Die Alpen glühten wieder und das gleich an drei Tagen vom 20. bis 22. Juli 2006 bei 14. Auflage der Ennstal-Classic in Gröbming. Sieger wurden wie schon im Jahr 2003 Helmut Schramke und Dr. Peter Umfahrer in einem Jaguar XK 150 DHC von 1960.

Motorsportlegenden und internationale Stars boten dem Zuschauer ein Spektakel, das sich im wahrsten Sinne des Wortes gewaschen hatte. Allen voran auch wieder Peter Kraus, der fand die Ennstal–Classic toll, gar genauso toll wie Rock'n'roll, so sein passender Hit zum Event. Auch selber ließ er es wieder krachen, in einem AC ACE Bristol D2 von 1959.

Bei der Ennstal Classic dreht sich nicht alles um moderne Boliden., Foto: adrivo Sportpresse
Bei der Ennstal Classic dreht sich nicht alles um moderne Boliden., Foto: adrivo Sportpresse

motorsport-magazin.com kam am Freitag an und konnte vorab schon mal ein paar Eindrücke von der Tauernstrecke gewinnen, ehe von 19:00 bis 22:00 Uhr der Zieleinlauf erfolgte. Dort ließ Moderator Walter Zipser den Hauptdarstellern das Wort, die sich großteils begeistert zeigten, aber mit dem Wetter zu kämpfen hatten. Hagel, Regen und Geröll machte den Piloten vor allem am Hengstpass zu schaffen, nur von Schnee blieb man verschont. Ein bekannter österreichischer Rennfahrer wusste danach sogar, wie es in der Hölle aussieht. Organisator Helmut Zwickl meinte trocken, ein Alfa wäre gerade von der Straße gerutscht, aber stehe schon wieder auf dem Transporter.

Rennlegende Sir Stirling Moss war sogar zweimal im Einsatz: Bei den Oldtimern zusammen mit seiner Gattin Susie und im historischen Grand Prix. Dort lenkte der sympathische Brite einen Mercedes 300 SL. Er nahm sich viel Zeit für Widmungen und Fotos und plauderte auch mit uns ein paar Mal. Hier ein Auszug:

Ihnen merkt man die Freude an. Sie haben immer noch Spaß, solche Autos zu fahren?

Stirling Moss: Ja. Das erinnert mich an die Zeit, als ich 1948 selber mit der Rennerei begann. Ich fuhr nahezu auf jeder Rennstrecke, mag die Leute, die Autos und die Atmosphäre. Das sind viele schöne Erinnerungen.

Damals waren die Rennstrecken noch viel anspruchsvoller, wenn man z.B. an den alten Nürburgring denkt...

Stirling Moss: Die Nordschleife ist sehr schwer zu fahren, aber phantastisch. Meistens kam noch schlechtes Wetter hinzu. Das war schon eine echte Herausforderung.

Sie gewannen 1955 auf Mercedes zwei Klassiker mit der Mille Miglia und Targa Florio. Wie findet man sich auf solchen Strecken zurecht. Wenn ich da an die Steigungen und Gefälle auf Sizilien denke...

Stirling Moss: Die Targa Florio war ein großes Rennen. Sie ist 42 Meilen lang gewesen und eine Runde dauerte etwa 15 Minuten. Ich konnte die Strecke vorab mit einem Tourenwagen kennen lernen. Ich lernte den ganzen Kurs. Es waren sehr schwierige Rennen, noch schwieriger zu fahren als die Mille Miglia. Dort konnte ich richtig gute Rennen fahren, denn ich habe die Strecke gekannt.

Mario Teresa de Filippis mischte munter mit., Foto: adrivo Sportpresse
Mario Teresa de Filippis mischte munter mit., Foto: adrivo Sportpresse

Grand Prix–Sieger Jochen Mass drehte im Mercedes Benz 300 SL seine Runde und Mike Thackwell präsentierte einen Chrysler 300. Der lässige Neuseeländer fuhr Formel 1, Langstreckenrennen und wurde 1984 F2-Europameister. Wir ließen ihn ans Mikro:

Du hast 1980 mit 19 Jahren als jüngster Fahrer der Geschichte beim kanadischen Grand Prix in der Formel 1 debütiert. Deine Erinnerungen an diese Zeit?

