"Herr Berger, haben Sie...?" - Berger unterbricht: "Servus, ich bin der Gerhard!" Okay, also: "Hast du vielleicht fünf Minuten Zeit für ein Gespräch?" Berger lacht: "Nein, maximal zwei!" Geworden sind es dann etwas mehr als 20 Minuten. Das ist Gerhard Berger, die Begegnung liegt rund 2,5 Jahre zurück, schon damals war der Tiroler der meistbeschäftigte Formel 1-Urlauber, dem ständig irgendwelche Jobs nachgesagt wurden. Aber auch damals dürfte er beispielsweise Christian Klien mit seinem Rat zur Seite gestanden haben, zumindest haben die beiden bei ihrem Besuch der legendären "Ennstal-Classic"-Rallye angeregt diskutiert, und da hießen Red Bull Racing noch Jaguar und die Scuderia Toro Rosso Minardi.

In diese Scuderia Toro Rosso ist Berger nun plötzlich und überraschend als Teilhaber eingestiegen, er übernimmt 50 Prozent des Rennstalls und wird auch als Berater fungieren. Zudem hat im Gegenzug Red Bull 50 Prozent jener Spedition übernommen, die Berger von seinem Vater übernommen hat. Somit gibt es also eine neue Ära in der Karriere des Gerhard Berger - viele Fans werden froh sein, dass er wieder zurück ist, auch wenn noch nicht bekannt ist, in welchem Umfang Berger seine Beratertätigkeit ausführen wird.

In seinem ersten vollen F1-Jahr holte Berger Rat bei Lauda., Foto: Sutton
In seinem ersten vollen F1-Jahr holte Berger Rat bei Lauda., Foto: Sutton

1978 startete Gerhard Berger seine Rennfahrerkarriere, da war er bereits 19 Jahre alt, er fuhr auf dem damaligen Österreichring sein erstes Rennen, und es war ein Riesenflop. Doch 1979 begeisterte der Tiroler im Internationalen Alfasud-Cup. Diese Rennen waren die reinste Freude - man könnte fast sagen: Typisch Gerhard Berger. In der deutschen Formel 3-Meisterschaft fiel der ungestüme Berger Dr. Helmut Marko auf - der heutige Red Bull-Stratege brachte Berger in die F3-Europameisterschaft. 1984 schließlich debütierte Gerhard Berger in einem ATS-BMW in der Formel 1, wieder auf dem Österreichring. Und schon in seinem zweiten GP konnte er ein Spitzenresultat erzielen - es war jener GP von Italien, der für Österreich für immer in die Legenden eingehen wird - Niki Lauda siegte, Jo Gartner auf Rang 5 und schließlich Berger als Sechster.

1.000 PS-Monster

1985 bestritt Gerhard Berger sein erstes volles F1-Jahr auf einem Arrows-BMW - es war die Zeit der Turbos, der 1.000 PS-Monster, und diese waren ohne Traktionskontrolle zu bewältigen. 1986 feierte Berger in einem Benetton-BMW seinen ersten Sieg. 1987 wechselte der Tiroler zu Ferrari - doch in drei Jahren konnte Berger nur vier Siege erringen. 1989 wurde er zudem mit der großen Gefahr konfrontiert, als ihm in Imola bei 280 km/h der Frontflügel brach, der Ferrari ungespitzt in eine Mauer krachte und Feuer fing. Brandverletzungen an den Händen waren die Folge.

Nigel Mansell, Ayrton Senna und Gerhard Berger auf dem Podium., Foto: Sutton
Nigel Mansell, Ayrton Senna und Gerhard Berger auf dem Podium., Foto: Sutton

1990 wechselte Gerhard Berger zu McLaren - dort begegnete er Ayrton Senna - mit ihm entwickelte er eine tiefgehende Freundschaft. Als Senna 1994, ebenfalls in Imola, tödlich verunglückte, war das für Berger so, "als ob die Sonne vom Himmel gefallen wäre". Mit dem brasilianischen Ausnahmetalent konnte Berger auch viel Schabernack betreiben - Koffer wurden mit Wasser befüllt oder aus dem Flugzeug geworfen.

Die Handbremse...

Armin Holenia, der frühere Pressesprecher des A1-Rings, erzählte eine Geschichte, als Berger nach einem Rennen auf dem Nürburgring, wo er am Start stehen blieb, den österreichischen Presseleuten erzählte, er habe "die Handbremse zu lösen vergessen" - sogar F1-Experte Helmut Zwickl soll da im ersten Moment verdutzt gefragt haben: "Welche Handbremse?". Und Berger hat sich wohl köstlich amüsiert...

Kein WM-Titel

1990 wechselte Berger von McLaren wieder zurück zu Ferrari - danach tauschte er Platz mit Michael Schumacher, ging also zum Weltmeisterteam der Jahre 1994 und 1995, Benetton. Dort beendete er auch seine Laufbahn als Pilot. In seiner Heimat Österreich hatte es Berger stets schwer - er wurde an Jochen Rindt und Niki Lauda gemessen - beide holten jeweils den WM-Titel, was Berger verwehrt blieb.

Die McLaren-Stallkollegen Ayrton Senna und Gerhard Berger., Foto: Sutton
Die McLaren-Stallkollegen Ayrton Senna und Gerhard Berger., Foto: Sutton

Reporterlegende Heinz Prüller glaubt, dass Berger den großen Fehler beging, zwei Anfragen von Sir Frank Williams abgelehnt zu haben. Dennoch ist der Rennfahrer Berger auch ein Rekordhalter: 48 Podestplätze, 95 Punkteränge, 21 Schnellste Rennrunden, 385 WM-Punkte. Und mit seinen 10 Siegen reiht sich Berger auf Platz 22 der ewigen Siegerliste ein, neben James Hunt, Ronnie Peterson und Jody Scheckter.

Nach seinem Rücktritt im Jahr 1997, in dem er noch einen seiner größten Siege errungen hatte, als er kurz nach dem Tode seines Vaters auf dem Hockenheimring nahezu übernatürliche Kräfte entwickelte und das gesamte Wochenende beherrschte, wurde Gerhard Berger BMW-Motorsportdirektor. Doch BMW hat seinen sehnlichsten Wunsch, nämlich einen reinrassigen BMW auf die Räder zu stellen, damals nicht erfüllt. Im Jahr 2003 erklärte er seinen Rücktritt und startete seinen eingangs erwähnten F1-Urlaub. Jetzt scheint dieser beendet zu sein - Gerhard Berger ist wieder da.