1. - S wie Startaufstellung

Massa auf 1, Räikkönen auf 3, drum herum die beiden McLaren von Alonso und Hamilton - irgendwie scheint auch beim vierten Saisonlauf alles beim Alten zu sein. Wenn man genauer hinschaut, hat sich aber einiges geändert. So scheinen Ferrari und McLaren diesmal absolut ausgeglichen zu sein. "Ferrari und McLaren sind ungefähr gleich schnell - so macht es Spaß", sagt Christian Danner.

Hinter dem Spitzenquartett hat sich noch mehr getan. Robert Kubica war zum ersten Mal schneller als sein Teamkollege Nick Heidfeld. Der Pole startet von Platz 5, der Deutsche von Platz 7. Dazwischen hat sich Jarno Trulli im Toyota geschoben. Für Heidfeld bedeutet das: am Start schnell vorbeigehen, sonst droht der Trulli-Bummelzug. Ralf Schumacher hat dieses Problem in gesteigerter Form - er startet nur von Rang 17, einen Platz vor Alexander Wurz.

2. - S wie Start

Alonso hat den zweiten Saisonsieg im Visier., Foto: Sutton
Alonso hat den zweiten Saisonsieg im Visier., Foto: Sutton

Um den Trulli-Train möglichst schnell abzuhängen, hat BMW Sauber eine klare Devise ausgegeben: "Er wird unsere Pace nicht mitgehen können, wenn er vor uns bleibt, verlieren wir also definitiv", weiß Willy Rampf. "Unser Ziel muss es also sein, ihn in der ersten Runde zu packen." Nick Heidfeld glaubt, dass er das schaffen kann. "Wir haben oft gute Starts, deswegen hoffe ich, dass ich ihn schon beim Start packen kann."

Ebenfalls für Überholmanöver am Start bekannt ist Neuling Lewis Hamilton. Kann er sich auch diesmal wieder am Start durchsetzen - vielleicht sogar gegen Räikkönen und Alonso? "Hamilton legt immer absolute Risikostarts hin. Das kann auch einmal in die Hose gehen", betont Danner. Davon kann Adrian Sutil ein Liedchen singen. Drei F1-Starts hat der Spyker-Pilot absolviert, drei Mal hat es in der ersten Kurvenkombination gekracht.

"Das sieht blöd aus, wird aber nicht mehr vorkommen", sagt Sutil, "ich komme da durch." Andererseits weiß er ganz genau, dass der Start in Barcelona eine der wenigen Überholmöglichkeiten bietet. "Ich muss versuchen, an den anderen vorbeizugehen." Da riskiert er auch schon einmal eine Aktion in der ersten Runde. "In den ersten Runden sind die Reifen noch kalt, du fährst auf der schmutzigen Bahn und es staut sich vor dir. Da passiert so etwas öfter."

3. - S wie Strecke

Die Fahrer kennen den Circuit de Catalunya wie ihre Rennanzugtasche. Nirgends wird öfter getestet, nirgends besitzen die Teams so viele Daten. Doch in diesem Jahr ist etwas anders: die vorletzte Kurve wurde verändert, durch eine Schikane ersetzt. "Das wird für mehr Überholmanöver sorgen", glaubt Tonio Liuzzi. "Denn jetzt kommt eine langsame Kurve vor der langen Geraden, das sollte das Spektakel verbessern."

Rubens Barrichello stimmt dieser These zu, auch wenn er lieber eine etwas großzügigere Streckenführung anstelle der Mickey Mouse-Schikane gehabt hätte. "Die Überholchancen werden die gleichen wie im letzten Jahr sein", sagt Fernando Alonso. "Wenn man ein schnelleres Auto hatte, konnte man aus der letzten schnellen Kurve heraus überholen." In der Schikane erwartet Alonso aber keine Manöver. "Bei den Tests war alles so eng zusammen, dass es unmöglich war, jemanden in der Schikane zu folgen. Die Schikane wurde nicht für Überholmanöver gebaut."

4. - S wie Setup

Der Mix aus Highspeed-Kurven, einer langen Gerade und einer abrasiven Fahrbahnoberfläche machen die Strecke zu einer der technisch anspruchsvollsten überhaupt - ein kompletterer Kurs ist kaum vorzustellen. Trotz des großen Vorwissens der Teams ist das Finden des richtigen Setup-Kompromisses deshalb immer eine außerordentlich komplexe Aufgabe.

Auch Lewis Hamilton ist noch ein Teil der Gleichung., Foto: Sutton
Auch Lewis Hamilton ist noch ein Teil der Gleichung., Foto: Sutton

Der Schlüsselfaktor dieses Kurses heißt aerodynamische Effizienz. Die Strecke weist jede Art von Kurve auf, und jeder Geraden geht eine schnelle Kurve voraus. Aus diesem Grunde fahren die Teams trotz der langen Geraden mit hohem Abtrieb, da Kurvenspeed und ein sauberer Kurvenausgang wichtiger sind als die Höchstgeschwindigkeit, die von den steileren Flügeln begrenzt wird.

