"Hektik ist für Mitarbeiter - nicht für Chefs!" - Es war einer deiner Formel BMW Piloten, der dieses Zitat von Kult-Figur Bernd Stromberg als Motto für das erste Rennwochenende in Oschersleben nahm. In Oschersleben gab es eine Menge Hektik in den Formel BMW Rennen. Hätte das Zitat auch von Dir kommen können oder ist ein Teamchef auch emotional?
Günther Unterreitmeier: Natürlich ist ein Teamchef emotional bei den Rennen dabei. Aber würde ich auch noch Hektik verbreiten, wüsste bestimmt keiner mehr so genau was er zu tun hat.

Das heißt, Du bist als Teamchef eher streng?
Günther Unterreitmeier: Man muss immer eine gute Mischung finden. Spaß gehört dazu, aber schließlich will ich Erfolg haben mit meinem Team. Anders ist das mit den Fahrern: Ich möchte mit meinen Team zusammen meine Fahrer motivieren. Manchmal sind die Fahrer erst 15 oder 16 Jahre alt, da muss man am Anfang auch sensibel sein.

Du bist Team-Chef Sprecher der Formel BMW. Was heißt denn das?
Günther Unterreitmeier: Es gibt Team-Meetings in der Formel BMW. Dabei geht es darum Probleme zu besprechen. Ein Beispiel: Letztes Jahr gab es ein technisches Problem mit dem Hauptschalter am Formel BMW. Die Teams und Techniker beraten dann was man dagegen machen kann und im Meeting spricht sich der Teamchef-Sprecher für eine Lösung gegenüber den Organisatoren aus.

In der Formel 1 gibt es das Fahrer-Gremium. Michael Schumacher war lange Zeit Sprecher. Gibt es das nicht in der Formel BMW?
Günther Unterreitmeier: Nein, die Fahrer bleiben maximal 2 oder 3 Jahre in der Formel BMW. Als Teamchef-Sprecher übernehme ich aber etwa diese Aufgaben. Ich mache mir auch Gedanken über mehr Sicherheit. Vielleicht sollten aber die erfahrenen Fahrer mehr eingebunden werden.

Fünf Fahrer schickt Günther Unterreitmeier in der Formel BMW ins Rennen., Foto: GU Racing
Fünf Fahrer schickt Günther Unterreitmeier in der Formel BMW ins Rennen., Foto: GU Racing

Dein Team GU-Racing geht erst in das zweite Jahr. Wieso wird man Teamchef?
Günther Unterreitmeier: Die meisten fangen klein an und waren vielleicht mal Mechaniker oder so. Bei mir war es genau anders rum: Ich habe früher für Konzerne gearbeitet und hatte einfach keine Lust mehr. Ich wollte etwas machen, das mir Spaß macht. Der Motorsport hat mich fasziniert. Erst wollte ich selber fahren, aber ich bin zu alt. Dann habe ich mir gedacht: warum nicht Teamchef? Ich habe mir aber lange Serien angeschaut und mich dann für die Formel BMW entschieden.

Und - hast du jetzt Spaß?
Günther Unterreitmeier: Unheimlich! Das Reisen, Aufbauen und der Stress jetzt, das ist angenehm. Ich mache jetzt Motorsport weil es mir Spaß macht. Lieber gebe ich einem jungen Fahrer eine Chance und verzichte auf Business im Konzern.

Was sind Deine Ziele mit GU-Racing?
Günther Unterreitmeier: Ich möchte unbedingt in den nächsten Rennen den ersten Sieg für das Team. Vielleicht sind wir in diesem Jahr noch nicht konstant genug, um die Meisterschaft zu gewinnen. Max Wissel und Jens Höing sollten Rennen gewinnen können. Die Ergebnisse sind verdammt wichtig. Nächstes Jahr wird GU-Racing ein Formel 3 Team stellen.

Deine Formel BMW Fahrer kommen aus Deutschland, Kolumbien, Rumänien und Bulgarien. In der "FORMULA EUROPA by Liqui Moly", welche GU-Racing veranstaltet, fahren Fahrer aus weiteren 6 Nationen. Verliert man da den Überblick?
Günther Unterreitmeier: Genau darum bin ich Teamchef - um den Überblick zu behalten! Ich habe gute Ingenieure weil sie das besser können als ich. Zumindest in dieser Hinsicht trifft wohl das Sprichwort zu, dass Hektik nichts für Chefs ist! Ich glaube schon, dass ich als Teamchef gut aufgehoben bin. Ich brauche ja keine 10 Sprachen können. Englisch reicht eigentlich für alle Fahrer. Aber wir sind international und daher heißt das Team auch ab 2007 GU-Racing Team International. Ich finde das zeichnet uns aus.

Mehr über GU Racing und die anstehenden Aufgaben als Teamchef berichtet Günther Unterreitmeier den Lesern von motorsport-magazin.com in seiner neuen Kolumne.