Monza war schon immer ein Nährboden für Gerüchte und Intrigen, aber dieses Jahr war es etwas Anderes. Von dem Moment als wir am Donnerstag an der Strecke ankamen, war das Paddock voll mit Gesprächen über Schumacher und was er am Sonntag verkünden würde.

Nach dem Rennen wurde dann alles aufgeklärt. Man konnte schon von seiner Körpersprache und der Dauer, die er auf dem Podium verbrachte, erahnen, dass er zurücktreten würde. Später fanden wir heraus, dass er sich schon nach Indianapolis entschieden hatte und es ist erstaunlich, dass Ferrari das die ganze Zeit verheimlichen konnte.

Andererseits war Kimis Wechsel zu Ferrari schon seit Monaten ein offenes Geheimnis. Als nette kleine Nebengeschichte dazu: Jemand hatte mir über sein neues, harley-mäßiges Motorrad erzählt, das von Walz Hardcore Cycles angefertigt worden ist. Nachdem wir mit der Siegerehrung und der Pressekonferenz fertig waren, dachte ich mir, ich würde es suchen gehen.

Also bin ich auf den Parkplatz hinaus, um einen Blick auf die Maschine zu werfen und ein paar Bilder zu machen. Als ich auf dem Rückweg war, habe ich den McLaren-Fotographen gesehen. Ich dachte mir: "Was hat er denn vor?" Und in der nächsten Minute war da Kimi, der einen kleinen, offenen, schwarzen Helm trug und dabei war auf die Maschine zu steigen. Also kam ich durch Glück zu dieser Gelegenheit Fotos zu schießen und hab ein paar nette Schnappschüsse von ihm gemacht, als er an mir vorbei ist. Dann drehte er um und kam aus irgendeinem Grund wieder zurück - vielleicht um den Menschenmassen auszuweichen. Also bekam ich ein Bild von vorne und auch von der Seite, was großartig war.

Danach bin ich auf die Website, um den ganzen Namen und die Beschreibung herauszufinden, und habe dabei herausgefunden, dass die Maschine Kimi's Iceman genannt wird. Also klickte ich darauf und da gab es eine große Sammlung von etwa 16 Bildern, auf denen die Maschine in verschiedenen Winkeln abgelichtet ist. Da waren auch ein paar Schüsse mit der Maschine in Kimis Garage und Sie werden nie erraten was dahinter drauf war - ein Ferrari Enzo mit schweizer Nummerntafel, genau wie die Maschine! Vielleicht war das eine vorzeitige Belohnung von Ferrari, weil er den Vertrag unterzeichnet hatte, es war aber auch eine vorzeitige Preisgabe seines Schicksals für 2007.

Das Renault-Drama

Die andere große Story des Wochenendes waren die Nachwirkungen der Strafe für Fernando Alonso. Als er am Sonntagmorgen auf der Strecke eintraf, zeigte Fernando für rund 100 Meter den Daumen nach unten, als er das Paddock entlang spaziert ist. Solche Gesten macht er nicht oft, also war es ziemlich klar, dass er deswegen ziemlich aufgekratzt war. Später hat Renault alle Journalisten und Fotographen zu einer Pressekonferenz eingeladen, wo sie den Zwischenfall aus dem Qualifying auf Bildschirmen im Hintergrund zeigten. Es war ein ziemliches Gedränge, aber man musste auch dort sein, weil es ein hochgradiges Drama war.

Es hat auch die Übernahme von Midland durch Spyker überschattet, die sehr spät am Samstagabend verkündet wurde. Ich machte am nächsten Morgen Fotos und sah einen der Marketing-Typen von Midland, der die ganzen Spyker-Shirts gebracht hat, die offensichtlich schon vorbeugend gemacht worden waren. Weil es eine Aktiengesellschaft ist, mussten sie auch die Zahlen bekannt geben, also konnte man sehen, für wie viel Geld das Team verkauft wurde, wie viel die Aktien wert sind und so weiter. In der Formel 1 ist das sehr ungewöhnlich.

Der unfinnische Finne

In den Tagen vor dem Rennwochenende habe ich mich sehr gefreut, als ich gehört habe, dass Heikki Kovalainen bei Renault einen Vertrag als Stammfahrer bekommen hat. Wie ich schon in älteren Kolumnen geschrieben habe, Heikki ist ein großartiger Typ und eine ganz andere Persönlichkeit als die Formel-1-Finnen der letzten Jahre; Mika Häkkinen und Kimi Räikkönen. Er ist sehr freundlich, sagt immer "Hallo" und hat ein Lächeln auf dem Gesicht. Außerdem ist er so bodenständig - er vergisst nicht, wie er auf diesen Level gekommen ist und wer ihm auf dem Weg dorthin geholfen hat.

Am Donnerstag habe ich ihn gesehen, als er mit einem Mechaniker des Arden GP2-Teams gesprochen hat, für das er voriges Jahr gefahren ist. Und vor ein paar Wochen war er in Brands Hatch bei der britischen F3 und hat sein altes Fortec-Team angefeuert. Er ist die Sorte Mensch, den die Formel 1 braucht und ich denke, er wird die Sichtweise über die Finnen ändern, dass sie Eis statt Blut in ihren Adern hätten und nie etwas zu sagen haben.

Das andere Highlight des Wochenendes war für mich persönlich der Sieg im Lucky Strike Boxenstopp-Bewerb, bei dem wir schon das ganze Jahr teilgenommen haben. Wir hatten unsere gezeiteten Stopps bereits in der Türkei gemacht, aber unsere belgischen Gegner waren erst in Monza an der Reihe, also mussten wir aufpassen und haben versucht, sie auf alle möglichen Arten abzulenken. Wir hatten in der Türkei eine Zeit von 6,7 Sekunden erreicht (gut, aber nicht so gut wie die 5,7 Sekunden, die wir in einem der Qualifying-Versuche erzielt hatten) und sie schafften am vergangenen Wochenende nur 7,1 Sekunden. Also durften wir uns über einen Laptop von Apple, eine Uhr von Seiko und Ray-Ban-Sonnenbrillen freuen.