"Wir sind immer schnell, aber dann passiert irgendeine Kacke." Der üblicherweise erfolgsverwöhnte Rene Rast (McLaren) hatte nach dem letzten Formel-E-Rennwochenende in Rom die Nase gestrichen voll. Kein Wunder: Zum achten Mal in Folge blieb der dreifache DTM-Champion in der Elektro-Rennserie ohne Punkte.

So auch bei den Saisonrennen Nummer 13 und 14 in der Ewigen Stadt, in denen Rast durch technische Probleme und Kollisionen zurückgeworfen wurde. Für das Samstagsrennen hatte er sich als Fünfter qualifiziert und lag bis zur zwischenzeitlichen Unterbrechung in Folge des schweren Unfalls von Sam Bird aussichtsreich auf Platz drei. Während der Rot-Phase traten Schwierigkeiten mit dem Einheits-Frontmotor auf, die Rast später zur vorzeitigen Aufgabe zwangen.

Rene Rast: Technik verhindert Podestkampf

Rast zu Motorsport-Magazin.com: "Der Frontmotor hat nicht mehr funktioniert. Wir wissen nicht genau, warum. Bis zur roten Flagge hat alles funktioniert. Dann haben wir das Auto in der Box wieder angemacht und es ging nix mehr. Schade, da wäre echt viel drin gewesen. Ohne die Probleme hätten wir ums Podium oder den Sieg kämpfen können."

Im hitzigen Sonntagsrennen war Rast nicht über den 13. Startplatz hinausgekommen und befand sich damit genau in dem Getümmel, dem jeder Formel-E-Fahrer nur zu gern aus dem Weg gehen will. Die 'Quittung' erhielt der 36-Jährige bereits in der zweiten Runde: Als es sich in Turn 7 nach der Kollision der neuseeländischen Titelanwärter Mitch Evans und Nick Cassidy aufstaute, knallte es dahinter an allen Ecken und Enden.

Rom: Schwerster Unfall der Formel-E-Geschichte (05:10 Min.)

Rast hadert: "Irgendwie ist der Wurm drin"

So auch bei Rast und seinem neben ihm fahrenden McLaren-Teamkollegen Jake Hughes, die sich nach Treffern sogar beide einen neuen Frontflügel an der Box abholen mussten. Damit war eine weitere Chance auf Rasts erste Punkte seit dem Brasilien-Rennen am 25. März in Sao Paulo (Platz 9) vorzeitig futsch. "Es soll irgendwie nicht sein", haderte Rast mit der Punkteflaute. "Irgendwie ist der Wurm drin, zur Zeit funktioniert nichts."

Und weiter: "Das ist der Mist, wenn du auf dem 13. oder 14. Platz fährst. Dann siehst du alles erst, wenn es schon zu spät ist. Ich habe gebremst, aber das ist wie auf der Autobahn. Wenn du es nicht siehst und dann zu spät bremst, rast du voll in andere Autos rein. Ich bin vorne jemandem reingerasselt, mir ist hinten jemand reingerasselt. Du kannst nichts machen, und auf einmal ist der Frontflügel weg."

McLarens Formel-E-Debüt: Beim Lernen das Punkten nicht vergessen

Dass Rast nach dem ungeplanten Boxengassenbesuch bis auf den 13. Platz nach vorne fahren konnte und Teamkollege Hughes als Elfter nur knapp an den Punkterängen vorbeischrammte, war ein Beleg für das Potenzial des Autos. Ebenso der Podestplatz von Nissan-Werksfahrer Norman Nato, der den gleichen Antriebsstrang nutzt wie das Kundenteam McLaren. Da sich das Sonntagsrennen - eine Runde kürzer angesetzt als der Lauf am Samstag - zu einem Vollgas-Sprint mit wenigen Überholmöglichkeiten entwickelte, verpassten beide McLaren erneut die Top-10.

"Das Auto ist gut", war Rast, der parallel für Schubert-BMW in der DTM startetet, überzeugt. "Wenn du alles richtig managst, ist es stark. Wir lernen extrem viel in so einem Jahr, aber wir wollen natürlich Ergebnisse haben. Wir sind nicht, um nur zu lernen. Es wäre schöner, wenn wir ein paar Punkte mitnehmen würden."

Rasts aussichtsreicher Saisonstart mit Formel-E-Neueinsteiger McLaren (hat die Startlizenz und große Teile des Einsatzteams von Mercedes-Benz übernommen) und einem Podesterfolg in Saudi-Arabien liegt inzwischen eine gefühlte Ewigkeit zurück. Das bevorstehende Saisonfinale beim Heimspiel in London (29./30-. Juli) bietet die letzte Gelegenheit, das Jahr einigermaßen versöhnlich abzuschließen.

Team-WM: McLaren vor Motorenlieferant Nissan

Rast bescherte McLaren in Saudi-Arabien den bisher einzigen Podestplatz beim Debüt, während Hughes im gleichen Rennen und später in Monaco zwei Pole Positions eroberte. Drum herum lief allerdings vieles schief bei den beiden Papaya-Piloten, die McLaren (86 Punkte) in der Teamwertung mehr Punkte gebracht haben als auf der Gegenseite Nato und Sacha Fenestraz dem Nissan-Werksteam (79 Punkte).

Seit dem Heimspiel in Berlin Mitte April hechtet Rast den nächsten WM-Zählern hinterher. In den Qualifyings wechselten sich Licht und Schatten regelmäßig ab, hinzu kamen meist unglückliche Kollisionen (Berlin I, Monaco, Jakarta I, Rom II), technische Schwierigkeiten (Berlin II, Jakarta II, Rom I) oder falsche Strategie-Entscheidungen (Portland) der eigentlich erfahrenen Mannschaft um den zweifachen Weltmeister-Teamchef Ian James.

Hughes: Kein Start nach Qualifying-Crash

Formel-E-Rookie Hughes blickt nach einem überzeugenden Saisonstart auf eine ähnliche Pleiteserie zurück und wartet seit vier Rennen auf die nächsten WM-Zähler. In Rom verunfallte er im Samstags-Qualifying so schwer in der berüchtigten Kurve 6, dass er das wenig später folgende Rennen auslassen musste. In der Fahrerwertung belegt Hughes den zwölften Platz mit 46 Punkten, direkt gefolgt von Rast mit 40 WM-Zählern.

"Die letzten paar Rennen waren besonders hart für das Team, und das heutige Rennen in Rom setzt diesen Trend fort", wurde Teamchef James am Sonntag in einer Pressemitteilung des Rennstalls zitiert. "Nach der Enttäuschung gestern konnten wir uns damit trösten, dass unser Tempo sowohl im Qualifying als auch im Rennen stark war."

Rene Rasts Formel-E-Bilanz 2023

RennenStartplatzErgebnis
Mexiko-City1518
Saudi-Arabien I55
Saudi-Arabien II33
Hyderabad8Ausfall
Kapstadt104
Sao Paulo119
Berlin I1417
Berlin II1713
Monaco1417
Jakarta I815
Jakarta II1615
Portland414
Rom I5Ausfall
Rom II1313