Liebe Motorsport-Magazin.com-Leser,

einfach war mein erstes GP2-Wochenende in Europa leider nicht. Das mussten wir früh feststellen, denn bereits im Freien Training und im Qualifying waren wir nicht da, wo wir uns das erhofft hatten. Wie schon in Bahrain haben wir uns sehr schwer getan, mit dem Auto auf ein ordentliches Grip-Level zu kommen und sahen deshalb von Beginn an nicht sonderlich schnell aus. Meine Quali-Runde war dementsprechend nicht perfekt, weshalb wir nur auf dem zwölften Platz gelandet sind - das war natürlich nicht das Ziel für das Wochenende, denn eigentlich wollten wir klar in die Top-10 und das haben wir verfehlt. Allerdings konnte man auch sehen, dass mein Teamkollege nur Siebter war, obwohl er letztes Jahr hier mit zwei Zehnteln Vorsprung noch auf der Pole-Position stand - das zeigt, dass bei uns allgemein noch ein Defizit da ist.

Nach dem Zeittraining waren wir natürlich erst einmal enttäuscht, trotzdem war das Ziel für das erste Rennen, irgendwie unter die Top-8 zu kommen, um eine gute Ausgangsposition für das zweite Rennen zu bekommen. Wahrscheinlich wäre das auch drin gewesen, denn das Rennen hat gar nicht so schlecht angefangen. Vor meinem Stopp war ich Zehnter... leider hatte ich dann aber wieder einen katastrophalen Boxenstopp. Ein Mechaniker hat das Rad nicht richtig draufbekommen und so habe ich 15 Sekunden verloren. Dementsprechend bin ich dann im Nirvana wieder rausgekommen und hing anschließend hinter Rio Haryanto fest - da das Überholen sehr schwer ist, bin ich nicht mehr nach vorne gekommen und am Ende Elfter geworden... und das auch nur, weil andere Mist gebaut haben oder ausgefallen sind.

Fahren nicht mit Spielzeugautos

Vor meinem Stopp war ich direkt hinter Jon Lancaster und der ist am Ende Vierter geworden - das zeigt, dass eindeutig mehr drin war. Der Boxenstopp hat uns das ganze Rennen versaut, wodurch mit Startplatz elf dann auch gleich die Ausgangsposition für den Sprint nicht die beste war. Der Start am Sonntag war immerhin in Ordnung und ich konnte anschließend in der ersten Runde noch einen Gegner überholen. Danach war ich auf dem undankbaren neunten Platz. Wir waren vom Speed her erneut nicht gut genug und hinter mir war Lancaster im Hilmer-Auto verdammt schnell. Ich habe eigentlich das ganze Rennen nur damit verbracht, ihn hinter mir zu halten. Dabei habe ich gemerkt, dass Jon deutlich mehr Grip mit ihrem Auto hat, weil er mit gleicher Geschwindigkeit doch viel engere Linien fahren konnte als ich. Es war sehr schwer, ihn so hinter mir zu halten.

Mitten im Getümmel: Daniel musste sich den Punkt in Spanien hart erkämpfen, Foto: Sutton
Mitten im Getümmel: Daniel musste sich den Punkt in Spanien hart erkämpfen, Foto: Sutton

Gut waren dafür dann die letzten paar Runden: Vorne hat Johnny Cecotto alle aufgehalten, dadurch sind dahinter alle zusammengerückt. Ich konnte dann ein, zwei Autos überholen und war schon Siebter. Vor mir waren anschließend noch Cecotto und Sergio Canamasas... und dann brach das komplette Chaos aus. Cecotto muss man mindestens einmal für ein Rennen Hause schicken. Was er macht, geht einfach überhaupt nicht. Ich war bei seiner Kollision mit Canamasas direkt hinter beiden und Canamasas ist eindeutig neben ihm gewesen. Dann fährt Cecotto ihm ins Auto rein, ohne dass es irgendwie Sinn macht - so etwas ist einfach gefährlich, wir fahren hier schließlich nicht mit Spielzeugautos. Ich selbst bin in die letzte Runde nur als Zwölfter gegangen. Ich weiß zwar selbst nicht wie, aber irgendwie habe ich es in dem ganzen Chaos am Schluss dann trotzdem noch geschafft, vier Autos zu überholen und wenigstens einen Punkt zu ergattern.

Trotzdem ist es ärgerlich, denn Platz fünf oder sechs wäre auf jeden Fall drin und auch verdient gewesen. Ich dachte eigentlich schon: Jetzt knallt's sicher. Zum Glück habe ich es aber geschafft, nicht in Canamasas reinzudonnern. Was mich wundert: Mit Ausnahme von Haryanto gab es nach dem Rennen keinerlei Bestrafungen und Cecotto ist mit seinem Verhalten davongekommen. So eine Fahrweise wie seine gibt es nicht einmal im Go-Kart. Das hat mit Racing nichts mehr zu tun sondern ist einfach nur irre. Er hat das (in Malaysia, d. Red) schon einmal gemacht, nun macht er es wieder und eine Strafe gibt´s dafür immer noch nicht. Ich habe nach dem Rennen bei Twitter geschrieben, dass man ihn einmal sperren sollte und siehe da: Ich habe noch nie auch nur ansatzweise so viele Reaktionen auf einen Post erhalten wie in diesem Fall.

Simulatorarbeit & Boxenstoppübungen

Mir ist es unerklärlich, dass man mit einer derartigen Aktion vor den Stewards straffrei davonkommt. Wenn zu dem Thema tatsächlich nichts mehr kommen sollte, werde ich es bei der nächsten Fahrerbesprechung auf jeden Fall noch einmal ansprechen. So geht es einfach nicht und auch wenn er nicht in mich reingefahren ist, konnte ich genau sehen, was für eine Aktion das war. Persönlich geht es für mich in den nächsten Tagen jetzt noch einmal zum Team, denn wir müssen die Fehler vom letzten Wochenende besprechen und herausfinden, warum uns die Pace fehlt. Im Simulator werde ich mich dann ein bisschen auf Monaco einschießen, während das Team hoffentlich ein paar Boxenstopps übt, denn daran hapert es bei uns definitiv noch.

Im Fürstentum gibt es nur einen Schlüssel zum Überholen und der heißt Boxenstopps: Insofern sollte es da schon funktionieren. Unabhängig davon ist Monaco aber immer ein Highlight. Letztes Jahr war ich dort erstmals unterwegs und es war schon im GP3-Auto wirklich beeindruckend, dort Gas zu geben. Mit dem GP2-Boliden wird das jetzt sicher noch einmal eine andere Nummer. Ich freue mich darauf und bin schon sehr gespannt, wie sich das anfühlt. Ich bin mir zwar sicher, dass es Spaß machen wird, aber genauso sicher weiß ich, dass es nicht einfach wird, eine ganze Stunde durch Monaco zu fahren: Das muss man erst einmal durchhalten.

Bis zum nächsten Mal,