Der Europa-Auftakt in Barcelona hat wie üblich viele tolle Motive geliefert. Das fing schon mit den Motorhomes an, die endlich wieder mit dabei waren. Besonders beeindruckend war natürlich jenes von Force India. Wenn man sich deren altes Motorhome ansah und die Probleme kannte, die sie damit hatten, dann konnte man sich aber auch gar nicht vorstellen, wie sie nun neben dem McLaren Motorhome hätten stehen sollen, das wahrscheinlich das schönste von allen ist.

Open House bei Vijay Mallya, Foto: Sutton
Open House bei Vijay Mallya, Foto: Sutton

Soweit ich weiß, wurde die Force India Behausung in drei Monaten von einem deutschen Unternehmen gebaut. Es ist eine sehr clevere Konstruktion, denn von der Bauweise her ist es recht simpel. Das ist generell so, da die Motorhomes ja recht schnell abgebaut und zur nächsten Strecke geschickt werden müssen. Dabei geht es nicht nur um den Transport, sondern auch darum, sie für den Transport zu verpacken und ich denke, das Motorhome von Force India passt auf vier oder fünf Trucks. Die Energy Station von Red Bull braucht mit allen Teilen 42 Lastwägen, glaube ich. Da ist schon ein kleiner Unterschied - nicht nur bei der Masse, sondern auch bei den Kosten.

Ich denke, die Kosten bei Force India waren akzeptabel und das Motorhome ist sehr praktisch. Es dient mehreren Zwecken und es gab am Freitag auch eine Willkommensfeier, zu der alle Teamchefs kamen - die natürlich alle von Vijay eingeladen waren. Da er neu in der Formel 1 ist, kann er da sehr offen allen gegenüber sein, fast so wie es damals bei Eddie Jordan war. Der war auch offen für alle und hat jeden willkommen geheißen. Es war toll, dass dann auch alle gekommen sind. Da waren Mario Theissen, Flavio Briatore, Martin Whitmarsh, Christian Honer, Bernie und die Ferrari-Leute kamen etwas später, weil sie ein Meeting hatten. Stefano Domenicali war dann aber auch dabei.

Sie kamen alle vorbei, Foto: Sutton
Sie kamen alle vorbei, Foto: Sutton

Es war einfach ein netter Abend mit ein paar Getränken und es gab dann auch eine Führung, um zu zeigen, wie praktisch alles ist. Außerdem waren sie sehr zufrieden mit sich, da sie einen Meter höher sind als McLaren. Die haben dann aber auch ihre neuen Nachbarn eingeladen, da sie aufgrund der Strafe im Vorjahr in dieser Saison ja neben Force India und Super Aguri residieren müssen.

Vijay ist ein sehr offener Mensch, der gerne mit seinen Kingfisher Girls herumspaziert und sich nicht schämt, seinen Reichtum zu zeigen. Das Motorhome ist ja auch eher ein Bling-Bling-Motorhome. Es ist zwar nicht das teuerste, aber dafür sehr praktisch und das ist ein wichtiger Teil. Und dort herrscht die Politik, dass die Türen immer offen stehen, nicht wie bei McLaren, wo die Türen zu sind und am Eingang Security steht. Bei Force India herrscht Open House und sie wollen, dass die Leute reinkommen und mit den Fahrern reden, die Presseleute besuchen oder mit Vijay plaudern wollen. Die Atmosphäre dort ist toll und das gehört ins Paddock. Bei Red Bull ist es ähnlich, aber bei Force India ist es etwas kleiner, da dort ja auch nur ein Team zuhause ist.

Heikki Kovalainens Unfall musste auch bildlich festgehalten werden, Foto: Sutton
Heikki Kovalainens Unfall musste auch bildlich festgehalten werden, Foto: Sutton

Es gab an dem Wochenende natürlich auch ernstere Themen als schöne Motorhomes und Gastfreundschaft. Heikki Kovalainens Unfall im Rennen war eines davon. Natürlich muss man da als Fotograf, der darüber bildlich berichten soll, auch schnell sein. Ich habe mir für das ganze Jahr ein Kangaroo TV gesichert, das ich zwar nicht das ganze Rennen beobachten kann, aber ich kann mir die Kopfhörer in die Ohren stecken, damit ich immer höre, was so passiert. Der Vorteil damit ist, dass man zu BBC Radio Five Live schalten kann, während man beim normalen Streckenkommentar in Spanien viel Spanisch hat und nur zwischendrin der englische Kommentator zu hören ist. Da es noch dazu viele Monitore an der Strecke gibt, konnte man aber auch gut sehen, was so passiert.

