Barcelona ist auf jeden Fall ein absolutes Highlight im Formel BMW-Rennkalender. Dementsprechend groß war meine Vorfreude auf das Wochenende vor den Toren der spanischen Metropole. Und tatsächlich sollten es aufregende Tage für mich auf dem Circuit de Catalunya werden, allerdings auf etwas andere Art, als ich es mir erhofft hatte...

Barcelona ist für Marco immer eine Reise wert., Foto: BMW
Barcelona ist für Marco immer eine Reise wert., Foto: BMW

Leider habe ich von der Stadt nicht so viel mitbekommen. Aber die Strecke hat mir sehr gut gefallen. Sie ist nicht die einfachste im Rennkalender, denn sie hat ein paar Kurven, die schwer zu fahren sind, aber die Strecke an sich ist meiner Meinung nach sehr schön. Man kann gar nicht richtig beschreiben, warum. Sie hat ein paar schnelle Kurven, die ich sowieso gerne mag, und wenn dann auch noch gutes Wetter ist, dann macht es einfach Spaß, dort zu fahren. Ohne die neue Schikane hätte ich die Strecke wahrscheinlich noch besser gefunden. Dann wäre noch eine schnelle Kurve mehr dabei gewesen und vielleicht hätte man dann auch besser überholen können, da man sich mit mehr Schwung aus der Kurve auf der Geraden im Windschatten besser hätte ansaugen können.

Wie immer mussten wir uns am Freitag in zwei Zeittrainings die Startposition für das Rennen erkämpfen. Im ersten Zeittraining lief es bei mir noch nicht so gut. Das Auto hat einfach noch nicht so gepasst. Wir hatten relativ große Probleme mit Übersteuern. So reichte es nur zu Startplatz fünf. Für das zweite Zeittraining veränderten wir deshalb noch einmal das Setup und so lag das Auto von Anfang an wesentlich besser. Ich lag fast die ganze Session über auf P2. Erst kurz vor Schluss konnte Philipp Eng meine Zeit um sieben Tausendstel unterbieten.

So war ich nach dem Zeittraining relativ zuversichtlich für beide Rennen - auch für den ersten Lauf, wo ich ja nur aus der dritten Reihe startete. Diese Zuversicht wurde durch die Wetterverhältnisse am Samstag noch einmal bestärkt. Denn es regnete - Verhältnisse, die mir schon im immer gelegen haben. Der Anfang des Rennens lief noch wie ich mir das vorgestellt hatte. Nach der ersten Kurve war ich schon Vierter. Danach lag ich hinter meinem Teamkollegen Adrien Tambay und der Ärger begann.

In der zweiten Runde wollte ich ihn auf der langen Start-Ziel-Geraden überholen. Doch dabei habe ich mich verbremst und bin ihm hinten rein gefahren. Das war ganz klar mein Fehler, das gebe ich auch zu. Außer dass wir dabei unsere Positionen getauscht haben, ist dabei aber nichts weiter passiert. Wir konnten beide weiterfahren und haben auch keine Plätze gegenüber dem Rest des Feldes verloren.

Doch danach wollte Adrien mich mit aller Gewalt abschießen. Ich habe mir die Szenen nachher noch einmal beim Rennleiter angeschaut und dort konnte man klar erkennen, dass er mich zweimal abgeschossen hat. Ich konnte mich beide Male gerade noch so auf der Strecke halten. Doch beim dritten Mal hat er mich dann umgedreht, indem er voll nach links gezogen ist. Dabei waren wir schon am Kurvenausgang und sind wieder geradeaus gefahren.

Das war ziemlich unfair. Adrien hat wahrscheinlich gedacht, ich hätte ihn in der ersten Kurve mit Absicht berührt, aber ich habe mich ja nur verbremst. Das war ein Fehler von mir, den ich auf meine Kappe nehme, aber dass der eigene Teamkollege danach versucht, mich dreimal abzuschießen und es letztlich auch schafft, das ist nicht korrekt, finde ich.

Mich hat das am Ende das ganze Rennen und auch den dritten Platz in der Gesamtwertung gekostet. Denn durch den Dreher bin ich auf Platz 18 zurückgefallen. Ich konnte mich zwar auf P15 vorarbeiten, was immerhin noch ein paar Punkte gegeben hätte, aber fünf Runden vor Schluss ist mir der Dreiecklenker als Folge meiner Begegnung mit Adrien abgerissen.

Adrien und ich mussten danach zur Rennleitung und haben jeder eine Zeitstrafe obendrauf bekommen. In meinem Fall war das egal, weil ich eh ausgeschieden bin. Bei der Rennleitung habe ich auch gehört, dass Adrien alles abgestritten und behauptet hat, dass man in der Kurve, wo er mich abgeschossen hat, normalerweise nicht bremsen würde. Um zu sehen, dass das totaler Quatsch ist, muss ich nur seine Telemetriedaten anschauen, die genau das Gegenteil bezeugen. Auch der Rennkommissar hat mir gesagt, dass er Adriens Aktion härter eingestuft hat als meine. Doch er konnte ja leider nicht feststellen, ob ich mich verbremst habe und musste uns deshalb gleichhart bestrafen.

Platz zwei im zweiten Rennen ließ Marco den Ärger kurzzeitig vergessen, Foto: BMW
Platz zwei im zweiten Rennen ließ Marco den Ärger kurzzeitig vergessen, Foto: BMW

Ich verstehe nicht, warum Adrien nicht einfach zugeben kann, dass er einen Fehler gemacht hat. Persönlich haben er und ich noch nicht miteinander gesprochen, aber schon jetzt ist klar, dass unsere Freundschaft an diesem Wochenende arg strapaziert wurde. Außerdem ging es für mich vor dem Wochenende noch um die Meisterschaft, stattdessen bin ich jetzt hinter Philipp Eng auf Platz 4 zurückgefallen.

Wenigstens ist das zweite Rennen am Sonntag ordentlich gelaufen. Ich konnte meine Position am Start halten und habe mich aus dem Zweikampf zwischen Philipp Eng und Jens Klingmann herausgehalten. Im Laufe des Rennens waren wir drei an der Spitze relativ gleich schnell. Eine wirkliche Chance zu überholen hatte ich aber nicht. Zum einen, weil Klingmann und Eng sehr schnell waren, zum anderen, weil wir am Ende größtenteils unter gelb gefahren sind. So wollte ich kein Risiko eingehen und habe meinen dritten Platz sicher nach Hause gefahren. Nach der Aufregung vom Samstag tat der Platz auf dem Podium natürlich besonders gut.

Durch die Zeitstrafe von Jens Klingmann bin ich sogar noch auf Platz zwei vorgerückt. Allerdings ist mein Rückstand auf Philipp Eng dadurch noch einmal um zwei Punkte angewachsen, da Philipp nachträglich zum Sieger erklärt wurde. Dennoch hoffe ich, dass ich mir beim Saisonfinale in Hockenheim den dritten Platz zurückholen kann. Bei den Tests dort haben wir immer sehr gut ausgesehen, und die Strecke liegt mir. Ich habe noch lange nicht aufgegeben und so lange der dritte Platz noch möglich ist, werde ich kämpfen.