Rene Rast macht sich bereit für die anstrengendste Jahreshälfte seiner Rennfahrer-Karriere. Der 33-Jährige bestreitet nicht nur die vorerst letzte Saison von Audi in der DTM, sondern tritt zudem beim Formel-E-Finale in Berlin für die Ingolstädter an. Weitere Einsätze in der Nürburgring-Langstreckenserie VLN runden schier unzählige Rennen innerhalb kurzer Zeit ab.

Wie es nach dem Jahr 2020 für Rast im Motorsport weitergeht, steht offiziell noch nicht fest. Nach seiner Verpflichtung für die sechs Rennen in Berlin innerhalb von nur neun Tagen (05.-13. August) kann sich das Audi-Aushängeschild sicherlich Hoffnungen auf eine Weiterbeschäftigung als Werksfahrer in der Formel E machen.

Seine Leistung bei den drei Doppel-Rennen auf dem stillgelegten Flughafen Berlin-Tempelhof soll bei der Entscheidungsfindung seitens Audi keine direkte Rolle spielen. Einen kleinen Scherz konnte sich Rast an diesem Freitag während einer Video-Konferenz mit Journalisten aber nicht verkneifen.

Sechs Rennen gewinnen - Job sicher

"In der DTM habe ich ja mal sechs Rennen in Folge gewonnen", sagte der amtierende und zweifache Champion. "Die haben gesagt, wenn ich jetzt die sechs Rennen in Berlin gewinne, gibt es eine Chance, dass es für mich nächstes Jahr weitergeht. Nein, nur Spaß! Seitens Audi gibt es keine wirklichen Ziele oder Erwartungen."

Vielleicht ja doch? Audis Formel-E-Teamchef lauschte der Konferenz ebenfalls und schaltete sich kurzfristig in die Zukunftsdiskussion ein. "Rene, das war kein Witz!", richtete sich der frühere Formel-1-Pilot an seinen neuen Fahrer und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

In der Realität dürfte es für Rast allerdings schwierig werden, auf Anhieb Wunder auch in der Formel E zu vollbringen. In dieser Woche bereitete er sich an zwei Tagen mit Audi auf die Rennen in Berlin vor und saß dabei zum ersten Mal überhaupt im aktuellen Gen2-Auto. Kein Vergleich zum alten E-Boliden, den Rast 2016 bei einem Rennen in Berlin als Ersatzmann im damaligen Aguri-Team steuerte.

Rast: Hoffentlich ein paar Punkte

"Das Wichtigste wird sein, zu lernen, Fortschritte zu machen und hoffentlich ein paar Punkte zu holen", setzte Rast die Messlatte bewusst eher niedrig an. "Audi hat mir nicht gesagt, dass ich ein bestimmtes Ziel erreichen oder Rennen gewinnen muss. Ich versuche aber, meinen Job so gut wie möglich zu machen."

Rast erwartet bei der Formel E in Berlin eine schwierige Aufgabe. Ein Großteil seiner Konkurrenten blickt allein in der laufenden Saison auf zahlreiche Testtage sowie die bisherigen fünf Saisonrennen zurück. Und besonders in der ersten rein elektrischen Rennserie der Welt spielt die Erfahrung eine besonders wichtige Rolle.

McNish: Rene wird es schwer haben

McNish: "Ich warte, dass Rene es schwer haben wird, weil er ins kalte Wasser geworfen wird. Wir wissen aber, dass er gut schwimmen kann. Ich bin sicher, dass er jetzt eine steile Lernkurve hat und sich das in Berlin fortsetzen wird."

Rasts persönlicher Anspruch sind Plätze im Mittelfeld und die Hoffnung, dass ihm im Qualifying nicht zwei Sekunden auf die Bestzeit fehlen. Eine große Herausforderung stellt dabei der unterschiedliche Fahrstil im Qualifying verglichen zum Rennen da. Während es bei der Jagd nach den besten Startplätzen um reinen Speed geht, ist während eines 45-minütigen Rennens vor allem der richtige Umgang mit dem Energie-Management gefragt.

Eine Rekordserie wie in der DTM, wo er 2018 als erster Fahrer der Geschichte sechs Rennen in Folge (Nürburgring, Spielberg, Hockenheim) gewann, dürfte beim neuen Formel-E-Abenteuer kaum zu erwarten sein. Audi, wo Rast die Nachfolge des rausgeworfenen Daniel Abt antritt, belegt in der aktuell laufenden Saison in Folge einiger Schwierigkeiten den sechsten von zwölf Plätzen in der Meisterschaft.