Kangaroo TV wurde während des Rennens aufgrund des Unfalls von Heikki aber dann sehr wichtig. Ich war an der Haarnadel, sah es auf dem Monitor und hörte es durch den Kanal im Ohr. Einer der Fotobusse kam da grade um die Kurve und ich dachte mir, den muss ich gleich nehmen und zur Unfallstelle. Ich konnte nämlich nicht sicher sein, dass einer unserer Leute dort sein würde. Ich musste also die Gelegenheit nutzen und dorthin fahren. Ich stieg mit einem anderen Typen ein und da war diese absolut verrückte Fahrerin, die einfach nur durchgedreht war. Ich musste ihr nicht einmal sagen, dass sie sich beeilen musste, sie flog einfach durch die Straße außen am Kurs entlang. Ich überlegte, ob ich die Hupe betätigen sollte, damit die Leute aus dem Weg gehen.

Die Rettungskräfte arbeiteten beeindruckend, Foto: Sutton
Die Rettungskräfte arbeiteten beeindruckend, Foto: Sutton

Auf anderem Weg wären wir aber auch nicht rechtzeitig zur Unfallstelle gekommen. Die Fahrerin war da echt brillant, weil sie einfach durchgezogen hat und für niemanden stehengeblieben ist. Wenn sie stehen geblieben wäre, dann wären wohl alle eingestiegen und hätten ein Bild haben wollen. Ich habe ihr einfach nur gesagt, sie soll weiterfahren. Wir kamen dann noch rechtzeitig an und ich konnte ein paar gute Bilder machen. Ich war innen an der Strecke und wir hatten zum Glück noch jemanden an der Außenseite, der auch gute Bilder machte. Er war direkt nach dem Unfall schon da. Wir hatten es also aus beiden Winkeln und hatten da schon Glück.

Es war aber besonders beeindruckend, den Leuten dort bei ihrer Arbeit zuzusehen. Da war die Art, wie das medizinische Team arbeitet und wie schnell sie sind - die Trage war bereit, der Rettungswagen war da, es war alles so professionell. Sie schienen aber zu wissen, dass es Heikki einigermaßen gut ging und er lediglich eine Gehirnerschütterung hatte. Das Unglaubliche an der ganzen Sache war, als sie das Auto wegtransportierten, war der Vorderteil immer noch unter dem Reifenstapel begraben. Die ganze Front war weg und überraschend war, dass sie sie unter den Reifen gelassen haben. Die vordere Aufhängung, der Vorderflügel, alles war unter den Reifen begraben, als das Rennen weiterging.

Das Schild hätte entfernt gehört, Foto: Sutton
Das Schild hätte entfernt gehört, Foto: Sutton

In den ersten Runden nachdem die Strecke wieder frei war, kam es mir dann so vor, als ob die Fahrer nicht mit voller Geschwindigkeit durch den Abschnitt fahren. Sie schienen etwas zögerlich zu sein, denn die Absperrung ist dort sehr nah. Die GPDA hat mittlerweile ja auch schon gesagt, dass die Auslaufzone für den Speed dort nicht groß genug ist. Das Problem ist vor allem, dass man dort einen kleinen Hügel hinaufkommt und man im Prinzip über die Strecke fliegt und über den Kies drüber schießt. Dadurch kann einen der Kies auch nicht verlangsamen, deswegen muss an der Kurve etwas gemacht werden. Und das wird es wohl auch.

Es ist aber schön, dass Heikki in Ordnung zu sein scheint und in der Türkei wohl fahren wird. Nach dem Rennen trafen wir Dr. Gary Hartstein am Flughafen und hatten ein Sandwich und einen Drink mit ihm. Er sagte, dass Heikki am Donnerstag in der Türkei den fünfteiligen Test machen muss, den Robert Kubica vor Indianapolis im vorigen Jahr auch machen musste. Dabei werden fünf Teile des Körpers unter die Lupe genommen. Kubica ist im vergangenen Jahr nach seinem Unfall in Kanada an einem Teil gescheitert, deswegen durfte er in den USA nicht fahren und Vettel kam ins Auto. Heikki wird den Test auch machen müssen und er hatte eine ähnliche Verletzung, da das Hirn einen heftigen Einschlag verkraften musste. Sein Vorteil ist, dass er zwei Wochen Zeit zur Erholung hatte und Robert nicht ganz eine Woche.