Bei der Abstimmung der Aufhängungs-Elemente lautet die Aufgabe wie immer, einen guten Kompromiss zu finden - der sich hier allerdings noch komplexer darstellt. Die Fahrer sollen ein gut ausbalanciertes, wendiges Auto haben. Das spricht für eine relativ steif abgestimmte Front, um agile und präzise Richtungswechsel zu ermöglichen. Das Heck dagegen ist etwas weicher, um eine bestmögliche Traktion beim Herausbeschleunigen aus den langsamen Kurven zu ermöglichen. Die Bodenfreiheit ist in Spanien ungemein wichtig. Der ebene Asphalt erlaubt es, die Autos relativ tief zu legen, um so die Aerodynamik optimal zum Arbeiten zu bringen.

Durch die Länge der Zielgeraden ist die Wahl der optimalen Übersetzungen nicht unkompliziert. Der siebte Gang muss so lang ausgelegt sein, dass der Motor auch bei Rückenwind oder im Windschatten eines Gegners nicht überdreht. Auf der anderen Seite kann Gegenwind erheblich Top-Speed kosten. Die Auswahl der Achsübersetzung gehört zu den wichtigsten Aufgaben während des Trainings.

5. - S wie Strategie

Die Teams sprechen gerne davon, dass sie eine gute Strategie für das Rennen haben. Wie gut oder wie genau sie aussieht, verraten sie nie. "Wir wissen, mit wie viel Sprit wir gefahren sind und sind gut gerüstet für morgen", schloss sich Willy Rampf dieser Tradition an. Trotzdem lässt sich schnell erahnen, was der BMW Sauber-Technikchef damit meint. Nick Heidfeld lief mit einem breiten Grinsen durch das Fahrerlager, und dass obwohl er gerade zum ersten Mal das Qualifyingduell gegen seinen Teamkollegen verloren hatte und am Sonntag nur von Rang 7 startet.

"Ich darf die Spritmengen nicht verraten, aber ich war mit meiner Runde eigentlich zufrieden", sagte er lächelnd. "Natürlich waren Ferrari und McLaren noch etwas schneller. Aber anders als bei den ersten Rennen, wo ich, glaube ich, Dritter und Fünfter im Qualifying war und mich nach hinten orientieren musste, denke ich, dass es morgen ein Stückchen weiter nach vorne gehen kann." Deutlicher kann man das Offensichtliche nicht undeutlich ausdrücken...

Die spanischen Fans fiebern einem weiteren Heimtriumph ihres Idols entgegen., Foto: Sutton
Die spanischen Fans fiebern einem weiteren Heimtriumph ihres Idols entgegen., Foto: Sutton

Lewis Hamilton sprach hingegen offen aus, was sich viele dachten: der Brite ist schwerer unterwegs als Fernando Alonso. Denn bis zum dritten Qualifying war Hamilton immer schneller oder wenigstens genauso schnell wie der Spanier. Im dritten Abschnitt kam dann der Bruch - plötzlich war Alonso deutlich schneller. "Ich hätte noch ein Zehntel aus dem Auto herausquetschen können, aber wir sind sowieso auf verschiedenen Spritmengen", sagte er. Kimi Räikkönen hielt sich derweil mit Aussagen zur Strategie - und wie üblich zu allem anderen - zurück. Dennoch vermittelte der Finne den Eindruck, dass er mit seinem 3. Platz extrem zufrieden sei. Möglicherweise ist auch der Tank seines F2007 besser befüllt als man momentan noch denkt.

6. - S wie Schumacher

Er ist wieder da. Seit Freitag wird Michael Schumacher im Fahrerlager auf Schritt und Tritt verfolgt. Seine Rolle als Ferrari-Berater konnte er genauso wenig erklären wie sein Manager Willi Weber oder irgendjemand anderes aus Maranello. Trotzdem zieht er eine ähnliche Schar an Kameras hinter sich her wie Fernando Alonso. Beim Anhang des Spaniers stellt sich sogar die Frage, woher all die Alonso-Fans Zutritt zum Paddock erhielten? Egal wie: über eines dürfen sie sich schon heute freuen - bestes Sonntagsrennwetter. Die Regengüsse der Testfahrten sind vergessen, es wird heiß auf und neben der Strecke.

7. - S wie Spanien

Der Spanien GP gilt gemeinhin nicht als Thriller. Normalerweise ist er eher ein Garant für eine Sonntagnachmittagsprozession. Doch diesmal könnte er im wahrsten Sinne des Wortes Spannung bis zum Abwinken bieten. "Die ersten Vier werden von Anfang bis Ende dicht zusammen liegen", ist sich Christian Danner sicher. "Dann dürfte die Strategie entscheiden."

Danner hat trotzdem schon seinen Favoriten: "Ich glaube, dass Alonso besser ist als Massa, deshalb gewinnt Alonso." In einem Taktikkampf gewinnt aber nicht immer der beste Fahrer. Die spanischen Fans sollten also lieber nicht zu früh feiern, je nach Rennverlauf, Boxenstopps und Strategie könnte auch die Stunde eines Felipe Massa, Kimi Räikkönen oder Lewis Hamilton schlagen.