hatte von Beginn meiner Karriere an den Speed, aber über die Jahre habe ich nicht immer alles zusammenbekommen - obwohl ich immer recht weit oben in den Tabellen war. Es gab immer noch ein paar Kleinigkeiten, die ich verbessern musste. Sogar jetzt gibt es noch einige Dinge, die verbessert werden müssen! Aber in diesem Jahr war ich in der Lage, alles zusammenzubekommen. Ich denke, dass im vergangenen Jahr mein Schwachpunkt die Sprintrennen waren - dort habe ich an Boden verloren. In diesem Jahr ist es uns gelungen, beinahe an jedem Wochenende zwei Mal auf dem Podest zu stehen. Ich denke, dass ich mich in diesem Bereich deutlich verbessert habe.

Was wird der nächste Schritt deiner Karriere?
Stoffel Vandoorne: Hoffentlich die Formel 1. Darauf habe ich seit geraumer Zeit hingearbeitet. Bei noch zwei ausstehenden Rennwochenenden bereits jetzt den Titel zu haben, ist schon ein bisschen Luxus. Die nächste Station ist erst in über einem Monat, daher kann ich mich auf die Vorbereitung für das nächste Jahr konzentrieren. Das ist großartig. Unglücklicherweise ist im Moment noch nichts entschieden, aber ich bin optimistisch. Ich habe das Gefühl, es gibt Chancen. Die nächsten Tage und Wochen werden entscheidend sein.

Weißt du wenigstens, was du heute Abend machen wirst, um deinen Titel zu feiern?
Stoffel Vandoorne: Wahrscheinlich gibt es ein paar Drinks mit meinem Team!