Mike Thackwell: Ich kann mich kaum mehr daran erinnern, das ist schon so lange her. Es war bei Ken Tyrrell. Ich war Testfahrer und half auch 1984 in Montreal aus. Ich bin zum Spaß gefahren. Nach 10 Jahren habe ich aufgehört und ging in Rente.

Wie gefällt es dir hier?

Mike Thackwell: Ich bin zum 4. Mal in Österreich, weiß aber gar nicht warum. Vielleicht weil ich die Landschaft mit den Bergen und Museen mag. Es ist eine sehr schöne Veranstaltung.

Welche Eindrücke hast du von der heutigen Tauernrunde?

Mike Thackwell: Es war ein sehr interessanter und schöner Tag. Doch durch den Wetterumschwung wurde es teilweise recht gefährlich. Ich habe gesehen, wie die Steine vom Berg herunterkamen und ein anderes Auto beschädigt haben. Hatte aber selber Glück.

Grand Prix-Flair in den Alpen., Foto: adrivo Sportpresse
Grand Prix-Flair in den Alpen., Foto: adrivo Sportpresse

Höhepunkt der Veranstaltung war dann am Samstag um 13:00 Uhr der TAG Heuer Grand Prix. Wir fanden uns mitten in der Startaufstellung historischer Rennwagen wieder. Die Fahrer standen vor ihren Boliden und gaben letzte Interviews. Mittendrin statt nur dabei auch zwei Frauen: Die ehemals so erfolgreiche Rallyepilotin Michele Mouton im Peugeot 205 Turbo 16 und die First Lady der F1 - Maria Teresa de Filippis saß bereits im Maserati 250F, auch Rennlegende Sir Stirling Moss hatte es sich bereits bequem gemacht, beide im Blitzlicht der Fotografen. Gerhard Berger war derweil ein begehrter Interviewpartner:

Gerhard, wie gefällt ihnen diese Veranstaltung?

Gerhard Berger: Ich komme jetzt zum dritten Mal her. Es gefällt mir sehr gut hier. Es macht immer Spaß. Man trifft die österreichischen Motorsportfans und hat immer tolle Autos hier. Eine gute Veranstaltung.

Wie kann man das Gefühl beschreiben, einen Alfa P3 von Tazio Nuvolari zu lenken?

Gerhard Berger: In dem Moment, als ich in dieses Auto gestiegen bin, ist mir bewusst geworden, welche Leistung diese Burschen gebracht haben und welches Risiko sie eingegangen sind.

Von einem Mythos zum anderen. Ein paar Worte zu Gilles Villeneuve...

Gerhard Berger: Villeneuve ist uns allen in Erinnerung als einer der ganz großen Fighter und wir erinnern uns alle gerne an ihn.

Derek Bell sprach mit uns über legendäre Känguru-Geschichten..., Foto: adrivo Sportpresse
Derek Bell sprach mit uns über legendäre Känguru-Geschichten..., Foto: adrivo Sportpresse

In der Zwischenzeit übernahm Philipp Peter den Moderatorposten. Vermisst wurden Dieter Quester und das Lenkrad seines Wolf–Cosworth WR8 (F1 von Rosberg 1979). Was für eine Kombination! Quester wurde am Handy gesichtet und nicht beim BMW 635CSi Coupe, der auf seinen Einsatz wartete.

Ein Blick nach Le Mans: Dr. Helmut Marko (Sieger 1971) im Porsche 917K und Derek Bell (5facher Sieger) bei seinem Porsche F2. Bells Aussagen möchten wir hier vorziehen:

Sie konnten große Erfolge im Motorsport feiern, haben aber auch 9 WM-Läufe in der F1 als Werkspilot auf Ferrari und anderen Fahrzeugen bestritten. Ihre Erinnerungen daran?

