Wer ein Gewinner ist und wer nicht, das ist immer Auslegungssache. Denn manchmal können auch Sieger Verlierer sein. Das war in Melbourne zwar nicht der Fall, aber immerhin fühlten sich ein paar Besiegte als Gewinner. So war es bei Toro Rosso, für das die Zielankunft einem Sieg gleich kam. "Für uns war es ein Riesenerfolg, weil wir angekommen sind", sagte Gerhard Berger.

Vor einem Monat konnte sich der Team-Mitbesitzer noch gar nicht vorstellen, dass eine Zielankunft in Melbourne überhaupt möglich sein könnte, doch Tonio Liuzzi hat seinen Chef eines besseren belehrt. Und auch Scott Speeds Ausfall lag eigentlich nicht am Auto, sondern an zwei schleichenden Plattfüßen an den Vorderreifen. "So ein Auto besteht aus 80.000 Teilen und wir haben das im Winter alles zusammengebaut und sind auf den letzten Abdruck fertig geworden. Wenn mir vor einem Monat jemand gesagt hätte, wir fahren beim ersten Rennen durch, dann hätte ich größte Zweifel gehabt", meinte Berger.

Dass im Endeffekt nur ein 14. Rang drinnen war, war ihm dabei offensichtlich völlig egal. "Wir haben vor dem Rennen gewusst, dass wir das Auto bei weitem nicht optimal hingestellt und abgestimmt haben", sagte er. Berger ist aber der Meinung, dass noch einiges an Potential im Auto steckt. "Nur müssen wir die Sache jetzt auch angehen." Bislang hatte die Mannschaft ja kaum Zeit, das Potential herauszukitzeln. Nachdem erst beim Test in Bahrain wirklich am Auto gearbeitet werden konnte, beschränken sich die bisherigen Testkilometer auf eine überschaubare Zahl.

Nachdem Colin Kolles an diesem Wochenende wieder einen Vorstoß in Punkto Kundenchassis gewagt hat, musste sich Berger als Mitbesitzer eines der betroffenen Teams natürlich auch wieder äußern, auch wenn er zunächst einmal etwas zynisch meinte, dass er keine Zeit habe, sich darüber Gedanken zu machen. "In diesem Reglement ist viel Auslegungssache. Und da kann nicht einfach die Konkurrenz entscheiden, wie man es auslegt und wie nicht. Das muss die FIA entscheiden oder ein Gericht oder was auch immer", sagte er.

Von den Kompromissvorschlägen, die Bernie Ecclestone auf den Tisch gebracht hat, hält er relativ wenig, auch wenn dabei vielleicht Geld fließen könnte. Berger betonte noch einmal: "Entweder liegen wir richtig oder falsch. Das hat nichts mit Deals zu tun. Wir sind hier in einem Sport und fertig."