Stress beherrscht den Workshop von McLaren Mercedes. Geschäftiges Treiben markiert die typische Atmosphäre vor dem Start in eine neue Formel 1-Saison. Die Bestände werden überprüft, Transportlisten erstellt, erste Kisten verpackt und letzte Änderungen durchgeführt. Alles in dem Wissen, dass es bald losgeht. In Richtung Melbourne, zum ersten Grand Prix des neuen Jahres. Es herrscht positiver Stress im McLaren Technology Centre.

Es gibt viel zu tun..., Foto: Sutton
Es gibt viel zu tun..., Foto: Sutton

Die ersten Frachtcontainer verließen das MTC bereits am 10. Januar, also noch bevor der neue MP4-22 vorgestellt und erstmals getestet wurde. Fünf Tonnen Ausrüstung werden zu jedem der drei Überseerennen in Australien, Malaysia und Bahrain per Seefracht verschickt. In dem 40 Fuß See-Container verbergen sich Kabel, Generatoren, Tische, Transportwägen, Bildschirme und Stellwände. Davon existieren insgesamt drei Sätze, die nach den drei Überseerennen für die restlichen Grand Prix durchrotieren. Die beiden Container für Malaysia und Bahrain sind ebenfalls schon auf dem Seeweg zu ihren Bestimmungsorten.

Nach sieben Wochen auf hoher See traf die Ausrüstung in der neunten Kalenderwoche in Melbourne ein. Bis zu ihrer Auslieferung in den Albert Park am Sonntag vor dem Rennen wurde sie zwischengelagert. Vorher musste sie die notwendigen Quarantäne-Kontrollen durchlaufen. Auch alle brennbaren und gefährlichen Verbrauchsmittel wie der Sprit wurden per Schiff nach Downunder transportiert.

Nicht ganz so lange unterwegs war weiteres Material, das am 9. März per Luftfracht verschickt wurde und schon zwei Tage später in Australien ankam. Ganze 27 Tonnen Fracht und drei komplette Autos wurden per Flugzeug nach Australien geflogen. Dies beinhaltet alle Ersatzteile, die Boxenausrüstung, Werkzeuge, Tankwägen, Funksysteme und das gesamte Hi-Tech-Computer-Equipment.

Bereit für die lange Reise nach Melbourne., Foto: Hartley/Sutton
Bereit für die lange Reise nach Melbourne., Foto: Hartley/Sutton

Die Luft-Fracht wird der FOM am Flughafen London-Stansted übergeben und dort in einen der vier FOM-Jumbos verpackt, mit denen der offizielle F1-Logistikpartner DHL 17-mal um die Welt fliegt. In den Flugzeugen wird die Fracht in sechs Metallcontainer der Größe 3 x 3 x 2 Meter untergebracht. Außerdem gehören zwei Paletten Stapelboxen mit den gleichen Maßen und eine Ersatzbox zum Frachtumfang.

Formel 1-Boliden sind eine heikle, teure und vor allem empfindliche Fracht. Aus diesem Grund werden zum Transport die Front- und Heckflügel, die Lenkräder, die Rückspiegel und die seitlichen Windabweiser abmontiert. Unten und an den Seiten werden die Autos durch Holzplatten abgeschirmt, hinten schützt eine Stoßleiste das Getriebe. An der anderen Seite schützt eine spezielle "Reisefrontpartie" die Lenkung und die Vorderseite des Chassis. Beim Transport bleiben die Räder montiert, es werden jeweils zwei Chassis übereinander transportiert. Dabei gilt höchste Vorsicht beim Ein- und Entladen und während der Reise. Der kleinste Schlag könnte eine Aufhängung beschädigen und irreparabel beschädigen.

Beim Verladen ist Vorsicht geboten., Foto: Sutton
Beim Verladen ist Vorsicht geboten., Foto: Sutton

Die ersten Teammitglieder landen am Sonntag vor dem Rennen in Melbourne. Die Fahrer kommen erst einige Tage später nach. Insgesamt schickt das Team rund 100 Personen nach Australien, darunter die Fahrer, das Teammanagement, die Ingenieure, das Rennteam und die Marketing- und Cateringleute. Zur Unterbringung bucht das Team über 80 Hotelzimmer.

Nach der Ankunft der ersten Teammitglieder nehmen diese die per Schiff und Flugzeug eingeführten Container entgegen und bereiten die Aufbauarbeiten an der Strecke vor. Die ersten Arbeiten beginnen schon am Sonntag. Zunächst werden die Boxen und das Büro eingerichtet. Das nimmt etwa zwei Tage in Anspruch. Das Rennteam übernimmt ab Montag die Vorbereitung der Autos für das Grand Prix-Wochenende. Sobald das abgeschlossen ist, kann die neue Formel 1-Saison beginnen. Jetzt wird sich zeigen, ob sich der positive Stress seit Anfang Januar gelohnt hat.