Wie schön wäre es doch, in dieser Rubrik nur ein einziges Mal nur glückliche Geschichten über glückliche Männer zu erzählen. Fünf Deutsche und ein Österreicher sind super zufrieden würde der Titel heißen und am Schluss würden alle im Eckelsteins beim Bier (bis auf Sebastian Vettel, der darf noch nicht) zusammensitzen und sich ihre persönlichen Heldengeschichten aus dem Formel 1-Rennen erzählen. Doch leider leben wir in einer Leistungsgesellschaft und die Formel 1 ist nun einmal ihre Königsdisziplin. Anders ausgedrückt: Wo es Gewinner gibt, sind immer auch Verlierer zu finden.

Zeit verloren und doch gewonnen., Foto: Sutton
Zeit verloren und doch gewonnen., Foto: Sutton

"Ich habe am Anfang sehr viel Zeit verloren, weil der Start schlecht war und Lewis so davon ziehen konnte", sagte beispielsweise Nick Heidfeld. Zum Verlierer machte ihn das dennoch nicht. Denn als Fünfter war er wieder einmal "Best of the Rest" hinter Ferrari und McLaren. "Ich bin sehr zufrieden, sehr viel mehr war nicht drin", fand auch Nick. Zwar hätte der Abstand zu Lewis Hamilton auf Platz vier deutlich kleiner hätte ausfallen können, doch was zählt, sind die Punkte. Und da ist der Deutsche in dieser Saison so zuvelässig wie ein Uhrwerk und hat allen Grund zur Freude. "Sportlich gesehen sind wir Dritter, das ist eine fantastische Leistung", sagte Nick. Im nächsten Jahr will er mit BMW sogar noch weiter vorne angreifen.

Des einen Freud ist des anderen Leid. So wie Nick hatte sich das eigentlich auch Sebastian Vettel vorgestellt. Ein Jahr lang wollte er als BMW-Testfahrer stillhalten, um dann in aller Seelenruhe Nicks Cockpit zu übernehmen. Doch es kam ganz anders: Nick verlängerte seinen Vertrag und Sebastian musste sehen, wo er bleibt. Nun schlägt er sich mit minderwertigem Material herum und muss nach Rennen Auskünfte wie diese geben: "Ich habe aufgegeben, weil ich das Auto nicht nach rechts steuern konnte. Es war ein Problem an der Steuerung, also wissen wir nicht genau, was es war. In den Linkskurven war es in Ordnung." Damit muss auch Sebastian erst einmal umgehen lernen.

Ralf bewart auch wenns schlecht läuft Haltung., Foto: Sutton
Ralf bewart auch wenns schlecht läuft Haltung., Foto: Sutton

Vielleicht sollte er sich einmal mit Adrian Sutil unterhalten. Denn im Spyker lieferte er heute den Beweis dafür, dass man auch mit einem Platz im hinteren Mittelfeld zu den Gewinnern des Rennens zählen kann. Man muss vorher nur lange genug hinten rumgegurkt haben, ohne Aussicht auf Besserung. "Das war unser Tag heute", freute er sich. "Das war das erste Mal, dass ich mit einem Grinsen aus dem Auto ausgestiegen bin! Es hat Spaß gemacht. Ich konnte mit den anderen kämpfen, vor allem der erste Stint war gut, ich konnte einige Autos überholen. Unser Auto war richtig schnell auf der Geraden", sagte Sutil. Da wird auf einmal die Möglichkeit, überhaupt erst ums Gewinnen und Verlieren mit kämpfen zu können als pure Freude angesehen.

Ralf Schumacher kam als Zehnter vier Plätze vor Adrian Sutil ins Ziel. Doch während Sutil mit einem breiten Grinsen aus dem Auto stieg reichte es bei Ralf nur zu einem verklemmten Lächeln. Denn die Erwartungshaltung des Toyota-Piloten war eine ganz andere. "Beim Test vor einigen Wochen und im Freien Training am Freitag sah es noch gut aus, aber dann haben wir im Vergleich zu den anderen um uns herum zu viel verloren", klagte er. So gab es am Ende wieder keine Punkte, was Ralfs Leid bezüglich einer weiteren Festanstellung bei Toyota sicher nicht verkleinerte.

Nico hatte allen Grund zur Freude., Foto: Sutton
Nico hatte allen Grund zur Freude., Foto: Sutton

Sorgen um seine Zukunft muss sich Nico Rosberg nicht machen. Schon gar nicht nach seiner abermals starken Leistung in Spa. "Platz fünf im Qualifying und Platz sechs im Rennen ist super, mehr war einfach nicht drin. Ich bin super zufrieden", freute sich Nico. So sehen ihn schon viele Beobachter als Nachfolger von Fernando Alonso im McLaren. Doch der wiegelt ab. "Anfragen gibt´s schon hin und wieder, aber ich habe einen Vertrag fürs nächste Jahr und ich bin sehr glücklich, wo ich bin", beteuert Nico.

Gar nicht glücklich war hingegen Nicos Teamkollege Alex Wurz, obwohl der auch liebend gerne bei Williams bleiben würde. Dumm nur, dass Alex schon unter normalen Bedingungen meist nur die Rücklichter von Nico zu sehen bekommt. Wenn dann noch technische Probleme dazukommen, wird es bitter. "Wir hatten Probleme mit dem Benzindruck. Das Problem wurde immer schlimmer und schlimmer, also mussten wir einen Zusatzstopp einlegen, um den Benzindruck wiederherzustellen, aber das hat nicht funktioniert", klagte Alex. Zumindest traf ihn selbst keine Schuld an dem schlechten Wochenende. Doch wer erinnert sich daran morgen noch? Wo es Gewinner gibt, muss es eben auch Verlierer geben.