Derek Bell: Hauptsächlich bin ich natürlich Sportwagen gefahren. In der Formel 1 Ferrari zu fahren war phantastisch, weil Ferrari legendär ist, 9 Rennen in 14 Jahren ist allerdings nicht allzu spektakulär.

Vor einigen Jahren machte eine Känguru-Story die Runde in Deutschland (von Helmut Zwickl in MSA am 02.12.03 veröffentlicht). Dieter Quester und ihnen lief nachts bei einem Rennen in Australien ein Känguru in den Wagen. Um die nachfolgenden Piloten abzulenken, kleidete Quester das Tier mit ihrem Sakko ein und lehnte es an das Heck des Autos. Plötzlich erwachte das vermeintlich tote Tier aus seiner Bewusstlosigkeit und verschwand im Busch. Leider steckten im Sakko auch Geld und Papiere. Anzeige und Fahndung folgte. Können Sie sich noch daran erinnern?

Derek Bell: Ja. Es war allerdings nicht meine Story und das ganze ist schon über 20 Jahre her. Ich erzähle die Geschichte jetzt noch mal. Es handelte sich um einen bekannten Rallyefahrer, an dessen Namen ich mich nicht mehr erinnern kann. Er hat einige Bücher geschrieben. Er fuhr eine Rallye in Australien, kam über einen Hügel und übersah ein Känguru. Es lag wie tot am Boden und so machte er mit seinem Sakko ein Foto, doch das Känguru raffte sich wieder auf und lief davon. Das ist die Story, die Quester und ich gehört haben. Es war nicht mein Sakko.

Auch Christian Klien nahm sich Zeit für unsere Fragen., Foto: adrivo Sportpresse
Auch Christian Klien nahm sich Zeit für unsere Fragen., Foto: adrivo Sportpresse

Nun war es soweit: motorsport-magazin.com hatte sich durch die Menschenmassen zu einem seiner Kolumnisten, den Red Bull F1-Piloten Christian Klien durchgekämpft, der extra aus Jerez von den Testfahrten eingeflogen wurde. Aber auch Christian sollte uns nicht ohne ein paar Worte zum Event entkommen:

Christian, wie gefällt es dir auf der Ennstal-Classic?

Christian Klien: Ich bin zum zweiten Mal dabei. Eine tolle lässige Atmosphäre mit tollen alten Autos, einmal was ganz anderes, eine total relaxte Veranstaltung. Ich fahre einen Ferrari Mondial 500 aus dem Jahre 1955.

Hast du einen Bezug zu diesem Auto?

Christian Klien: Null, überhaupt nicht, aber ich bin schon gespannt, wie es zu fahren ist.

Ich habe gerade mit Philip Peter über Ovalrennen gesprochen. Könntest du dir vorstellen eines Tages nach Amerika zu wechseln?

Christian Klien: Nein. Ich denke ehrlich gesagt jetzt nicht daran und für mich zählt im Moment nur die Formel 1.

Dankeschön. Wir freuen uns schon auf deine nächste Kolumne auf motorsport-magazin.com und wünschen dir viel Glück in der Formel 1 und alles Gute!

Letzte Vorbereitungen: Dr. Mario Theissen nahm im BMW 328 <Berlin-Rom> Platz. Egon Hofer im Ferrari 330P und Dr. Axel Marx in einem Alfa Romeo 8C 2900B Le Mans von 1938. Es konnte losgehen.

Helmut Zwickl saß im Führungsauto und machte die Pace für insgesamt 6 Demorunden. Die Motorsportfans tobten, Motorsportherzen schlugen höher und die größte Show von allen Fahrern lieferte natürlich wieder einmal Dieter Quester, der es ordentlich krachen ließ.

Ennstal Classic 2006 - eine Veranstaltung, die begeisterte und bei der man abschließend nur sagen kann: Wir freuen uns schon auf 2007!