In 208 Grand Prix hat es für Andrea de Cesaris nie zum ganz großen Triumph gereicht. Wohl auch, weil es im Kampf um ein Ferrari-Cockpit nie ein Vorteil war, einen italienischen Pass zu besitzen. Im motorsport-magazin.com-Exklusivinterview mit Andi Gröbl kritisiert de Cesaris genau diese Tatsache.

Mit Giancarlo Fisichella hat in diesem Jahr ein Italiener ein Rennen gewonnen. Ansonsten sieht es aber so aus, als würde es für junge Italiener immer schwieriger in die Formel 1 zu kommen. Was ist aus der Zeit geworden, in der rund ein Dutzend Italiener in der Formel 1 fuhren?

Andrea de Cesaris: Sie haben Recht. Trulli und Fisichella sind die zwei verbliebenen Italiener in der Formel 1. Als ich fuhr gab es aber auch viel mehr Möglichkeiten. Jetzt sind ja nur mehr 8 oder 9 Teams, die theoretisch Plätze zu vergeben haben. Aber Fisico und Jarno haben sich recht gut entwickelt.

Wer könnte der nächste junge Italiener in der Formel 1 sein?

Andrea de Cesaris: Es ist eine Frage des Sponsorings. Junge Fahrer kommen aus den niedrigeren Formeln und es gibt einfach zu wenig Sponsorgeld. Im Moment gibt es auch zu wenige junge Fahrer, die das Format haben. Es ist nicht leicht einen italienischen Champion in der Formel 1 hervorzubringen. Aber ich glaube, Ferrari hat die Verpflichtung jungen Italienern mehr Chancen zu geben.

Andrea de Cesaris im Gespräch mit Andi Gröbl., Foto: adrivo Sportpresse
Andrea de Cesaris im Gespräch mit Andi Gröbl., Foto: adrivo Sportpresse

Eine eigenartige Situation: Sie haben das größte Rennteam auf der Erde im eigenen Land und die scheinen sich um die eigenen Leute gar nicht zu kümmern - ist das wirklich so?

Andrea de Cesaris: Ja. In den letzten 30 Jahren sind dort nur ein oder zwei Italiener gefahren. Das ist das Hauptproblem. Es gibt genügend junge Italiener, die es verdienen würden bei Ferrari zu fahren, auch Fisichella und Trulli. Ich weiß nicht, warum es so schwierig ist. Das kann nur Ferrari beantworten.

Wird Ferrari 2006 den Weg aus der Krise schaffen?

Andrea de Cesaris: Letztes Jahr hatte Ferrari große Probleme mit den Reifen und deswegen waren sie ein wenig verloren. Nächstes Jahr werden die Karten wieder neu gemischt. Es gibt wieder Tankstopps und Reifenwechsel. Ferrari hat gute Chancen zurück zu kommen. Aber ganz ehrlich, ich bin eigentlich nur mehr Zuseher, ich bin kein Formel 1-Experte. Das ist auch der Grund warum ich selbst wieder ein Comeback im GP Masters gestartet habe. Ich habe dieses Auto gesehen, habe gewusst, da fahren Weltmeister mit und da habe ich mir gedacht, das ist eine gute Möglichkeit viel Spaß zu haben und trotzdem konkurrenzfähig unterwegs zu sein. Es geht auch darum mir selbst zu zeigen, dass ich nie die Chance hatte ein Rennen zu gewinnen, weil ich nie das Material dazu hatte.

Sie sehen sehr fit aus - wie haben sie sich so lange fit gehalten?

Andrea de Cesaris: Ja, ich trainiere sehr gerne. Vor allem gehe ich sehr gerne Windsurfen. Ich bin schon auf der ganzen Welt gesurft.