Wie fühlt es sich an, nach den ersten drei Rennen in beiden Meisterschaften zu führen? Ist das mehr als Sie erwartet haben?
Martin Whitmarsh: Nach den ersten drei Rennen dort zu sein, vermittelt generell ein positives Gefühl innerhalb des Teams und ich denke, das ist wichtig. Es legt den Grundstein für einen echten Angriff auf die Meisterschaft während der gesamten Saison. Was die Erwartungen betrifft, denke ich, dass wir das klare Ziel haben, jedes Rennen und jede Meisterschaft zu gewinnen, in der wir antreten. Wir verbringen keine Zeit damit, darüber zu sinnieren, was wir erwarten sollen, wir konzentrieren uns darauf, was wir erreichen wollen.

Nachdem McLaren nun in beiden Meisterschaften vorne ist. Was wird getan, um sicherzustellen, dass es die restliche Saison so weitergeht?
Martin Whitmarsh: Die bisherigen Resultate zeigen, dass wir ein recht konkurrenzfähiges Auto haben. Es hat sich gezeigt, dass die diesjährige Meisterschaft im Rennen um die Entwicklung des Autos ebenso entschieden wird, wie bei den Rennen, die am Sonntagnachmittag stattfinden. Momentan befinden wir uns mitten in einer recht langen Pause in der Formel 1, die vier Wochen dauert. Während dieser Zeit testen wir auf der Strecke in Barcelona, wo auch das nächste Rennen stattfindet. Deswegen würden wir auf den größten Leistungszuwachs am Auto zwischen zwei Rennen abzielen. Das wird nicht nur bei McLaren so sein, sondern bei allen Teams.

Deswegen arbeiten alle bei uns sehr hart, um sicherzustellen, dass wir einen so großen - wenn nicht so gar einen größeren - Leistungszuwachs bei der Rundenzeit am MP4-22 wie möglich haben, im Vergleich zu den Konkurrenten. Die Fahrer besuchen das McLaren Technology Centre, wir führen eine Reihe von Entwicklungs-Reviews durch, arbeiten am Simulator und pushen so viel wie möglich, damit wir beim Test in Barcelona eine ganze Reihe von neuen Teilen für das Auto haben und dann mit Blickpunkt auf das Rennen, die Leistung an diesen Teilen optimieren können.

Wie würden Sie die Leistung von Fernando und Lewis in dieser Saison bislang bewerten?
Martin Whitmarsh: Fernandos Leistung wird unweigerlich daran gemessen, was an den drei Sonntagnachmittagen passiert ist, die wir bislang in dieser Saison hatten - damit ist er in der Fahrer-WM ex aequo in Führung. Aber in Wahrheit wird seine Leistung auch dahingehend beurteilt, was er für das Team tut, wie er sich bei der technischen Entwicklung des Autos einbringt, wie er dabei hilft, die Organisation zu fokussieren und motivieren. Er war sehr konzentriert darauf, mit dem Team zu arbeiten und dabei zu helfen, Verbesserungen zu erreichen.

Lewis hat nach allen Maßstäben einen großartigen Start in die Saison gehabt und einen großartigen Beginn seiner Formel 1-Karriere. Für uns ist das vielleicht nicht so überraschend wie für andere. Wir arbeiten mit Lewis seit elf Jahren und wir wollten dabei sicherstellen, dass er nicht nur in ein gutes Team kommt, sondern auch so gut wie möglich vorbereitet ist.

Fernando Alonso geht sehr konzentriert zu Werke, Foto: Sutton
Fernando Alonso geht sehr konzentriert zu Werke, Foto: Sutton

Was hat Sie an Fernando und Lewis am meisten beeindruckt?
Martin Whitmarsh: Während es schwierig ist, das analytisch zu quantifizieren, so wie wir es mit unseren Entwicklungen machen, gibt es keinen Zweifel, dass Fernando einen sehr wichtigen und nützlichen Beitrag für unser Programm geleistet hat. Es ist seine Ehrlichkeit, Klarheit und Offenheit. Er ist ein sehr netter Mensch, aber einer, der sehr konzentriert und versessen darauf ist, Rennen und Weltmeisterschaften zu gewinnen. Es ist die Art und Weise, wie er dem nachgeht. Leise aber nachdrücklich teilt er seine Meinung mit, die eine riesige Glaubwürdigkeit und Akzeptanz im Team genießt.

Bei Lewis sind alle stolz auf ihre Leistungen, aber in Wahrheit liegt der Hauptverdienst für das, was passiert ist, bei Lewis, der sehr engagiert, konzentriert und ruhig an sein Debüt herangegangen ist. Der Start in Malaysia und wie er mit dem Druck von Felipe Massa zu Beginn des Rennens umgegangen ist und dann dem Druck von Kimi Räikkönen am Ende Stand gehalten hat, war ein besonderes Highlight.

