Edoardo Mortara gewann das erste Rennen in Berlin und feierte damit den vierten Sieg seiner Karriere. Selbstbewusst führte der Venturi-Pilot das Rennen von Runde eins aus an. Hinter ihm profitierte Jean-Eric Vergne von seinem Fanboost und sicherte sich Platz zwei. Das Podium komplett machte der Mercedes-Mann Stoffel Vandoorne.

Mit einem Abstand von nur 1,7 Sekunden manövrierte der Schweizer seinen Boliden über die Ziellinie. Wie knapp das Rennen in der Hauptstadt war, zeigt der Abstand zum Zwölftplatzierten Robin Frijns. Nach 40 Runden trennten ihn nur zehn Sekunden vom Führenden.

"Ich hatte ganz großen Druck von Vergne und Vandoorne", sagte Mortara bei ProSieben. "Das war kein einfaches Rennen. Wir hatten eine gute Pace, aber fuhren vorne. Das ist eigentlich nicht gut für die Energie. Wir hatten zu Beginn des Rennens natürlich einen Plan, mussten uns aber immer wieder anpassen. Die anderen waren vielleicht einen Tick schneller, aber wir sind vorne geblieben."

"Es war ein ereignisreiches Rennen, es ist viel passiert", sagte der Zweitplatzierte Vergne. "Ich hatte keinen schlechten Start, wollte aber nicht in da Costa crashen und habe dadurch einen Platz verloren. Als ich mir den Attack Mode geholt habe, waren so viele Autos vor mir. Die Pace war gut, die Strategie aber nicht die beste. Ich wollte Edoardo überholen, der hat aber sehr gute Augen und sah mich kommen. Da war eine kleine Lücke, aber der Winkel war zu eng. Und ich wollte meinen Platz nicht an Stoffel verlieren. P2 ist okay, aber hoffentlich ist auch mal wieder ein Sieg drin."

"So wie der E-Prix begonnen hat, bin ich ehrlich gesagt etwas überrascht, dass ich es noch auf das Podium geschafft habe", sagte Vandoorne. "Ich hatte von Startplatz acht eine schlechte erste Runde und habe im Verlauf der Startrunde viele Plätze verloren. Ich glaube, danach habe ich zu einem Zeitpunkt des Rennens nur noch auf P15 gelegen. Aber ich bin cool geblieben und habe sofort gespürt, dass im Auto eine gute Pace steckte. Hinzukam die gute Strategie des Teams, die ich im Laufe des Rennens umsetzen konnte. So konnte ich mich nach meiner schwachen Startrunde wieder nach vorne kämpfen und noch bis aufs Podium nach vorne fahren."

Die Punkteränge: Edoardo Mortara (Venturi) vor Jean-Eric Vergne (DS Techeetah). Platz drei ging an Stoffel Vandoorne (Mercedes), gefolgt von Porsche-Pilot Andre Lotterer auf vier. Auf fünf Mitch Evans (Jaguar), Pascal Wehrlein (Porsche) auf sechs. Dahinter Sam Bird (Jaguar) auf sieben, Antonio Felix da Costa (DS Techeetach) auf acht, Pole-Setter Alexander Sims (Mahindra) nur auf neun. Den letzten Punkt holte sich Nyck de Vries (Mercedes).

Die Meisterschaft: Für Stoffel Vandoorne ist der dritte Platz genug, um seine WM-Führung zu behalten. Mit 96 Punkten liegt er drei Punkte vor Jean-Eric Vergne. Dahinter Mitch Evans mit 82 Zählern. Edoardo Mortara überholt Robin Frijns auf der Tabelle und ist mit nun 77 Punkten WM-Vierter. Andre Lotterer und Pascal Wehrlein bleiben auf Rang sechs und sieben. Alexander Sims lässt mit seinen ersten Punkten Dan Ticktum, sowie Oliver Askew hinter sich. Somit ist Sims gleich auf mit Maximilian Günther und belegt Platz 18.

