Es war das Duell der Saison 2009: Brawn GP gegen Red Bull. Am letzten Testtag des Jahres in Jerez wiederholte sich zeitweise der Zweikampf der beiden Titelrivalen. Da die Stammfahrer noch bis Februar eine Zwangsfahrpause verordnet bekommen haben, saß der Nachwuchs am Steuer: Daniel Ricciardo komplettierte eine starke Testwoche mit der letzten Bestzeit - und war am dritten Tag in 1:17.418 Minuten schneller als seine beiden Vorgänger als Bestzeithalter Andy Soucek und Gary Paffett am Dienstag und Mittwoch. Nach 77 Runden kam sein dritter Testtag der Woche aber zu einem vorzeitigen Ende, als dichte Rauchwolken aus dem Heck seines RB5 aufstiegen. Bis dahin hatte er sich auf Aerodynamiktests für 2010 konzentriert.

Trotzdem ließ der australische Meister der Britischen Formel 3 Meisterschaft seinen ersten Verfolger Paul Di Resta um fast anderthalb Sekunden hinter sich. Zu beachten ist dabei natürlich das Testprogramm: Immerhin konzentrieren sich schon viele Teams auf das Tankverbot, das 2010 in Kraft tritt und fahren deshalb mit vollen Tanks und teilweise sogar noch Zusatzgewichten, um die größeren Tanks zu simulieren.

"Die letzten drei Tage waren eine unglaubliche Erfahrung für mich", fasste Ricciardo am Ende der Testwoche zusammen. "Ich möchte Red Bull für diese Chance danken, die meine Entschlossenheit verstärkt, es eines Tages in die Formel 1 zu schaffen. Ich weiß, dass dies nur ein Test war, aber es war etwas Besonderes, meinen Namen ganz oben in der Zeitenliste zu sehen."

Gute Zeiten, schlechte Zeiten

Paul di Resta war schnell unterwegs., Foto: Sutton
Paul di Resta war schnell unterwegs., Foto: Sutton

Di Resta setzte seine starke Vorstellung auch am dritten Testtag für Force India fort. Der Mercedes DTM-Pilot fiel jedoch nicht nur mit der zweitschnellsten Zeit auf, sondern auch durch einen Abflug ins Kiesbett und einen technischen Defekt. Beide Male wurde die Testsession unterbrochen. Trotz der dadurch verlorenen Zeit konnte das Programm laut di Resta aber durchgezogen werden. "Trotz der Stehzeiten haben wir Fortschritte gemacht und ich denke, das Team hat gute Ergebnisse erzielt. Ich glaube, am Ende war die Zeit gut und wir haben etwas mehr Leistung gefunden, ich bin also doppelt zufrieden", sagte er. Die erste Rotphase löste am Vormittag Ferrari-Pilot Daniel Zampieri aus, der für seine Top-3-Platzierung in der italienischen Formel 3 einige Runden für die Scuderia drehen durfte. Die gleiche Belohnung erhielten Pablo Sanchez und Marco Zipoli.

Hinter Ricciardo und di Resta reihten sich Gary Paffett, Mike Conway und Nico Hülkenberg auf den Plätzen 3 bis 5 ein. Hülkenberg war auch am Schlusstag der Tests der einzige aktive Stammfahrer. Er arbeitete am Setup mit viel Benzin im Tank. "Es waren zwei positive Testtage", bilanzierte Hülkenberg. "Es war gut, wieder im Auto zu sitzen und einige Runden zu fahren. Ich habe viele Kilometer zurückgelegt, worüber ich sehr froh bin, und ich habe mich schnell wieder daran gewöhnt, ein F1-Auto zu fahren - was ich nicht wirklich erwartet hatte, da mein letzter Test lange her ist. Das Auto fühlte sich gut an und wir konnten viele Setuparbeiten erledigen."

Seinen zweiten F1-Testtag absolvierte der Belgier Bertrand Baguette, der nach einer Ausfahrt für Renault am Dienstag am Donnerstag für Sauber ins Cockpit kletterte. Er landete mit knapp zwei Sekunden Rückstand auf Platz 6.

"Ich bin mit dem Tag sehr zufrieden", sagte Baguette. "Am Vormittag war ich wegen des Wetters etwas besorgt, aber abgesehen vom Regen zur Mittagszeit war es ein sehr schöner Tag und wir konnten unser gesamtes Programm absolvieren." Gegen Testende steigerte Baguette seine Rundenzeiten mehrmals, trotz einer relativ schweren Spritladung. "Die Balance des Autos war sehr gut und ich habe es genossen, damit zu fahren."

