Liebe Motorsport-Magazin.com-Leser,

aus der Hitze Bahrains bin ich mittlerweile wieder nach Deutschland zurückgekehrt. Die frühlingshaften Temperaturen hier sind zur Abwechslung ganz angenehm, trotzdem war Bahrain eine coole Erfahrung, denn der erste Schritt ist getan: Ich habe meine ersten Punkte in der GP2 eingefahren! Schon der Start ins Wochenende war deutlich besser als in Malaysia. Mit dem zehnten Platz zum Auftakt war ich deutlich zufriedener. Das war eine gute Basis, zumal auch der Abstand auf meinen erfahrenen Teamkollegen recht klein war. Dementsprechend haben wir uns für das Qualifying viel ausgerechnet, konnten da aber nicht an die Leistung anknüpfen … weder mein Teamkollege noch ich.

Wir hatten beide das Gefühl, dass uns Grip fehlt. Wir hatten keine Balanceprobleme, das Auto hat sich gut angefühlt und meine Runde auch. Aber wir waren nicht schnell genug. Es war natürlich enttäuschend, so weit hinten zu stehen und wir waren etwas ratlos, hatten aber auch die Hoffnung, dass sich die Dinge mit dem Renn-Setup verbessern. Das war aber leider nicht der Fall. Hinzu kamen dann sowohl bei meinem Teamkollegen als auch bei mir schlechte Boxenstopps, bei denen wir acht Sekunden verloren haben. Somit war mein 14. Platz noch glücklich für uns, da auch andere gepatzt haben. Immerhin gab es so aber noch ein bisschen Hoffnung für den Sonntag. Uns war bewusst, dass wir in Sachen Setup ein Risiko eingehen mussten.

Pokern hat sich ausgezahlt

Deshalb haben wir ein bisschen gezockt, das Auto noch einmal umgebaut und das hat ganz gut funktioniert. Wir waren im Sprint deutlich konkurrenzfähiger und das Rennen hat mit einem guten Start stark begonnen. Das war wichtig, weil es sehr schwer ist, zu überholen. Anschließend konnte ich die Pace von meinem Teamkollegen mitgehen und wir haben uns beide die Reifen gut eingeteilt. Gerade in den letzten Runden hat sich das ausgezahlt und wir waren stark unterwegs, wodurch ich noch zwei Autos überholen und meine ersten Punkte holen konnte. Das war positiv: In so einem kurzen Sprintrennen gleich sieben Plätze zu gewinnen, haben wir nicht erwartet. Das war das Highlight meiner bis dato noch kurzen GP2-Karriere, aber wir müssen trotzdem weiter hart an uns arbeiten.

Am Sonntag verbesserte sich Daniel deutlich, Foto: GP2 Series
Am Sonntag verbesserte sich Daniel deutlich, Foto: GP2 Series

Mit mir selbst als Fahrer bin ich relativ zufrieden, denn für mich ist die Messlatte mein Teamkollege. Ich weiß, was James kann und wo er eigentlich hingehört. Wenn ich dann seine Pace im Rennen mitgehen kann, stimmt mich das optimistisch. Als Team müssen wir nun aber schauen, dass wir das Auto verbessern und verstehen, warum uns der Grip fehlt und warum Fabio Leimer, der Sieger vom Samstag, eine Sekunde schneller fahren kann als alle anderen. Er ist ein guter Fahrer, vor dem ich viel Respekt habe - aber dass jemand eine Sekunde schneller fährt als der Rest, habe ich noch nie gesehen. So ein Vorsprung ist schon eine echte Hausnummer. Meiner Meinung nach spielt da auch der Reifen eine Rolle, wobei das in der GP2 noch ging: Die Formel 1 hatte da vergleichsweise mehr zu kämpfen.

Ich war überrascht, dass wir gerade auf den weichen Reifen relativ lange fahren konnten. Ich denke, das war noch in Ordnung und nicht zu extrem. In der F1 fand ich es zu heftig, der Reifenverschleiß dort war zu groß. Natürlich habe ich den Grand Prix am Sonntag auch mit Spannung verfolgt, war aber fast das ganze Rennen damit beschäftigt, zu verstehen, wer jetzt gerade vorne ist. Ich denke, das ging fast allen so. Sicher war es ein spannendes Rennen mit vielen Überholmanövern, trotzdem kam für mich irgendwann der Punkt, an dem es zu viel des Guten war. Niemand blickt mehr durch und die Zuschauer zu Hause, die ja keinen Zeitenmonitor haben, verstehen noch weniger. Vielleicht sollte man einen Schritt zurückgehen, damit die Rennen für die Fans wieder durchsichtiger werden.

Fitness & Simulatorarbeit

Wir hatten nun leider im Vergleich zur Konkurrenz das ganze Wochenende über das Gefühl, dass wir die Pneus nicht so zum Laufen bringen wie in Malaysia. Für uns heißt das jetzt, dass wir die gesammelten Daten genau durchsehen müssen und schauen, wo wir uns verbessern können. Wir haben für den nächsten Auftritt in Barcelona ja Erfahrungswerte von den Tests und aus dem Vorjahr, was uns sicher hilft. Für mich als Fahrer ist der Kurs auch bestens bekannt. So kann ich mich auf die wirklich wichtigen Dinge konzentrieren und muss nicht erst die Strecke lernen. Unsere Hauptaufgabe für das ganze Team ist nun, dass wir es in Spanien schaffen, das Maximum aus den Reifen herauszuholen. Man muss nach jedem Rennen aus den guten und schlechten Sachen lernen und zum nächsten Lauf dann noch einen kleinen Tick besser vorbereitet kommen.

Für mich persönlich werden die nächsten drei Wochen ein bisschen ruhiger und der Alltag kehrt ein. Ich werde mich weiter fithalten, wobei davon auszugehen ist, dass man Barcelona auch gut überleben wird, wenn man die beiden letzten heißen Rennen überlebt hat. Dennoch muss man dranbleiben und in den Simulator werde ich mich zu diesem Zweck auch noch einmal setzen... selbst wenn man die Strecke schon gut kennt, schadet es nie, sich alles noch einmal frisch ins Gedächtnis zu rufen. Ich freue mich jedenfalls schon auf den Europa-Auftakt, hoffentlich gibt es dann erneut Punkte!

Bis zum nächsten Mal,