Es scheint als wäre man in Silverstone immer noch böse, dass Honda und Super Aguri vor gut zwei Wochen in Jerez ihre mysteriösen Geheimtests durchführten, anstatt brav mit allen anderen Teams an Ort und Stelle im Kreis zu fahren. So revanchierte man sich heimlich, still und leise und beorderte mit Jenson Button, Rubens Barrichello und Anthony Davidson gleich drei von vier Honda-Piloten zum Nachsitzen in die FIA-Donnerstags-PK. Damit diese Strafmaßnahme nicht weiter auffällt, füllte man die leeren Stühle noch mit Alex Wurz und Felipe Massa.

"Wir sind immer noch lange nicht da, wo wir sein wollen. Wir sind sehr weit weg von Ferrari, McLaren und BMW, aber wir haben uns vorwärts bewegt und das ist das Entscheidende", rechtfertigte Jenson Button die Testerei im fernen Jerez. Doch schnell kam man zur Sache und bohrte in der Wunde. Ob man nicht einen Nachteil habe, da man nicht in Silverstone getestet hat? "Vielleicht im ersten Training", konterte Rubens Barrichello trocken. Silverstone sei eine Strecke wie Barcelona, auf der sich die Bedingungen häufig ändern. "Wir sind hier sehr oft gewesen, das ist kein Problem." Ein größeres Problem als die Strecke ist für Honda die Qualifying-Pace. "Da müssen wir noch ein bisschen Speed im Gegensatz zu den anderen Teams herausholen", sagte Jenson Button

Barrichello, Massa und Button beim Nachsitzen., Foto: Sutton
Barrichello, Massa und Button beim Nachsitzen., Foto: Sutton

"Speed im Qualifying herausholen" ist immer ein gutes Stichwort, wenn Alex Wurz anwesend ist. "Ich muss daran arbeiten", gab der Österreicher kleinlaut zu, um sofort in die Offensive zu gehen. "Meine Rennen sind sehr stark, vor allem die Starts, wo ich jedes Mal Positionen gut gemacht habe. Ich glaube, dass ich der Führende in dieser Saison bin, wenn es um Überholmanöver geht", sagte der Österreicher stolz.

Von Felipe Massa erhoffte man sich Neuigkeiten aus dem Ferrari-Spionagethriller, doch wie zu erwarten war, verweigerte der Brasilianer jeglichen Kommentar. Dafür ging er auf die Kommentare von Ron Dennis ein, dass man bei McLaren in Magny Cours eine zu konservative Strategie gewählt habe und Ferrari deswegen so stark war. "In einer Weltmeisterschaft wie dieser kannst du in keinem Rennen konservativ sein", belehrte Massa den McLaren Teamchef live aus dem Pressezentrum, um dann aber einzuräumen: "Manchmal kannst du Fehler machen, wenn du nicht konservativ bist." Das war auch der Zeitpunkt, an dem Massa erst einmal keine weiteren Fragen mehr gestellt wurden.

Damit war das Nachsitzen fast schon beendet. Doch natürlich durfte bei einer Pressekonferenz in Silverstone die Frage nach dem Rummel um Lewis Hamilton nicht fehlen. "Das hat mir ein nettes, ruhiges Jahr ermöglicht", zeigte sich Anthony Davidson dankbar über das Medieninteresse um seinen Landsmann. Schließlich sei es auch sein erstes Jahr in der Formel 1. "Für mich hat das den Vorteil, dass ich weiterhin ein ganz entspanntes Verhältnis mit euch habe", sagte Davidson den Journalisten. Damit war auch der letzte im Saal besänftigt und alle durften gehen.