Das Samstagsrennen der Formel E in Rom ist von einem schweren Unfall überschattet worden. Beim Sieg von Pole-Setter Mitch Evans (Jaguar) ereignete sich im Anfangsdrittel eine Massen-Karambolage mit sechs involvierten Autos.
Auslöser war Sam Bird (Jaguar, von P2 gestartet), der seinen Wagen auf einer Bodenwelle verlor, in die Mauer krachte und mittig auf der Strecke stehen blieb. Sebastien Buemi (Envision) und Edoardo Mortara (Maserati) konnten in dieser blinden Kurve 6 nicht rechtzeitig ausweichen und trafen den Jaguar mit hoher Geschwindigkeit. Weitere Autos wurden beim Versuch, links und rechts vorbeizufahren, ebenfalls beschädigt.
Nach Crash: Nur noch 13 Autos am Start
Die Rennleitung unterbrach das Rennen mit roten Flaggen für die Dauer von 41 Minuten, um die Strecke zu säubern. Nur noch 13 der 22 Autos konnten beim stehenden Re-Start antreten. In der Folge entwickelte sich ein spannendes Rennen, in dem sich die WM-Anwärter mehrfach an der Spitze abwechselten. Zwei Runden vor dem Ende setzte sich Evans, der 2022 bereits beide Rennen in Rom gewonnen hatte, final an die Spitze. Beim Zieleinlauf betrug sein Vorsprung auf den Zweitplatzierten Nick Cassidy (Envision-Jaguar) 1,8 Sekunden.
Maximilian Günther gelang beim Heimspiel seines Maserati-Teams eine Aufholjagd vom achten bis auf den dritten Platz. Der Allgäuer schnappte sich den letzten Podestrang in den Schlussminuten, als er Jake Dennis (Andretti-Porsche) sehenswert überholte und dem italienischen Formel-E-Neueinsteiger die dritte Podiumsplatzierung der Saison bescherte. Dennis gelang es unterdessen eindrucksvoll, mit 0 Prozent verbleibender Rest-Energie die Verfolger Jean Eric Vergne (P5 nach Start von P16) und Nico Müller (Abt-Cupra) erfolgreich abzuwehren.
Müller erzielte durch Platz sechs das mit Abstand beste Saisonergebnis für die Äbte, die zuvor mit technischen Problemen am Mahindra-Kundenmotor zu kämpfen hatten. WM-Anwärter Pascal Wehrlein (Porsche) überquerte die Ziellinie als Siebter, stand aber unter Beobachtung der Rennleitung wegen zu schnellen Fahrens unter roten Flaggen. In der Formel-E-Tabelle ist der frühere DTM-Champion und Formel-1-Fahrer vom dritten auf den vierten Rang zurückgefallen. Wehrleins Rückstand mit 144 Punkten auf den neuen Spitzenreiter Cassidy (171 Punkte) beträgt 27 Zähler.
Norman Nato (Nissan), Sergio Sette Camara (NIO) und Sacha Fenestraz (Nissan) komplettierten die Top-10. Am Sonntag wartet ein weiteres Rennen in Rom - und das bei voraussichtlich noch höheren Temperaturen. Laut der Wettervorhersage werden im Zuge der aktuellen Hitzewelle bis zu 40 Grad erwartet. Andre Lotterer (Andretti) löste die erste von zwei Safety-Car-Phasen mit einem frühen Crash aus und sah die Zielflagge ebenso wenig wie Rene Rast (McLaren), der nach einem Fahrzeugschaden lange Zeit an der Box verbringen musste.
Formel E in Rom: So lief das Rennen am Samstag
Die Startaufstellung: Reine erste Jaguar-Reihe am Samstag: Mitch Evans (mit WM-Chancen) vor Teamkollege Sam Bird (ohne WM-Chancen, angeblich vor dem Abschied). Auffällig: Im Qualifying-Finale bügelte Evans den Briten mit 2 Sekunden Vorsprung und kassierte die drei Extra-Punkte. Einen Fahrfehler von Bird konnte niemand erkennen... Die WM-Anwärter Jake Dennis (P7), Nick Cassidy (P9) und Pascal Wehrlein (P10) lagen dahinter dicht beisammen. McLaren-Pilot Jake Hughes musste das Rennen nach seinem Unfall im Qualifying auslassen.
Das Wetter: 32 Grad Außentemperatur und gigantische 60 Grad Asphalthitze: Die Formel E gastiert nicht nur mitten im Hochsommer, sondern auch noch in einer Hitzewelle in Rom. Am Sonntag soll das Thermometer sogar noch einige Grad nach oben klettern. In der Vergangenheit fanden die Rom-Rennen stets deutlich früher im Jahr statt. Bei diesen Rekord-Temperaturen dürften sich einige Fans gegen einen Besuch an der Rennstrecke entschieden haben...