Gefällt es dem Team, zwei Fahrer zu haben, die in der Lage sind, die Meisterschaft zu gewinnen?
Martin Whitmarsh: Konkurrenzfähige Fahrer zu haben, die um Meisterschaften kämpfen, ist motivierend, aber viel wichtiger ist, dass die zwei so bodenständige Individuen sind und so sehr für das Team arbeiten. Während sie viel Respekt innerhalb des Teams genießen, zeigen sie auch viel Respekt für die Ingenieure, Techniker, Mechaniker und alle, die beteiligt sind. Das bedeutet dem ganzen Team sehr viel. Das macht es noch einmal so schön, wenn sie Erfolg haben.

Was erwartet sich das Team für die kommenden Rennen?
Martin Whitmarsh: Erwartungen werden durch das verdorben, was die anderen tun. Innerhalb des Teams sind die Ziele klar. Wir werden das Auto vor dem Spanien Grand Prix verbessern und wir hoffen, dass das genügt, um das Rennen zu gewinnen, was für Fernando sehr wichtig ist. Danach folgt Monaco und das ist ein ungewöhnliches Rennen; wahrscheinlich nicht so aussagekräftig über die Form für den Rest der Saison wie Spanien, aber es ist eine prestigeträchtige Veranstaltung, die unsere beiden Fahrer genießen und wo sie beide schon erfolgreich waren.

Ein Sieg in Monaco gehört zu den liebsten Zeitvertreiben der McLaren-Fahrer, haben sie im Laufe der Zeit doch bereits 13 Mal in den Straßen von Monte Carlo gewonnen. Es ist ein Rennen, das uns im Vorjahr durch die Finger gerutscht ist und wir hoffen, dass wir das dieses Jahr gerade rücken können. Fernando hat schon gezeigt, wie gut er in Monaco sein kann. Es ist außerdem eine Strecke, auf der Lewis in der F3 und der GP2 auf souveräne Art gewonnen hat, also hat er dort schon mehr erreicht, als auf einigen anderen Strecken.

Was glauben Sie, werden die Medien vom Team erwarten?
Martin Whitmarsh: Wir haben zwei Fahrer im Team, die viel Medien-Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Fernando ist ein Doppelweltmeister, der aus einem Land kommt, das Formel 1 verrückt geworden ist - hauptsächlich aufgrund seiner Leistungen. Die Wahrheit ist, er genießt die Unterstützung der spanischen Öffentlichkeit und er wird den Spanien Grand Prix genießen. Fernando hat das Gefühl, dass er sich mit dem Publikum im Rücken noch weiter steigern kann. Wir müssen als Organisation darauf achten, dass wir uns weiter auf den Job konzentrieren und die Ablenkungen minimieren, während wir auf dem Circuit de Catalunya sind.

Für Lewis ist das alles noch neu. Als neuer Fahrer, der einen großartigen Start in seine Karriere gehabt hat, bekommt er eine enorme Aufmerksamkeit von den britischen Medien. Aber auch er schätzt die Unterstützung sehr, die er erhält. Wir können Lewis hoffentlich damit helfen, während er sich daran gewöhnt. Wir sind uns sicher, dass es sich nicht negativ auf Lewis auswirken wird, aber wir sind sehr erpicht darauf, dass in den frühen Abschnitten seiner Laufbahn nichts passiert, dass ihn von seiner Konzentration auf die Arbeit ablenkt.

Lewis Hamilton soll so wenig abgelenkt werden wir möglich, Foto: Sutton
Lewis Hamilton soll so wenig abgelenkt werden wir möglich, Foto: Sutton

Was sind die Schlüsselbereiche des MP4-22, auf die man sich in der Vorbereitung auf den Spanien Grand Prix konzentriert?
Martin Whitmarsh: Da wie übliche alle Formel 1-Teams die Aerodynamik als den entscheidenden Faktor sehen, bin ich mir sicher, dass wir neue Aero-Teile und -Aspekte an allen Autos sehen werden, wenn sie in Spanien ankommen - unser Auto eingeschlossen. Während also das passiert, sind alle Teams auch in der Lage, im Geheimen Aufhängungen und mechanische Teile zu bauen, die besser versteckt sind und über die deswegen weniger gesprochen wird. Wir haben unsere ersten drei Rennen analysiert und festgestellt, dass wir in Malaysia ein starkes Paket hatten. In Bahrain, wo es harte Bremsmanöver in relativ langsame Kurven gab, waren wir weniger stark. Ohne einen visuellen Unterschied zu machen, werden wir viel Entwicklungsarbeit leisten, da wir das Auto verbessern wollen. Tatsächlich wird jedes einzelne Auto seine Stärken und Schwächen haben, und es liegt an jedem Team, zu entscheiden, wo es seine Bemühungen am besten einsetzen kann.