Formel E in Berlin: So lief das Rennen

Die Startaufstellung: Bei einem unerwarteten finalen Duell des Qualifyings konnte sich Venturi-Pilot Edoardo Mortara gegen den WM-zwanzigsten Mahindra-Fahrer Alexander Sims durchsetzen. Von Platz drei startete DS-Mann Antonio Felix da Costa. Schlechte Laune hatte der viertplatzierte Jean-Eric Vergne. Er fuhr im Halbfinale die exakt gleiche Zeit wie Duell-Gegner Alexander Sims. Da Sims die 1:06.050 zuerst fuhr, wurde ihm der Sieg zugesprochen. Für Vergne also Startplatz vier. Sebastien Buemi verlor den Einzug ins Qualifying-Halbfinale durch einen Patzer auf Teamseite. Durch einen Zeitverstoß in der Boxengasse wurde seine finale Zeit gestrichen, er rutschte von vier auf Rang zehn. Die deutschen Porsche-Piloten Andre Lotterer und Pascal Wehrlein starteten von fünf und sechs. Der dritte Deutsche im Bunde, Maximilian Günther, startete von P16.

Das Wetter: Die gefürchteten Windböen blieben aus und bei einer Lufttemperatur von 20 Grad Celsius herrschten ideale Bedingungen über die gesamte Renndistanz.

Start: Nach einem geordneten Start verteidigte sich Überraschungs-Polesetter Edoardo Mortara wacker und blieb auf Position eins. Antonio Felix da Costa überholte Alexander Sims. Andre Lotterer schob sich in Runde eins erst am Franzosen Jean-Eric Vergne und wenig später auch noch an Sims vorbei und landete auf Platz drei. Maximilian Günther verlor in der Startphase zwei Positionen und fiel auf Rang 18 zurück.

Die erste Rennhälfte: Pascal Wehrlein holte sich als erster in der Spitzengruppe den Attack Mode abseits der Ideallinie. Dadurch überholte er Vergne problemlos. Danach ließ auch Teamkollege Lotterer den Deutschen passieren. Wenig später schlug Lotterer ebenfalls mit 25 extra Kw zurück und das Porsche-Team wechselte die Positionen in die Ursprungsreihenfolge.

Die Porsche-Teamorder rächte sich, als Wehrlein von beiden DS-Piloten auf einen Schlag überholt wurde. Unauffällig war die erste Rennhälfte von Stoffel Vandoorne. Still und heimlich schlich sich der Mercedes-Pilot mit 20 Minuten auf der Uhr auf Platz fünf.

Oliver Rowland konnte sich nach einer Strafversetzung von drei Plätzen in der ersten Rennhälfte von Platz 17 auf Rang elf nach vorne kämpfen. Währenddessen lief es bei Lucas di Grassi alles andere als gut. Der Brasilianer viel auf den letzten Platz zurück.

Die Fanboost-Gewinner: Jean-Eric Vergne, Mitch Evans, Nyck De Vries, Stoffel Vandoorne Antonio Felix da Costa

Der weitere Rennverlauf: Mortara führte weiterhin selbstsicher das Feld an. Hinter ihm ein enger Kampf zwischen Lotterer und Vandoorne um Platz zwei. Mit Attack-Mode-Taktik-Spielchen gab es ein wildes Hin und Her zwischen den beiden. Mit nur zehn Minuten auf der Uhr aktivierte auch der Führende den Attack Mode und verlor seine Position kurzzeitig gegen Vandoorne und Lotterer. Sims, ursprünglich auf Startplatz zwei, zu diesem Zeitpunkt durchgereicht auf Rang acht.

Dann mit aktiviertem Fanboost, eine spektakuläre Aufholjagd von Vergne. Zur heißen Schlussphase des Berlin ePrix' saß der Franzose dem führenden Mortara dicht im Nacken. Die Podest-Anwärter der Schlussphase: Mortara, Vergne und Vandoorne.

In letzter Minute ein Fehler von Mortara. Ein harter Verbremser gab Vergne die Chance auf die Führung, doch der Franzose verbremste sich selbst und verlor fast seine Position an Vandoorne. Außerdem ging Mitch Evans in letzter Sekunde an da Costa vorbei und sicherte sich Platz fünf.