Scooter aus der Hölle, Foto: Sutton
Scooter aus der Hölle, Foto: Sutton

Bei McLaren ereignete sich am Wochenende aber auch eine sehr eigenartige Geschichte. Ron Dennis meinte danach, dass es keine Beleidigungen gegen Lewis Hamilton gegeben hatte. Als ich auf dem Weg zur Haarnadel war, um die Heikki-Bilder zu machen, kam ich an einem Schild vorbei, auf dem "Anti-Hamilton-Zone" stand. Ich fragte mich nur, was das denn sollte. Da waren einfach ein paar Fans, die dieses Schild aufgehängt hatten und ich war eigentlich davon ausgegangen, dass diese Schilder verschwinden sollten. Es sollte keine rassistischen Beleidungen oder Beleidigungen gegen einen Fahrer geben. Es war etwas bizarr, das zu sehen.

Aufgenommen habe ich das Schild dann deswegen, weil wir eine Nachrichtenagentur sind. Wir müssen das aufnehmen und zeigen, dass es Spanier gibt, die Anti-Hamilton sind. Deswegen fand ich es auch falsch, dass Ron Dennis meinte, es hätte keine Beleidigungen gegeben. Da waren Leute, die ihre Daumen nach unten gezeigt haben und man konnte während des Qualifyings Buh-Rufe hören, wenn er auf der Strecke war. Sogar bei der Podiumszeremonie konnte man die Rufe von der Haupttribüne hören. Es war also überhaupt nicht wahr, dass Dennis behauptet hat, alles war in Ordnung und das Bild des Schildes beweist, dass es Beleidigungen gab. Das war nicht in Ordnung und da hätte die Security handeln sollen und das runter nehmen.

Giancarlo mit Familie, Foto: Sutton
Giancarlo mit Familie, Foto: Sutton

Es gab aber zum Glück auch schönere Geschichten, wie zum Beispiel jene von Force India, mit denen wir ein Foto-Shooting hatten, als sie ihre neuen Öko-Scooter bekamen. Wir waren mit den beiden Fahrern auf der Strecke und es war toll, die Gefährte auszuführen, aber die waren verdammt schnell. Man denkt, dass Scooter eigentlich recht langsam sind, aber diese Dinger schaffen ungefähr 150 km/h. Die sind echt verrückt.

Dann gab es noch diese nette Gelegenheit, da Giancarlo seine Frau und seine Kinder an diesem Wochenende mithatte. Er brachte sie in die Box und es ist so schön, dass jemand seine Familie mitbringt, ohne deswegen jetzt großes Aufhebens zu machen. Michael Schumacher versucht seine Kinder ja beispielsweise eher aus dem Rampenlicht zu halten - vielleicht aus Angst vor Kidnapping, ich weiß es nicht. Dann ist da Fernando Alonso, der mit seiner Freundin an der Strecke nicht Händchen halten will. Sie kommen gemeinsam an, man wird sie aber nie gemeinsam sehen. Und dann ist da das genaue Gegenteil, wenn Giancarlo mit seiner Familie kommt.

Wir haben schon vor ein paar Jahren in Amerika ein Bild von ihm mit seinen Kindern gemacht und jetzt sind sie schon ein bisschen älter. Sie gehen mittlerweile und sind überall herumgelaufen. Es war erfrischend, das so zu erleben. Giancarlo hat seinen Sohn dann auch ins Auto gesetzt und ich dachte, das ist der junge Giancarlo und er könnte vielleicht der Fahrer der Zukunft sein. Ich habe ihn da auch fotografiert, wie er im Auto saß, mit dem Lenkrad herumspielte und so tat, als ob er auf der Playstation ein Rennen fährt. Und da es keine Ersatzautos mehr gibt, fand das alles im Einsatzauto statt. Es war eine tolle Möglichkeit für ein Foto und Giancarlo hatte auch gar nichts einzuwenden, dass ich Bilder machte. Er scheint diese sehr offene Einstellung zu haben und ich finde das toll. Ich kenne ihn auch schon lange, ich glaube seit 1996. Es ist toll, mit ihm zu arbeiten und wenn er ein Problem gehabt hätte, dann hätte er mir das sicher gesagt und ich hätte es auch verstanden.

