Der Mai ist um und ich glaube ich habe in einem Monat noch nie in so vielen verschiedenen Betten geschlafen. Und damit schließe ich sogar meine Studentenzeit mit ein. Jedenfalls lauteten unsere Stationen im gesamten Mai: Formel BMW Auftakt in Oschersleben, danach Auftakt der Formula Europa by Liqui Moly in Varano (Italien), dann Formel BMW am Lausitzring und zuletzt Formula Europa by Liqui Moly in Most (Tschechien).

In der Formula Europa by Liqui Moly lief eigentlich alles super. GU-Racing setzt in dieser Serie - die eigentlich eine kosteneffiziente Vorstufe zur Formel BMW ist - alle Autos ein. Das ist also richtig viel Arbeit, dennoch bin ich mit den ersten beiden Rennwochenenden zufrieden - übrigens auch die Fahrer. Etwas Kummer bereitet mir der Auftakt in der Formel BMW, wobei wir eigentlich zwei Probleme haben: Erstens waren unsere Autos bei den ersten beiden Rennwochenende nicht schnell genug, um zu gewinnen. Zweitens hatten wir ungefähr so viel Pech, dass es normalerweise für eine halbe Saison reicht.

Nach Oschersleben fuhr GU-Racing mit hohen Zielen. Immerhin hatten wir im Debütjahr 2006 die Gesamtplätze 12 und 14 geholt. Dass wir zumindest schnell genug für Siege in diesem Jahr sind, haben wir auch schon beim Testen gesehen. Für die Meisterschaft brauchen wir aber die Ergebnisse. Alle drei Fahrer aus dem Debütjahr 2006 blieben im Team: Jens Höing aus Berlin und Max Wissel aus Alzenau sind meine beiden Fahrer, die derzeit schnell genug für ganz vorne sind. Der Rumäne Andrei Harnagea fuhr auch schon 2006 bei GU-Racing. Allerdings konnte er in Oschersleben und am Lausitzring noch gar nicht fahren, denn er steckt in Schwierigkeiten mit seinem Sponsor. Neu im Team sind Nikoley Varbitzaliev aus Bulgarien und Carlos Gaitan aus Kolumbien.

Günther Unterreitmeier ist derzeit viel beschäftigt., Foto: GU Racing
Günther Unterreitmeier ist derzeit viel beschäftigt., Foto: GU Racing

Ins erste Rennen ging Max Wissel von Platz 4. Ein Startunfall machte sein Rennen gleich zu Beginn kaputt. Nach großem Chaos wurde das Sonntag-Rennen abgebrochen. Wissel holte Platz 5. Jens Höing machte sich sein Wochenende selber kaputt. Samstag schmiss er seinen Formel BMW auf Platz 5 liegend in die Wiese. Wegen einer recht blöden Situation im Anschluss, dessen Details mir gerade zufällig entfallen sind, musste er am Sonntag vom letzten Platz starten, was er als "rote Karte" für sein Wochenende bezeichnete. Letztlich konnten unsere Neulinge auch nur ein Teil der Kohlen aus dem Feuer holen. Mit Platz 9 konnte Carlos Gaitan in seinem ersten Formel BMW Rennen immerhin zufrieden sein.

Während wir in Oschersleben noch schnell waren, müssen wir uns für das Lausitzring-Wochenende selbst verantwortlich zeigen. Untersteuern hieß unser Feind, wobei Höing gar kein Mittel dagegen fand und in den Rennen auf die Plätze 12 und 13 zurück fiel. Max Wissel holte einmal Platz 7 und hatte einen Motorschaden.

Jetzt aber richtig! Definitiv haben wir am Lausitzring in die falsche Kiste gegriffen und haben auch über das gesamte Wochenende unser Set-up nicht wirklich in den Griff bekommen - dachten wir. Aber nach unserer Analyse am Montag nach dem Wochenende konnten wir einige Dinge ausschließen. Unsere Ingenieure dürfen sich, dank mir, derzeit intensiv damit auseinander setzen, die Autos schneller zu machen. Das gute daran, wenn erstmal alle an einem Strang ziehen, dann geht auch richtig was vorwärts. Und bei GU-Racing macht sich das enorm bemerkbar. Wir haben zwei Dinge am Formel BMW gefunden, die uns auf jeden Fall schneller machen. Das nächste Rennwochenende ist auf dem Norisring am 24. Mai. Ich weiß nicht ob wir bis zum Norisring die Lücke ganz geschlossen haben. Aber ansonsten suchen wir weiter und weiter.

Keine Pause sondern Testen der "Junioren" steht vor dem Norisring auf dem Programm. Wir bereiten Fahrer auf die Formel BMW Sichtung in Valencia vor. Außerdem Testen einige "Junioren", wie ich sie gerne nenne, aus der Formula Europa by Liqui Moly im Formel BMW. Die Serie beweißt sich als klasse Sprungbrett. Tabellenführer Otto Birznieks wird ab dem Rennen mit der Tourenwagen-WM in Oschersleben für GU-Racing in der Formel BMW fahren und dann 2008 die gesamte Saison.

Oft werde ich nach Stress gefragt. Aber Stress ist doch nur eine Frage der Ansicht. Mir macht das doch unglaublich Spaß. Beim letzten Rennen der Formula Europa by Liqui Moly in Most hatten unsere Mechaniker Donnerstag eine Nachtschicht. "Lieber schlafe ich ein bisschen im Truck, als ins Hotel zu fahren. Hauptsache die Autos gehen perfekt und die die Organisation läuft", habe ich mir dann gesagt. Und auch dabei muss ich im Nachhinein sagen: Coole Aktion.