Neben Paffett, der bei McLaren Setups und Reifen ausprobierte, durfte auch Oliver Turvey wieder ran. Der junge Brite durfte am Morgen auf rutschiger Strecke ein paar langsame Aero-Tests fahren, als die Bedingungen sich besserten, wurde das Programm auf verschiedene Setup-Vergleiche umgestellt, damit er ein Gefühl für die Unterschiede bekam. Am Ende gab es die siebtbeste Zeit und der Manager des Test Teams, Indy Lall, sagte: "Oliver hat gute Arbeit geleistet und zur Arbeit der Testwoche beigetragen. Er hat bei seinem Einstand in der Formel 1 einen guten Eindruck hinterlassen."

Viel Betrieb

Ferrari schickte gleich drei Piloten auf die Strecke., Foto: Sutton
Ferrari schickte gleich drei Piloten auf die Strecke., Foto: Sutton

Insgesamt waren 16 Fahrer im Laufe des Tages für die neun Teams aktiv. Ferrari setzte mit seinem Nachwuchstrio die meisten Fahrer ein. Aber auch bei McLaren, Brawn GP, Force India, Renault und Toro Rosso gab es einen Fahrerwechsel zur Halbzeit.

So teilten sich bei Brawn/Mercedes erneut Mike Conway und Marcus Ericsson das Cockpit. "Beide haben sehr gute Arbeit geleistet", lobte Teamchef Ross Brawn. "Es war ein straffes Programm mit vielen Testbereichen und ihr Input war sehr gut." Auch die Fahrer waren mit ihrer Leistung zufrieden. "Es war toll, ein Siegauto zu fahren und die Leistung zu erleben war unglaublich", sagte Conway. "Es war eine spannende Woche", fügte Ericcson an. "Für mich wurde ein Traum wahr. Das Auto ist sehr beeindruckend. Es ist so schnell und der größte Unterschied zu einem F3-Auto ist die Leistung der Bremsen."

Bei Toro Rosso teilten sich Brendon Hartley und Mirko Bortolotti das Auto. Ihr Testprogramm in dieser Woche bestand vor allem darin, Aerodynamikdaten zu sammeln und mit schwerem Auto zu fahren. "Beide Fahrer haben gute Arbeit geleistet", sagte Teamchef Franz Tost. "Sie sind talentiert und wenn sie sich 2010 in anderen Serien gut schlagen, könnten sie es 2011 in die Formel 1 schaffen." Bortolotti bedauerte nur den einsetzenden Regen am letzten Testtag. "Deshalb konnte ich keinen neuen Reifensatz aufziehen." Hartley war mit seinem Halbtag zufrieden. "Wir fuhren viel und meine Pace war benzinkorrigiert ziemlich gut."

Für Renault bestritt Lucas Di Grassi Komponententests für die kommende Saison. Zwischenzeitlich machte er für einige Runden Platz für den Chinesen Ho-Pin Tung, der einige Runden unter feuchten Bedingungen fahren durfte. "Es war ein arbeitsreicher Tag und ich habe über 120 Runden zurückgelegt", sagte Di Grassi. "Wir haben viele Dinge ausprobiert, inklusive einiger Leistungsarbeiten, Long Runs und Simulationen für 2010."

Chefrenningenieur Alan Permane erlebte deshalb einen produktiven Testtag. "Am Vormittag fuhren wir mit einer ziemlich schweren Spritladung, um die Bremsen zu testen." Am Nachmittag wechselte man das Testprogramm zu Aufhängungstests. "Es war eine erfolgreiche Woche für uns: Das Team hat hart gearbeitet und viele Daten für die Entwicklung des neuen Autos gesammelt."

Etwas weniger gut war die Stimmung bei JR Hildebrand, da er bei einem Anlauf auf eine gute Zeit mit einem Fehler in der Motorkontrolle stehen blieb und dann noch eine rote Flagge störte, als er den neuen Reifen noch einmal anfahren wollte. "Wir hätten an der Spitze dran sein können. Zu wissen, dass ich die Zeit drauf hatte und sie nicht holte, ist teilweise frustrierend, aber ich kann nur relativ frustriert sein, da ich weiß, wie viel schneller wir wirklich waren. Ich habe noch Probleme mit fehlender Stabilität in die Kurven hinein und mit etwas mehr Zeit könnte ich selbst ein paar Anpassungen vornehmen", erklärte der Amerikaner nach der zehntbesten Zeit des dritten Tages. Daher konnte er auch berichten, dass sein Vertrauen in das Auto gestiegen sei und mit er seiner Leistung zufrieden war.