Liebe Motorsport-Magazin.com-Leser,

cool, dass es endlich losgegangen ist. Dass mein erstes Wochenende in der GP2 schwierig wird, war mir vorher bewusst. Malaysia ist kein einfaches Rennen, vor allem, weil ich dort noch nie gefahren bin - die anderen Jungs kannten die Strecke im Gegensatz zu mir schon. Natürlich bin ich den Kurs vorher im Simulator abgefahren und wusste schon, wo es lang geht, aber live auf der Strecke zu fahren, ist immer noch eine andere Nummer.

Zu der fehlenden Streckenkenntnis kam das Klima in Malaysia - das war wirklich eine Herausforderung. Ich habe noch nichts Vergleichbares erlebt. Die Temperaturen waren mit 30 bis 35 Grad gar nicht einmal so schlimm, aber die Luftfeuchtigkeit ist extrem. Ich habe den Rennanzug angezogen, bin rausgegangen und war schon nass geschwitzt. Deshalb habe ich vor jeder Session eine Kühlweste angezogen und ein paar Eiswürfel in den Nacken gelegt, um meinen Körper runterzukühlen. Das hilft vor allem am Anfang, nach ein paar Runden kommt dann aber die Hitze durch. Immerhin hatte ich keinen Jetlag, da ich schon am Dienstag angereist bin und so genügend Zeit bis zur ersten Session hatte.

Aggressive Herangehensweise

Dass es in der GP2 äußerst rasant zugeht, kann ich übrigens bestätigen. Es gibt ein paar Fahrer, die wirklich sehr aggressiv zur Sache gehen. Ich war überrascht, wie viel Risiko die in den ersten Runden eingehen. Es ist besser, da zurückzustecken, als gleich am Anfang zu kollidieren; in einem Rennen, das über eine Stunde geht, kann ich nicht auf den ersten Metern schon alles aufs Spiel setzen. Den Zwischenfall mit Johnny Cecotto und Sam Bird im Qualifying habe ich nicht gesehen, aber es soll grenzwertig gewesen sein. Da es mich nicht betroffen hat, habe ich mich nicht weiter darum gekümmert.

Daniel bei seiner GP2-Rennpremiere in Sepang, Foto: GP2 Series
Daniel bei seiner GP2-Rennpremiere in Sepang, Foto: GP2 Series

Ich hatte ohnehin schon genug zu kämpfen. Im Qualifying ist in der Boxengasse der Anlasser kaputt gegangen. Das hat so viel Zeit gekostet, dass ich auf dem zweiten weichen Reifensatz keinen Run mehr hinbekommen habe.

Schade, die meisten Fahrer haben sich im zweiten Versuch deutlich gesteigert. So musste ich von P22 starten. Im Rennen bin ich nach gutem Beginn in einer schnellen Kurve von der Strecke gerutscht, beim Zurückfahren ist das Auto so stark auf dem Kerb aufgesetzt, dass es die Vorderachse in die Luft gehoben hat. Ich konnte das Auto nicht mehr kontrollieren, habe mich gedreht und der Motor war aus - und das Rennen für mich gelaufen.

Das hat mich geärgert, vor allem, weil es mein Verschulden war. Ich denke, ich hatte Potenzial für die Top-10. Im zweiten Rennen konnte ich von ganz hinten ein paar Plätze gut machen, mehr war nicht drin. Mit den Reifen hatte ich gegensätzliche Erfahrungen. Auf dem Soft bin ich am Samstag sehr gut zurechtgekommen. Auf dem harten Reifensatz dagegen konnte ich im zweiten Rennen überhaupt nicht angreifen, obwohl ich versucht habe, schonend mit ihnen umzugehen. Alles in allem bin ich mit meinem Einstand aber zufrieden.

Daniel: Trotz Hitze cool geblieben, Foto: GP2 Series
Daniel: Trotz Hitze cool geblieben, Foto: GP2 Series

Der Speed ist da

Ich habe den Speed für ein ordentliches Ergebnis, in Zukunft geht es darum, die Fehler abzustellen. Beim nächsten Rennen in Bahrain wäre es schön, wenn ich Punkte mitnehmen könnte.

Um Punkte ging es auch in der Formel 1. Natürlich habe ich mir das Rennen am Sonntag in Malaysia angeschaut und die Kontroverse um Sebastian Vettel und Mark Webber miterlebt. Aus Sicht des Teams war es sicherlich nicht gut, was Sebastian gemacht hat. Auf der anderen Seite hat er 25 Punkte geholt - wenn die sieben Zähler mehr am Ende über den Titel entscheiden, ist er der Hero.

Dann interessiert es keinen mehr, ob er in Malaysia die Teamorder missachtet hat. Ich weiß nicht, ob ich es auch so gemacht hätte - gerade im zweiten Saisonrennen -, aber manchmal muss man auch ein Egoist sein.

Bis zum nächsten Mal,