Sensationssieg in der Formel E: Sam Bird hat ein wildes Rennen der Formel E in Sao Paulo gewonnen. Der McLaren-Nissan-Pilot setzte sich, von Platz fünf gestartet, mit einem starken Manöver in der letzten Runde des Rennens gegen Mitch Evans im Jaguar durch. Oliver Rowland im Nissan komplettierte nach Start von Position elf und einem irren Fotofinish das Podest.

Für Bird ist es der zwölfte Sieg in seinem 116. Start in der Elektro-WM und der erste seit 2021. Zudem ist es der erste Sieg für McLaren in der Formel E und der erste für einen Nissan-Antriebsstrang seit dem Berlin ePrix 2020. Für Evans ist es das 26. Podest seiner Formel-E-Karriere, Rowland kann sich über sein achtes Podium freuen.

"Das bedeutet so viel für alle bei McLaren", meinte Bird nach Rennende. "Jeder kann jetzt den Forschritt sehen, der langsam passiert. Doppel-Podium auch für Nissan, das haben sie seit Jahren nicht geschafft", so Bird, der zugleich das Zweikampfverhalten von Konkurrent Evans lobte: "Zwischen Mitch und mir war es sehr fair. Er hat die Innenseite verteidigt und mir gerade so genug Platz gegeben, um ein Manöver auf der Außenseite zu machen und ich habe es geschafft!"

Pascal Wehrlein und Porsche verpassen Podest

Pole-Setter Pascal Wehrlein verpasste auf Position vier hingegen knapp das Podest. Bis zur letzten Runde befand sich der Porsche-Werksfahrer in einem engen Duell mit dem Kundenporsche aus dem Hause Andretti vom amtierenden Weltmeister Jake Dennis. Die beiden duellierten sich hart und öffneten in der letzten Kurve auf der Innenseite die Tür für den heranstürmenden Rowland. Die drei Piloten trennten im Ziel nicht einmal zwei Zehntelsekunden. Wehrlein wurde Vierter, Dennis musste sich mit P5 begnügen. Insgesamt lässt sich jedoch festhalten, dass beide in den Schlussrunden nicht das Tempo von Bird und Evans an der Spitze mitgehen konnten.

Zuvor war lange Zeit im Rennen die erwartete Rückkehr der Energie-Spar-Schlachten eingetroffen, sodass sich die Fahrer oftmals kampflos vorbeiwinkten und die Führung wild hin und her wechselte.

Wehrlein-Teamkollege Antonio Felix da Costa konnte auf Position sechs seine ersten Punkte des Jahres sammeln, während das DS-Penske-Duo nach Start von Position zwei und drei im Rennen an Positionen einbüßen musste. Jean-Eric Vergne und Stoffel Vandoorne ließen sich in der Energiespar-Phase des Rennens stärker als die direkte Konkurrenz zurückfallen, konnten die Positionen gegen Rennende jedoch nicht wieder gutmachen. So blieb nur P7 (Vergne) und P8 (Vandoorne).

Maximilian Günther komplettierte nach einer fulminanten Aufholjagd gemeinsam mit Sebastien Buemi die Punkteränge. Günther hatte nach einer Strafe aufgrund von Wechseln des Getriebes und des Inverters im Rennen eine 10-Sekunden Stop-and-Go-Strafe absitzen müssen und profitierte von einem Safety-Car zu Rennbeginn in Folge von Trümmerteilen. Dadurch konnte der Allgäuer zum Feld aufschließen und arbeitete sich im Rennverlauf sukzessive nach vorne.

Nick Cassidy scheidet nach Unfall aus

Der bisherige WM-Führende Nick Cassidy schied hingegen zur Rennmitte aus. Nach einem Kontakt mit dem Mahindra von Edoardo Mortara löste sich der Frontflügel des Neuseeländers und verfing sich unter seinem Jaguar-Boliden. Cassidy war fortan nur noch Passagier und verabschiedete sich mit einem heftigen Abflug in die Mauer. Trotz dessen behält der 29-Jährige in der WM-Wertung zwar die Führung, Pascal Wehrlein ist jedoch auf vier Zähler herangerückt.

"Er hatte einen Schaden am Frontflügel, da gibt es immer das Risiko, das er unter den Vorderreifen geht und die Lenkung verliert", sagte Jaguar-Teamchef James Barclay, der zugleich auch Kritik an dem Renngeschehen übte: "Diese Art Peloton-Rennen werden etwas albern. Autos stoppen überall und das (Cassidy-Abflug; d. Red.) ist das Risiko von solchen extremen Arten des Rennfahrens."

Abt-Pleite nach Qualifying-Hoffnungen

Für das deutsche Team Abt-Cupra lief das Rennen nicht wie erhofft. Nachdem Nico Müller sich im Qualifying auf Position sieben qualifizieren konnte, wurden im Rennen schon früh alle Hoffnungen auf Punkte zunichte gemacht. Sowohl Müller als auch sein von P15 gestarteter Teamkollege Lucas Di Grassi verzeichneten nach Kontakten Schäden am Frontflügel.

Di Grassi wurde schon im ersten Renndrittel vom Andretti-Porsche von Norman Nato abgeschossen und konnte in der Auslaufzone von Kurve eins nur knapp einen Mauereinschlag vermeiden. Für die Aktion erhielt Nato eine Zeitstrafe von fünf Sekunden. Für den Frontflügelschaden von Di Grassi war der Franzose jedoch nicht verantwortlich: Diesen zog sich Di Grassi in einem Zweikampf mit dem Mahindra von Nyck de Vries zu. Schlussendlich wurde der Brasilianer bei seinem Heimrennen 13..

Auch Nico Müller hatte früh einen Schaden am Frontflügel. Im Gegensatz zu Di Grassi fiel dieser jedoch nicht ab, sondern blieb am Auto. Am Ende der 13. Runde beorderte Abt seinen Piloten in die Box zu einem Wechsel des Flügels. Nachdem Müller in Folge des Cassidy-Safety-Cars wieder zum Feld aufschließen konnte, blieb er in der 26. von 34 Rennrunden in der Auslaufzone von Kurve eins stehen. Es gelang dem Schweizer zwar, das Auto wieder zum Laufen zu bekommen, doch Müller kam in die Box zurück und beendete das Rennen vorzeitig.

Formel E 2024: So geht es weiter

Das nächste Rennwochenende der Formel E steigt in zwei Wochen mit dem Premierenrennen in Tokio (30. März 2024). Der neue deutsche TV-Sender DF1 zeigt alle Rennen live im Free-TV. In Österreich strahlt der Privatsender ServusTV die Rennen der Elektro-Weltmeisterschaft aus. 2024 stehen 16 Rennen an zehn Wochenenden im Rennkalender.

Formel E 2024: Tabelle nach 4/16 Rennen

Pos.FahrerTeamPunkte
1Nick CassidyJaguar57
2Pascal WehrleinPorsche53
3Mitch EvansJaguar39
4Jean-Eric VergneDS Penske39
5Jake DennisAndretti-Porsche38