Bei Williams war retro angesagt, Foto: Sutton
Bei Williams war retro angesagt, Foto: Sutton

Eine andere schöne Gelegenheit ergab sich mit den Leuten von Williams. Auch wenn ich nicht für sie arbeite oder irgendeine Werbung machen will, so brachte es für mich schöne Erinnerungen zurück, als sie diese neue Kleiderlinie präsentierten. Sie ist im Retro-Stil und erinnert mich an die gute alte Zeit, als Williams in der WM so gut war und Alan Jones damals die Weltmeisterschaft gewann. Sie haben eine Linie herausgebracht, die sich an dieser Zeit orientiert und es ist schön, das zu sehen. Williams feiert ja gerade das 30-jährige Jubiläum und dieses Gewand ist eine Anspielung auf die späten 70er und frühen 80er. Mir gefallen die Sachen wirklich gut und ich würde sie wohl anziehen.

Nico ist ja eher derjenige bei Williams, der sich zur Schau stellt. Er fährt sich mit der Hand durch die Haare, posiert und scheint eher diese Playboy-Einstellung zu haben, mit der er ein wenig in die Fußstapfen seines Vaters tritt. Und dann ist da Kazuki, der nicht ganz so offen und selbstbewusst rüberkommt wie Nico. Er ist etwas ruhiger und vielleicht schüchterner. Es ist auch erst sein erstes Jahr in der Formel 1. Sie hatten dann auch noch dieses Modell dabei und da kann es schon passieren, dass die Fahrer etwas zurückhaltend werden, aber es sind ein paar schöne Bilder herausgekommen.

Die Formula Unas waren gut gelaunt, Foto: GEPA
Die Formula Unas waren gut gelaunt, Foto: GEPA

Als Letztes fallen mir dann noch die Formula Unas ein, die auch in Spanien wieder unterwegs waren. Red Bull lädt ja immer zehn Mädchen zu den Rennen ein und sie sind dort, um die Atmosphäre der Formel 1 zu genießen. Sie sind im Paddock und den Boxen unterwegs, damit sie erleben, was die Fahrer und das Team so machen. Sie werden den Fahrern vorgestellt und es ist auch ein Wettbewerb, bei dem sie nicht wissen, wer die Preisrichter sind. Sie werden nach dem Äußeren bewertet, aber auch danach, wie freundlich sie sind und wie sie generell so drauf sind.

Die Mädchen in Spanien waren sehr, sehr nett. Bei der Party am Donnerstag haben wir sie getroffen und mit ihnen gesprochen. Sie sollten Fotos machen und was sie gemacht haben, war die DJs und andere in lustigen Posen zu fotografieren, denn das lustigste Bild gewann. Die Siegerinnen durften dann während des Rennens in die Box, bekamen einen Overall angezogen und wurden damit quasi ein Teil des Teams. Für sie war das natürlich aufregend, weil dort eine ganz eigene Atmosphäre herrscht. Red Bull hatte Mädchen aus ganz Spanien eingeladen und sie sahen natürlich alle sehr gut aus. Manchmal sind die Formula Unas aber etwas zurückhaltend, wenn man mit ihnen spricht und vielleicht nicht so kontaktfreudig. In Spanien waren sie aber alle nett und freundlich und sie ließen sich gerne fotografieren.

Monaco kommt, Foto: Sutton
Monaco kommt, Foto: Sutton

Damit werden sie ja auch ein bisschen berühmt, wenn sie auf den Websites auftauchen. Wir beliefern ja motorsport-magazin.com, Pit Babes und veröffentlichen auch bei uns. Es ist also ein guter Weg, um ihre Gesichter auf der ganzen Welt bekannt zu machen. Vor allem jene Mädchen, die bei Modell-Agenturen arbeiten, freut das, da sie dadurch vielleicht mehr Arbeit bekommen. Allzu aufreizend können wir die Fotos natürlich nicht machen, da wir da auch an die Regeln des Paddock gebunden sind. Bei Rennen wie Monaco, mit den ganzen Yachten und dem Drumherum, kann man vielleicht etwas mehr zeigen, aber generell ist das natürlich schwierig. In Monaco werden dann aber wohl auch die Bikinis ausgepackt, also vielleicht können wir dort ein bisschen mehr einfangen.