Indianapolis ist raus, Magny Cours ist weg, Silverstone steht auf der Kippe - die Formel 1-Welt ist im Wandel. Selten wurden so viele neue Grand Prix für die kommenden Jahre angekündigt wie in den letzten Wochen. Abu Dhabi, Valencia, Singapur, Südkorea, Indien - überall soll ein Formel 1-Rennen stattfinden, überall werden neue Strecken, hauptsächlich Straßenkurse, angelegt.

Straßenkurse wie in Valencia sind in., Foto: Sutton
Straßenkurse wie in Valencia sind in., Foto: Sutton

Magny Cours wird niemand nachtrauern. Den Fahrern gefällt die Strecke, aber für die Zuschauer ist es nichts. Ein Kurs im Nirgendwo, der noch nicht einmal spannende Rennen bietet. Silverstone wäre dagegen ein herber Verlust. Was für den Kurs spricht: Es gibt keine Alternativen in England. Bernie Ecclestones Traum von einem Stadtrennen in London ist zerplatzt. Alle anderen englischen Strecken sind zu eng, verwinkelt, genügen nicht mehr den heutigen Ansprüchen, jedenfalls nicht mehr als Silverstone. Also heißt es: Silverstone oder gar kein Rennen in Großbritannien, dem Mutterland des Motorsports. Das wird sich selbst Bernie nicht erlauben können.

Die meisten Teams kommen von dort, Lewis Hamilton hat eine wahre Euphorie entfesselt, die Streichung des Rennens wäre dramatisch. Obwohl man gestehen muss: die Strecke ist veraltet, die Anlagen steinzeitlich - aber die Strecke ist auch etwas Besonderes. Sie hat schnelle Kurven, man sieht wie schnell die Autos sind - sie ist eine echte Herausforderung.

Hermann Tilke hat viel zu tun..., Foto: Sutton
Hermann Tilke hat viel zu tun..., Foto: Sutton

Nächstes Wochenende geht es auf den Nürburgring, ebenfalls eine Traditionsstrecke, auch wenn nicht mehr auf der Nordschleife gefahren wird. Dennoch werden die deutschen Fans einige Tränen verdrücken müssen, denn in Hockenheim wird 2007 nicht gefahren; auch der Begriff Großer Preis von Deutschland bleibt in dieser Saison in der Schublade. Wir waren Jahre lang verwöhnt mit zwei Rennen, wobei die Rotation durchaus eine sinnvolle Lösung ist, wenn ein Land zwei so gute Strecken bietet wie Deutschland. Ein weiteres Plus für die deutschen Fans ist die Rückkehr von Spa-Francorchamps; das wird quasi ein weiteres deutsches Rennen auf belgischem Boden. Dort könnten viele deutsche Fans Zuflucht finden, die ein zweites Rennen vermissen - die Strecke hätte es verdient.

Doch auch Spa ist nicht vor Fehlern gefeit. Die Fahrer lieben den Kurs, aber die neue, enge Boxeneinfahrt sorgte für Wellen der Entrüstung und Kritik. Es ist unvorstellbar, dass heutzutage noch solche Planungsfehler unterlaufen, Boxeneinfahrten gebaut werden, die zu eng, zu gefährlich sind und keinen Platz bieten. Auf die Sicherheit muss man auch bei den neuen Straßenkursen achten. Sie werden ohne Zweifel neue Highlights im Rennkalender. Neben der Strecke wird es tolle Events geben. Doch auf der Strecke muss die Sicherheit stimmen. Planungsfehler wie in Spa darf man sich nicht erlauben. Denn umso öfter man auf Straßenkursen fährt, desto größer wird das Risiko, dass etwas passiert. Es ist eine optimale Planung nötig: fliegende Gullideckel und zu enge Kurven dürfen der F1 nicht unterlaufen.

Es zieht die Formel 1 nach Abu Dhabi., Foto: Emirates Palace Hotel
Es zieht die Formel 1 nach Abu Dhabi., Foto: Emirates Palace Hotel

Andererseits bieten die neuen Straßenkurse eine Chance: die neuen permanenten Rennanlagen in Shanghai, Bahrain und Istanbul haben Maßstäbe gesetzt - auf und neben der Strecke. Sie sind hochmodern, sicher und bieten Platz für Überholmanöver und spannende Rennen. Das haben die letzten Jahre bewiesen. Warum sollte das nicht auch bei den neuen Straßenkursen gelingen? Monaco ist ohne Unfälle und Safety Car Phasen nicht besonders packend, entsprechend langweilig war das Rennen in diesem Jahr. So etwas will niemand alle zwei Wochen sehen. Das wäre, als würde man dazu verdammt, alle vierzehn Tage ins Niemandsland von Magny Cours zu fahren und ein Taktikrennen ohne Überholmanöver anzuschauen.

Ein Trend scheint leider nicht mehr zu stoppen zu sein: Die Traditionsstrecken wie Spa, Silverstone, Suzuka & Co haben bald ausgedient. Tradition spielt heute keine Rolle mehr, das Geldverdienen steht im Vordergrund. Es wird gefahren, wo neue Märkte für Sponsoren und Hersteller liegen - statt nach Suzuka geht es dann eben nach Singapur. Die F1-Welt befindet sich im Wandel.