Fortschritte sind in dieser Saison so etwas wie die Zauberformel in der Formel 1. Denn Teams wie McLaren haben doch einiges aufzuholen, wenn sie wieder in alter Stärke auftreten wollen. Einen ersten Schritt nach vorne will Martin Whitmarsh in China gesehen haben, auch wenn der nicht so groß war, wie er sich das im Endeffekt vorstellt. "Es ist ein intensiver Start des Jahres. Es ist also schwierig, die Leistung zu steigern, während man sich durch diese Reihe der ersten Überseerennen müht. Wir haben aber Fortschritte gemacht. Ich denke, der Freitag war etwas schmeichelnd mit Platz eins im Training. Q1 und Q2 sahen recht gut aus", sagte der Teamchef.

Die Leistung im Qualifying sah er schon deswegen als gut, weil im dritten Abschnitt für Lewis Hamilton keine weichen Reifen mehr übrig waren, da das Team in den ersten beiden Sessions des Zeittrainings auf Nummer sicher gegangen war. "Wenn man also berücksichtigt, dass wir keine Reifen mehr hatten und im Vergleich zu anderen Benzin an Bord hatten, das rund eine Sekunde kostet, dann war es eine ordentliche Vorstellung." Auch Heikki Kovalainen kam beim Teamchef gut weg. So scheiterte er zwar in Q2, laut Whitmarsh war das aber eher unglücklich.

Schnell Leistung finden

Gut wollte sich der McLaren-Rennchef angesichts des aktuellen Potentials aber nicht fühlen. Er kündigte an, dass es noch einige Fortschritte brauchen wird. "Eine der Herausforderungen momentan ist, dass wir Klarheit beim Diffusor haben und jetzt müssen wir entscheiden, was wir tun. Man darf keine Schnellschüsse machen und Dinge zu schnell an die Strecke bringen, aber wir müssen das tun. Wir brauchen Leistung und das schnell", betonte er. Schrittweise werde ohnehin weitergearbeitet wie üblich und in Spanien rechnete er bei seinem Team mit einem großen Upgrade - gleichzeitig war ihm aber klar, dass die anderen Teams nicht nur dasitzen und Däumchen drehen werden.

Das aktuelle Entwicklungs-Tempo hänge auch davon ab, wie schnell die neuen Teile aus dem Windkanal kommen. In China habe man zwar keine Löcher im Unterboden gehabt und auch keinen Doppel-Diffusor, es habe aber zwei neue Diffusor-Standards gegeben. "Wir haben Doppel-Diffusoren im Windkanal. Wir haben einen Vorteil, sobald wir einen einbauen. Aber den Vorteil kann man steigern, wenn man das Paket optimiert. Die Frage, die sich den Teams nun stellt: in welchem Ausmaß entwirft man nun die hintere Aufhängung neu, das Heck und das Getriebe neu, um das Auto für diese Philosophie zu optimieren?", sagte Whitmarsh. Das brauche Zeit, aber er rechnete damit, dass in Spanien wohl alle mit einem Doppel-Diffusor kommen werden. Gleichzeitig sah er das nicht als Allheilmittel, denn Brawn sei nicht nur wegen dieses Teils schnell, meinte er weiter.

Brawn ist nicht nur ein Diffusor

"Sie haben viel Mühe und Ressourcen in das diesjährige Auto gesteckt und es ist oft so, dass wir uns nur auf einen Aspekt konzentrieren, wenn ein Auto besonders schnell ist. Nach meiner Erfahrung ist das aber selten der Fall. Hätte das Berufungsgericht anders entschieden, wäre Brawn nicht ans Ende des Feldes zurückgefallen", erklärte der McLaren-Teamchef. Sein Team könne nun nur versuchen, den Rückstand aufzuholen, der auch dadurch entstanden ist, dass im vorigen Jahr lange für den Titel am alten Auto gearbeitet wurde. "Ich kann nicht sagen, wann wir sie haben. Wir wissen nicht, was sie machen. Würden sie stillstehen, holten wir sie ein, aber ich zweifle daran, dass sie das für uns machen werden", sagte er. Gleichzeitig betonte er aber, dass es nicht die Philosophie von McLaren sei, die Saison jetzt bereits als beendet zu erklären.