Der Start: Sam Bird preschte von Startplatz zwei nach vorne und führte das Feld mit deutlichem Vorsprung durch die erste Kurve an. Dahinter machte Rene Rast von P5 einen Platz gut, weil Sebastien Buemi durchgereicht wurde. Jake Dennis verbesserte sich um zwei Plätze auf P5, auch Nick Cassidy kam von Startplatz neun einige Plätze nach vorne bis auf Platz sechs.
Die erste Rennhälfte: Pascal Wehrlein zog sich in der ersten Runde einen Schaden am Frontflügel seines Porsche zu und musste einen ungeplanten Boxenstopp einlegen. In der 3. Runde rückte das Safety Car erstmals aus, nachdem Andre Lotterer in Turn 6 in die Streckenbegrenzung eingeschlagen war.
Zur 5. Runde wurde das Rennen wieder freigegeben. Evans übernahm direkt kampflos die Führung von Teamkollege Bird. Wehrlein war der erste Fahrer, der in Runde 5 seine Attack Mode (6 Minuten) aktivierte. Auch die beiden Abt-Cupra holten sich den Zusatzboost frühzeitig ab, zu jeweils 2 Minuten. Bird verlor den zweiten Platz an Sacha Fenestraz und wenig später auch noch an Rene Rast. In Runde 7 überquerte Spitzenreiter Evans die Aktivierungszone abseits der Ideallinie und zündete seinen ersten Attack Mode (2 Minuten). Der Neuseeländer fiel auf P2 hinter Fenestraz zurück.
Fenestraz (2 Minuten), Rast (6 Minuten) und Bird 2 Minuten) holten sich in der 8. Runde ihre jeweils ersten Attack Modes ab. Dann krachte es richtig böse! In Runde 9 verlor Sam Bird in Kurve 6 die Kontrolle über seinen Jaguar und krachte in die Mauern. Während sein Auto mittig auf der Strecke zum Stehen kam, erwischte ihn zunächst Sebastien Buemi (Envision) am Heck und zerstörte sein eigenes Auto. Sekunden später konnten Antonio Felix da Costa (Porsche) und einige anderen Wagen nur knapp ausweichen und berührten teilweise die Streckenbegrenzungen. Dann raste Edo Mortara (Maserati) voll in Birds verunfallten Jaguar und sorgte für einen absoluten Schockmoment.
Alle Fahrer konnten die zerstörten Autos aus eigener Kraft verlassen, während die Rennleitung das Geschehen um 15:24 Uhr mit roten Flaggen unterbrach. Nach einer Reparaturpause von 41 Minuten konnten nur 14 der 22 Autos das Rennen wieder aufnehmen. Die Reihenfolge zum Re-Start (stehend): Fenestraz, Evans, Rast, Dennis, Cassidy, Günther, Ticktum, Müller, Sette Camara, Merhi, Vergne, Wehrlein, Vandoorne und Nato
Beim Re-Start blieb Fenestraz vor Evans, während Dennis seinen Vordermann Rast für P3 kassierte. Vergne, Vandoorne und Nato holten sich am Ende des Feldes direkt ihre Attack Modes ab. In Runde 12 kämpfte sich Cassidy vorbei an Rast, während Günther von P6 seinen ersten Attack Mode aktivierte. Rast musste kurz darauf die McLaren-Box mit einem Schaden ansteuern.
Der weitere Rennverlauf: Hinter Fenestraz kämpften die drei WM-Titelanwärter Dennis, Evans und Cassidy hart und eng, aber fair. Dennis machte in Runde 15 schließlich kurzen Prozess mit Fenestraz' Nissan und übernahm erstmals die Führung. In Runde 16 zündete der Andretti-Fahrer seinen ersten Attack Mode (2 Minuten) und schaffte es, vor Evans und Fenestraz zu bleiben.
In Runde 18/25 holte sich Spitzenreiter Dennis seinen zweiten Attack Mode (6 Minuten) ab und verlor die Führung an Evans. Mit der Zusatzleistung von 350 kW eroberte Dennis wenig später den ersten Platz zurück. Dann holten sich die Verfolger Evans und Cassidy jeweils in Runde 22 ihren letzten Attack Mode ab (beide 6 Minuten). Cassidy attackierte Dennis erfolgreich für P2, während der Andretti-Fahrer nun einen deutlichen Energie-Nachteil aufwies.
Die Rennleitung verlängerte das Rennen wegen der beiden Safety-Car-Phasen um zwei Runden. Dennis fiel auf P4 hier Günther zurück, während an der Spitze Evans mit 1,8 Sekunden Vorsprung auf Cassidy führte. Eine gelbe Flagge wegen eines Frontflügels auf der Strecke nahm etwas Drama heraus und so passierte in den letzten beiden Runden nicht mehr viel. Dennis gelang es tatsächlich, mit 0 Rest-Energie den vierten Platz bis ins Ziel zu verteidigen.
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