Charlie Wurz hatte es ganz schön eilig, er kam vier Wochen früher als "geplant" - Papa Alex darf jedoch beruhigt sein: Bis sein neugeborener Sohn seinen ersten Formel 1-Grand Prix bestreiten kann, hat der Perchtoldsdorfer noch einige Jahre Zeit, um endlich das verflixte Grand Prix-Comeback zu schaffen...

Denn damit wird es auch 2006 nichts. Alle Einsatzcockpits sind belegt. Alexander Wurz ist privat mit Glück gesegnet - was die Karriere betrifft, und zwar ausschließlich die GP-Karriere, scheint das Pech an seinen Sohlen zu kleben. Irgendwie geht es sich einfach nie wirklich aus. Bei BMW Sauber stand er auf der Wunschliste ganz oben - doch wie soll man einem Vorstand erklären, dass man einen Ex-Weltmeister um Millionen vorzeitig entlassen musste, um Wurz im Einsatzauto zu haben?

BMW Sauber möchte Wurz immer noch - allerdings soll er dort den gleichen Job wie bislang ausüben. Dass er diesen bravourös erledigt, ist bekannt. Als Tester gehört Wurz zu den Besten. Und das McLaren-Knowhow im Gepäck ist auch nicht ohne. Dort läuft Ende des Jahres sein Vertrag aus. Es gilt nun abzuwägen, wo ein GP-Comeback, 2007 oder im Laufe der Saison, eher möglich wäre. Denn eines hat Wurz in diesem Jahr: Rennblut geleckt. In Imola durfte er Juan Pablo Montoya vertreten - und wurde auf der Strecke Vierter, am grünen Tisch sogar Dritter.

Der 31jährige Wurz soll in dieser Woche eine Entscheidung fällen. Er erklärte: "Ich werde mir zunächst alle Fakten ansehen und dann entscheiden." Dass ihm Ron Dennis ein Zeit-Ultimatum gestellt habe, wie berichtet wurde, verwies Wurz ins Reich der Märchen. Dennoch hat man in den heiligen Hallen des McLaren-Technologiecenters auf die Abwanderungsgedanken des Österreichers reagiert und nun DTM-Champion Gary Paffett ins Spiel gebracht. Der Brite hat klar gemacht, dass er immer noch die Königsklasse im Fokus hat.

McLaren bringt Gary Paffett ins Spiel. Druck auf Wurz?, Foto: Sutton
McLaren bringt Gary Paffett ins Spiel. Druck auf Wurz?, Foto: Sutton

Wurz hat die Qual der Wahl. Die Rolle bei BMW ist verlockend: Neues und stark motiviertes Team, einer der besten Windtunnel der Branche und schließlich das gesunde Budget von BMW. Allerdings hat die Sache einen Haken: BMW möchte oder kann nicht garantieren, dass Wurz 2007 zum GP-Fahrer aufsteigt. Nick Heidfeld ist mehrere Jahre gesetzt. Und was Villeneuve betrifft, gibt es zwar eine Art von Restchance auf ein GP-Comeback, unter Umständen sogar im laufenden Jahr - nämlich dann, wenn der Ex-Weltmeister am Beginn der Saison völlig im Schatten des Mönchengladbachers stehen sollte - doch all das steht auf wackeligen Beinen. BMW scheint sich nicht festlegen zu wollen, was den zweiten GP-Slot für 2007 betrifft.

Bei McLaren-Mercedes könnte Alex Wurz nahtlos an seine bisherigen Aktivitäten anschließen und darauf hoffen, dass es 2007 tatsächlich zu dem zweiten Team der Firma "Direxiv" kommt, welches von Jean Alesi geleitet werden soll. Der Haken bei McLaren: Dort wird 2006 kein drittes Auto erlaubt sein. Wurz würde nur mehr die Testfahrten als Bühne zur Talentschau nützen können.

Angeblich soll auch MF1 Racing bei Wurz angeklopft haben - aber auch dort möchte man ihn nur als Testpiloten. Andererseits soll Tiago Monteiro Geld- respektive Sponsorenprobleme haben - wohl deshalb wurde er bislang vom Team nicht wirklich als Einsatzpilot neben Christijan Albers bestätigt. Ganz klar - MF1-Toyota könnte das Insiderwissen des Alex Wurz gut gebrauchen.

Lassen wir uns überraschen, welche Entscheidung Alex Wurz in dieser Woche treffen wird. Und sollte er sie nicht treffen, kann man annehmen, dass er zumindest vor Weihnachten geklärt haben möchte, wie es in seinem Berufsleben weitergeht. Eines ist sicher: Leicht ist diese Entscheidung nicht, die Wurz da zu fällen hat...