Steve, nach einer langen, fünfwöchigen Reise um den Globus zum Auftakt der Formel 1-Saison 2007 können Sie es mit Sicherheit kaum erwarten, nach Hause zu kommen, oder?
Steve Nielsen: Ja, wir waren insgesamt 37 Tage unterwegs und freuen uns darauf, endlich das Flugzeug Richtung Heimat besteigen zu dürfen. Die Reise war deswegen so lang, weil zwischen den ersten beiden Saisonläufen offizielle Testfahrten in Sepang angesetzt waren. Die Mehrheit des Teams entschied sich, direkt vor Ort zu bleiben. Nach einer so langen Zeit und drei anstrengenden Rennen haben sich alle etwas Heimaturlaub verdient.

Apropos "anstrengende Rennen". Wie sieht es derzeit mit der Stimmung im Team aus?
Steve Nielsen: Verglichen mit den vergangenen beiden Jahren, hat sich unsere Situation in punkto Leistungsfähigkeit natürlich stark verändert. In 2005 und 2006 haben wir jeweils die ersten drei Saisonläufe gewonnen. In diesem Jahr wussten wir bereits vor dem Auftakt in Melbourne, dass diese Saison ungleich hart werden und wir eher um Punkteränge statt um Podestplätze fahren würden. Unsere Zielsetzung lautet, immer das Maximum zu erreichen, was mit dem Wagen möglich ist. So lange uns das gelingt, können wir mit unserer Arbeit zufrieden sein. Wir wollen an jedem Grand Prix-Wochenende unser Potenzial ausschöpfen – das kann bedeuten, um den Sieg zu fahren oder um Platz sechs zu kämpfen. Unsere Einstellung darf dadurch in keinem Fall beeinträchtigt werden.

In den ersten drei Läufen hat Renault mit hundertprozentiger Zuverlässigkeit geglänzt. Es gab keinen Ausfall zu vermelden. Wie beurteilen Sie diese Statistik?
Steve Nielsen: Ich denke, das sollte dem Team Mut machen, darauf können wir stolz sein. Unsere Zuverlässigkeit ist noch nicht perfekt. Es steckte viel Arbeit darin, dass beide R27 immer ins Ziel kamen. Das Rennteam verdient höchsten Respekt und Dank für die harte Arbeit und die Nachtschichten, die dafür nötig waren.

Der Kampf im Mittelfeld ist schwierig, Foto: Sutton
Der Kampf im Mittelfeld ist schwierig, Foto: Sutton

Wie steht es um die Moral im Team?
Steve Nielsen: Nun, Erfolg erleichtert viele Dinge. Wenn du hingegen im Mittelfeld kämpfst, erscheint plötzlich alles ein wenig schwieriger. Unser Arbeitsaufkommen liegt in dieser Saison deutlich höher. Wir fahren beispielsweise während der Freitagstrainings ungleich mehr als in den Vorjahren. Aufgrund verschiedener Umstände mussten wir zweimal in zwei Wochen das T-Car in Qualifying und Rennen einsetzen. Dadurch erhöhte sich der Druck auf das Team deutlich. Sie haben aber Charakter gezeigt, sich allen Herausforderungen gestellt und das Optimum aus dem R27 herausgeholt. Es ist keine einfache Situation, in der wir uns befinden, aber davon lässt sich keiner von uns unterkriegen. Wir wissen, dass unsere Kollegen in den beiden Workshops mit Hochdruck daran arbeiten, unsere Lage zu verbessern. Wir sind zuversichtlich, dass wir schon bald zurückschlagen können.

Was steht als Nächstes auf dem Programm? Gibt es einige freie Tage?
Steve Nielsen: Ja, die Jungs werden etwas Urlaub bekommen und anschließend mit dem Aufbau der Rennwagen für den Grand Prix von Spanien in rund einem Monat beginnen. In beiden Workshops in Enstone und Viry-Châtillon werden derzeit Extra-Schichten gefahren, sodass wir beim Europa-Auftakt hoffentlich mit einem verbesserten Gesamtpaket antreten können. Und dann werden wir wieder bis an unser Limit gehen, um die bestmöglichen Resultate zu erzielen – genau wie in den bisherigen drei Saisonläufen.