Bald ist es vorbei - nicht nur das F1-Jahr 2006, sondern auch das Rätselraten um die Motoren-Einfrierung ab dem kommenden Jahr. Glücklich sind damit erwartungsgemäß nicht alle. "Ich habe mir das nicht so vorgestellt, aber wir haben uns mit dieser Situation arrangiert und werden damit zurecht kommen", sagte etwa Mario Theissen in Sao Paulo. "Ursprünglich haben wir uns mehr Freiraum für technische Entwicklung gewünscht." Ganz so schlecht findet er die FIA-Lösung letztlich aber doch nicht. "Die Homologation beginnt Mitte Dezember, bis dahin kann man noch einiges verändern", betonte Theissen. "Danach ist der Umfang des Motors, der heute schon versiegelt ist, homologiert. Im Umfeld darf man bei Saugseite, Auspuffseite, Einspritzung aber immer noch etwas ändern."

Wann die Motoren fristgerecht einzureichen sind, weiß Theissen aber selbst nicht. "Die Motoren werden seit Monza versiegelt. Wir haben also einige Homologations-Motoren zuhause stehen, aber abgegeben haben wir sie noch nicht", verriet der BMW-Motorsportdirektor. "Ich habe selbst eine Frage an Charlie Whiting gestellt, wie wir das machen sollen." Er erwartet allerdings nicht, dass Whiting die Motoren in Brasilien auf den Tisch gestellt bekommen möchte. "Ich gehe davon aus, dass wir nächste Woche Motoren nach England schicken werden."

Etwas länger dauert es bei den geplanten zukünftigen Motorenprojekten von Max Mosley. Im Jahr 2009 soll eine Energierückgewinnung aus Bremsenergie eingeführt werden. Dafür laufen bereits Arbeitsgruppensitzungen, in denen die Technischen Direktoren heftig diskutieren. "Ich rechne bis zum Jahresende mit einer klaren Vorstellung davon, wie das aussehen könnte", so Theissen. Die so genannten "effizienten Motoren" seien hingegen noch Zukunftsmusik; damit sind Hybridtriebwerke oder thermische Energierückgewinnung gemeint. "Hier gibt es noch keine konkreten Arbeiten."

Ganz anders sieht es bei der Aerodynamik aus. Hier wird weiterhin fleißig geforscht - sowohl am Mosley'schen CDG-Wing als auch an einer veränderten konventionellen Aerodynamik, die von Fondmetal im Auftrag der Teams ausgearbeitet wurde. "Beide Studien liegen vor, sind aber wohl noch nicht aussagekräftig genug", sagte Theissen. "Man hat es deshalb um ein Jahr nach hinten verschoben. Im nächsten halben Jahr werden bestimmte Zusatztests durchgeführt, um Informationen zu erhalten." Danach soll darüber entschieden werden, welchen Aerodynamikweg man für die Zukunft beschreiten wird. Das Ziel sind mehr Überholmanöver.